Berglen

Was kostet trockenes Brennholz in Berglen? Wer hat noch Vorräte?

BrennholzMilla
Gesägt, gespalten und schön aufgeschichtet: aufbereitetes Brennholz. Nach etwa einem Jahr Lagerung kann es zum Heizen verwendet werden. © Gaby Schneider

Durch die steigenden Energiekosten hat schon Anfang Herbst 2022 ein regelrechter Ansturm auf Brennholz eingesetzt. Deshalb meldet das Kreisforstamt, das die Vermarktung aller kommunalen Brennholzvorräte übernimmt: „Das Brennholz ist komplett ausverkauft.“ Gekostet habe es 80 Euro für den Festmeter Buchenholz. 75 Euro habe man für anderes Hartlaubholz wie Eiche, Esche und Ahorn bezahlt.

Das klingt sehr günstig. Ist deshalb der Rems-Murr-Markt wie leergefegt? Was kostet das Brennholz anderswo? Und gibt es, zumal in einer waldreichen Gemeinde wie Berglen, nicht doch noch andere Wege, um an Holz zum Verfeuern zu gelangen?

Pssst, gibt's da nicht noch irgendwo Trockenholzvorräte?

Wer einen Schwedenofen im Wohnzimmer hat oder sogar mit Scheitholz eine Zentralheizung betreibt, der fängt nicht mitten im Winter an, sich um seinen Brennstoff zu kümmern. Der beschafft sich seinen erwarteten Winterverbrauch rechtzeitig. Doch was, wenn man sich verkalkuliert hat? Etliche Händler liefern gegen zusätzliche Gebühr brennfertiges Holz direkt ans Haus. Zum Beispiel Matthias Milla aus Rudersberg-Schlechtbach, den unsere Zeitung am Montag (27.2.) vorgestellt hat. Er kauft Frischholz beim Kreisforst und beim Landesforst, bereitet das Holz auf, lagert und liefert. Doch er hatte am Montag nur noch eine kleinere Restmenge Trockenholz, die man direkt in den Kaminofen stecken könnte. Preis: 105 Euro für den Schütt-Raummeter, plus Anfahrt.

Berglener Bürgermeister empfiehlt, sich im Bekanntenkreis oder auf Social Media umzuhören

Der Berglener Bürgermeister Holger Niederberger tut unserer Zeitung nicht den Gefallen und zaubert einfach ein paar Namen aus dem Hut, wo man denn noch schnell etwas Holz herbekommen könnte. „Wer mit Holz handelt, hat seine Stammkunden.“ Den Neu-Berglenern empfiehlt er, sich umzuhören, Leute zu fragen, „da kennt dann immer jemand einen, der einen kennt ...“ Das Rumfragen lasse sich genauso über Social Media machen, das sei ja auch längst üblich.

Stichwort Internet: Die Google-Brennholzsuche liefert Einträge bei Kaufland, Ebay und Amazon, der wir im Detail nicht nachgehen. Unter brennholz.eu melden die fränkischen „Holzbuben“ für die bundesweite Lieferung „ausverkauft“, in ihrer Region (bis 25 Kilometer) scheint es aber so, dass man noch für 250 Euro pro Raummeter an trockenes Brennholz gelangen könnte. Wenn man denn dort wohnt und so viel bezahlen will.

Wer dem Kreisforstamt etwas abkaufen will, muss erst diese Frage beantworten: Wie werde ich selbst zum Holzmacher?

Wer noch warten kann und Lust auf ein Hobby an der frischen Luft hat, dem empfiehlt Bürgermeister Holger Niederberger, sich um ein Flächenlos zu bewerben, das nach der nächsten Einschlagssaison 2023/24 wieder zur Verfügung steht.

Je mehr Arbeit jemand selbst hineinsteckt, desto günstiger bekommt er das Holz. Stammteile aus dem vom Förster gekauften „Los“ zu holen, kostet viel Kraft und Zeit, und man braucht eine gute Ausrüstung, Motorsäge, Axt, Schutzkleidung, Anhänger. Außerdem muss man dem Förster gegenüber nachweisen, dass man einen Motorsägenkurs belegt hat.

Das Equipment ist immer nötig, aber etwas schneller geht es für jene, die vom Kreis ganze Stämme kaufen, die Forstarbeiter zuvor an den Waldweg gezogen haben. Von diesem „Brennholz lang“ redet das Kreisforstamt, wenn es um seine sehr günstig klingenden Preise geht – die in der laufenden Saison allerdings um 15 Euro für den Festmeter Buche nach oben geklettert waren.

Außer Zeit braucht man Platz, um das gesägte und gespaltene Holz etwa ein Jahr lang trocknen zu lassen. Für viele Berglener ist das kein Problem, am Haus, im Garten oder am Rand der Streuobstwiese findet sich ein Plätzchen.

Stammkunden haben sich größere Vorräte angelegt - haben sie etwas übrig?

Das Kreisforstamt verkauft Brennholz also nur an Leute, die beim Kleinmachen und Aus-dem-Wald-Holen selbst Hand anlegen. Trotz der damit verbundenen Mühen registriert es laut Pressestelle eine wachsende Nachfrage: „Durch die gestiegenen Energiekosten haben sich viele Menschen wieder an ihren Holzofen erinnert und sind als neue Holzkunden aufgetreten“, zitiert Pressefrau Claudia Bell auf Nachfrage unserer Zeitung den zuständigen Forstdezernenten Gerd Holzwarth. Und: „Bisherige Kunden haben deutlich mehr Holz gekauft und sich einen Vorrat angelegt.“ Das wären dann genau die Kandidaten, die jemand ohne Holz jetzt ansprechen kann - der Winter war nicht sehr kalt bisher, vielleicht haben sie ja etwas übrig. Denn zu lange sollte Holz auch nicht abgelagert werden, denn je trockener, desto mehr Feinstaub entsteht beim Verbrennen. Und danach guckt dann wieder der Schornsteinfeger und zeigt dem Holzmacher gegebenenfalls die Rote Karte.

Was wirft der Berglener Gemeindewald eigentlich an Menge ab?

„Aus dem Gemeindewald Berglen wurden im Jahr 2022 in Summe 1600 Festmeter Brennholz (lang, an der Waldstraße) verkauft“, so Claudia Bell. „Die Summe schwankt von Jahr zu Jahr in Abhängigkeit davon, in welchen Waldbeständen Holz geerntet wird.“ Es werde zudem nur solches Holz als Brennholz verkauft, das nicht für den Bau von Möbeln oder Dachstühlen geeignet ist.

Wann und wie kommt ein privater Holzmacher an kommunales Brennholz?

„Brennholz an der Waldstraße kann bei den zuständigen Förstern per E-Mail bestellt werden“, teilt Claudia Bell mit. „Neue Bestellungen werden ab Ende August angenommen. Die Einschlagssaison beginnt im November und endet im März. Die Zuweisung des gewünschten Holzes erfolgt nach der Holzernte, während der Einschlagssaison.“

Und tatsächlich gibt es ein gewisses Ranking, da kann nicht einfach jemand aus Stuttgart kommen und den Rems-Murr-Holzmachern das Holz unter der Nase weggkaufen: „Das Holz wird bevorzugt an die Bürgerinnen und Bürger der jeweiligen Kommunen verkauft. Sollte mehr Holz verfügbar sein, bekommen auch Auswärtige Holz“, erläutert Claudia Bell. „Bei verstärkter Nachfrage können jedoch nicht alle die gewünschte Menge erhalten. Die Revierförster behalten sich dann Kürzungen vor.“

Der Waiblinger Revierförster indes plant am 1. April eine Holzversteigerung. Wer hier günstige Preise erwartet, liegt aber falsch. 

Ausblick: Werden die Preise für Holz wieder sinken?

Gerd Holzwarth glaubt zumindest, dass die Nachfrage sich wieder auf das alte Niveau einpendeln wird, dass sich „der Run in der nächsten Saison wieder etwas beruhigen“ wird. Wie die Preise im Herbst 2023 aussehen, hänge indes von den Holzerntekosten und der Lage auf dem Energieholzmarkt ab. „Sie werden voraussichtlich steigen“, so seine Prognose.

Durch die steigenden Energiekosten hat schon Anfang Herbst 2022 ein regelrechter Ansturm auf Brennholz eingesetzt. Deshalb meldet das Kreisforstamt, das die Vermarktung aller kommunalen Brennholzvorräte übernimmt: „Das Brennholz ist komplett ausverkauft.“ Gekostet habe es 80 Euro für den Festmeter Buchenholz. 75 Euro habe man für anderes Hartlaubholz wie Eiche, Esche und Ahorn bezahlt.

Das klingt sehr günstig. Ist deshalb der Rems-Murr-Markt wie leergefegt? Was kostet das Brennholz

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