Ex-Gemeinderat aus Kaisersbach packt in Afrika an
Kaisersbach/Matema. In ein paar Wochen wird Ingenieur Hermann Hausmann wieder seine Koffer packen und den Welzheimer Wald verlassen. Er fliegt nach Tansania, um in Matema, einem kleinen Ort am Nordende des Malawisees, zu schauen, wie sich das Dorf entwickelt hat. Dank Hausmann liefern dort Dieselgeneratoren Strom, und Fotovoltaikanlagen versorgen ein Hospital mit Energie. Nun will der Ex-Gemeinderat die Zahnpflege vorantreiben.
Hermann Hausmann zeigt ein paar Bilder von seinem Patenkind Anna. Es kam vor einigen Jahren als Frühchen zur Welt. Was auch in Deutschland problematisch sein kann, stellt Ärzte in Afrika vor gewaltige Herausforderungen. Ein Brutkasten? Nicht vorhanden. Und selbst wenn: Damals gab es vor Ort ja noch nicht einmal ein funktionierendes Stromnetz. Aber die kleine Anna hat überlebt. Hermann Hausmann übernahm die Patenschaft, zahlt unter anderem das Internat. Er ist also nicht so, dass er die Sache ganz rational betrachtet. Und doch betont er, dass er das Projekt, die Infrastruktur vor Ort voranzubringen, nicht aus purer Nächstenliebe betreibt. „Ich mache das für mich“, sagt er ehrlich. Ihm macht das Spaß, verschafft es Befriedigung, im Dorf etwas herzustellen, etwas zu erreichen. Dass sein Engagement und das weiterer Ehrenamtlicher den Menschen in Afrika hilft, das sei – natürlich – umso besser. 2007 war er das erste Mal in Tansania.
Es gibt ein Netzwerk deutscher Helfer in Tansania, weiß Hermann Hausmann. Man tauscht sich aus – auch im wahrsten Sinne des Wortes. Wird eine Bohrmaschine benötigt, so kann das zu einem Problem werden. Wer in Deutschland einen Nachbarn fragen kann oder kurzerhand in den Baumarkt geht, steht in Afrika mitunter vor fast unlösbaren Problemen. Bohrmaschinen sind Mangelware. Also wird überlegt: Wer ist gerade in der Nachbarschaft – wir sprechen hier von 50 Kilometern und mehr – und kann aushelfen? Eine Maschine zu kaufen, ist möglich. Aber dafür müssen die Menschen lange Strecken zu Fuß gehen oder das Auto nehmen. Doch Diesel kostet viel Geld. Da überlegt sich die Dorfgemeinschaft genau, wann eine Tour Sinn macht. Hilfe zur Selbsthilfe ist angesagt. Natürlich werden in Afrika vor allem auch Ärzte gesucht, die Menschen behandeln und ausbilden. Doch ein Ingenieur, das hat der 62-Jährige erfahren, ist heiß begehrt. „Jeder kann sein Talent einbringen.“ Darum schaut er wieder in Ostafrika vorbei.
Per Container hat er bereits unter anderem Diesel-Generatoren nach Afrika verschifft und eine Solaranlage aufgebaut beziehungsweise Hilfestellung geleistet. Er hat in Tansania schon Männer ausgebildet, sogenannte Fundis, Techniker. Mit ihnen hatte er vor Jahren eine Fotovoltaikanlage installiert. Die Anlage erbringt eine Leistung von elf Kilowatt. Damit kann zeitweise das Krankenhaus betrieben werden. Die Hilfe ist konkret. Die HIV-Infektionsrate ist in Tansania hoch. Es ist wichtig, dass die Mediziner sterile Werkzeuge benutzen. Mit der Mittagssonne kann ein Sterilisator betrieben werden. Doch Hausmann ahnt, dass der Strom eher für die Klimaanlage im Krankenhaus genutzt wird, was in Teilen auch Sinn macht. Es ist medizinisch kaum zu vertreten, dass die Ärzte bei Operationen derart schwitzen, dass Schweißtropfen oftmals die Patienten treffen. Mangelverwaltung eben. Doch Hygiene sei das A und O.
Erst mal gucken, ob im Dorf alles funktioniert, dann weitersehen
Wer derlei hört, kann verstehen, dass ein Trip nach Tansania deutsche Helfer erdet und Probleme in der Heimat kleiner erscheinen lässt. Im März/April hat Hausmann drei Ziele. Er will gucken, dass – und vielleicht auch ob – vor Ort noch alles funktioniert. Dann will er in der Intensivstation einen sterilen Boden verlegen. Einige Sachen laufen in Matema sehr professionell ab. Und doch hakt es irgendwo. Schwierigstes Projekt ist der Zahnarztstuhl.
Den hat er bereits 2013 nach Tansania mitgebracht. Er hat ihn in Freiburg aufgetrieben und im Krankenhaus aufgebaut. Leider fehlen noch Bohrer. Die sind teuer. Doch damit ist es nicht getan. Sauberes Wasser und Druckluft werden benötigt. Einen Kompressor hat er ebenfalls schon aufgebaut. Aber funktioniert der noch oder wurde er zweckentfremdet, um Reifen aufzupumpen? Antworten wird er bald erhalten. Ein Dentist soll angelernt werden. Deutsche Mediziner könnten in Matema vorbeischauen, operieren und Wissen vermitteln. Bisher können die Einheimischen dort lediglich Zähne ziehen. Einzelheiten erspart sich Hausmann. Er fügt an, dass bestenfalls der richtige Zahn gezogen wird. Das soll sich nun ändern, wenn eine Art Praxis eingerichtet wird. Der Ingenieur weiß, was ihn erwartet: „Man muss improvisieren können!“ Er freut sich auf den Trip, der nur in Teilen als Urlaub bezeichnet werden kann. Freizeit gönnt sich Hausmann ebenfalls. Er will im Malawisee schwimmen. „Afrika hasst man, oder man geht wieder hin“, erläutert er die Motivation vieler Helfer. Ihn reizen das Land, die Menschen, das Helfenkönnen, die Arbeit. Für das Krankenhaus sucht er einen Rollstuhl. Vor Ort heißt es dann oft Mängelverwaltung. „Es fehlt an Kleinigkeiten.“ Das nervt und fordert den Tüftler heraus. „Ich freue mich“, sagt er. Die Eindrücke, die er dort gewinnt, will er nicht missen. Die helfen gegen eine gewisse „Kleingeistigkeit“.
Spenden
Wer daran interessiert ist, dass es in Tansania aufwärtsgeht, kann spenden an das Berliner Missionswerk. Spendenkonto: Evangelische Bank, IBAN: DE86 5206 0410 0003 9000 88, BIC: GENODEF1EK1. Verwendungszweck: 7142 Matema Hospital.
Informationen auch auf: www.berliner-missionswerk.de. Adresse auf der Überweisung angeben, dann wird am Jahresende eine Spendenbescheinigung zugesandt.