Blaulicht

Schüsse aus der Pfefferpistole, Täter gesteht

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Mit dieser Waffe soll der Mann die Schüsse abgegeben haben. © Ramona Adolf

Schorndorf. Fall in groben Zügen aufgeklärt, Schütze in Untersuchungshaft: Bei dem jungen Mann, der am vergangenen Wochenende in Schorndorf einen 18-jährigen Syrer und einen 19-jährigen Afghanen verletzt hat, handelt es sich um einen 26-jährigen deutschen Staatsbürger „mit Migrationshintergrund“ aus Schorndorf. Seine Waffe: ein „Tierabwehrgerät“.

Die polizeiliche Ermittlungsgruppe hatte seit Tagen gespürt: Die Schlinge zog sich enger, früher oder später würden sie den Täter dingfest machen, eine brauchbare Personenbeschreibung lag bereits vor.

Am Ende aber, erzählt Polizeisprecher Ronald Krötz, kam der Mann, der am Samstag zwei Schüsse abgefeuert hatte, seinen Verfolgern zuvor: In die Enge getrieben vom massiven Fahndungsdruck, im ziemlich sicheren Wissen, dass er sich aus dieser Affäre nicht würde herauslavieren können und womöglich auch juristisch vernünftig beraten, stellte sich am Donnerstagnachmittag ein 26-Jähriger in Begleitung seines Rechtsanwaltes der Polizei.

Er wurde festgenommen, auf Antrag der Staatsanwaltschaft am Freitag dem Haftrichter vorgeführt und sitzt nun in Untersuchungshaft. Die polizeilichen Recherchen dauern an, es geht darum, die Details präzise auszuermitteln.

Der Mann ist kein unbeschriebenes Blatt

Bei dem 26-Jährigen handelt es sich um einen Schorndorfer „mit Migrationshintergrund“, einen deutschen Staatsbürger, der allerdings nur gebrochen deutsch rede. Näher will sich Krötz zu den Herkunftswurzeln momentan nicht festlegen.

Die in Schorndorf kursierenden Gerüchte, wonach der Name des Festgenommenen „türkisch“ oder „kurdisch“ klinge, sind deshalb noch deutlich unter Vorbehalt zu stellen. Amtlich ist hingegen: Der Mann ist kein unbeschriebenes Blatt, er war bereits in der Vergangenheit wegen Gewaltdelikten – konkret: „schwere Körperverletzung und anderes“ – aufgefallen.

Er gestand: Er habe aus einem „Tierabwehrgerät Schüsse mit Reizstoff“ auf die beiden jungen Flüchtlinge abgegeben. Solch eine Waffe wird normalerweise eingesetzt, um sich aggressive Hunde, Bussarde oder andere tierische Testosteronbolzen vom Leibe zu halten, gefüllt war sie mit Pfefferspray. Damit ergeben auch die Verletzungen der beiden Opfer Sinn – heftige Atemnot, gerötete und tränende Augen, Halsbrennen: Typische Symptome, wenn jemand eine Ladung aus so einer Pfefferpistole abbekommen hat.

Das Motiv: eine Nichtigkeit

Auch was das Motiv und den Ablauf des Streits betrifft, lichten sich die Nebel: „Zwei Burschen“ sagt Polizeisprecher Krötz, gerieten sich an jenem Wochenende in die Haare „wegen einer Kleinigkeit“, einer „jugendtypischen Meinungsverschiedenheit“. Rückfrage: Was bedeutet das? Ging es um Mädchen oder Fußball?

Ganz genau will Krötz das aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht preisgeben, aber er bestätigt: Es gehe in die Richtung, jedenfalls handle es sich eher um „Kindergarten“. Beide Kontrahenten hätten „Verstärkung“ herbeigerufen, und so bildete sich ein Menschenauflauf von rund 60 jungen Leuten bei der Künkelinschule.

Was folgte, war eindeutig „keine Massenschlägerei“, sagt Krötz. Die meisten blieben mehr oder weniger passiv, einzelne aber seien aneinandergeraten, hätten sich geschubst, wohl flogen hier und da auch die Fäuste, Zeugenaussagen weisen darauf hin, dass „der eine oder andere ordentlich eingesteckt“ habe.

Offenbar wurde bei diesen Handgreiflichkeiten niemand so schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass er einen Arzt oder gar eine Klinik aufsuchen musste – zumindest liegen der Polizei aktuell keine entsprechenden Informationen vor.

In diesem erhitzten Umfeld kam es dann zur Eskalation: Der 26-Jährige zückte die Pfefferpistole.