Kaisersbach

Wiedersehen mit der Hufeisenfamilie

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Hufeisenwerfen © Christine Tantschinez
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Werfer in Aktion: Die Höchstpunktzahl erreicht, wer das Hufeisen voll um den Stab legt und „einen Ring“ macht. © ZVW/Benjamin Büttner

Kaisersbach-Ebni. Ganz gleich, wen man fragt beim Hufeisenturnier: Sie fühlen sich wie eine große Familie, die Freunde des Hufeisenwurf-Sports. Vergangenes Wochenende sind sie in Ebni zusammengetroffen, um die Eisen klappern zu lassen. Auch aus Bayern und der Schweiz sind Hufeisen-Sportler angereist, denn ihnen ist kein Weg zu weit.

Zwischen zehn- und zwölftausend Kilometer jährlich legt Markus aus dem Kanton Sankt Gallen in der Schweiz im Wohnmobil zurück. In der Freizeit ein On-the-Road-Leben fürs Hobby: „Wir treffen uns überall, die Hufeisen-Clubs kennen sich alle“, erzählt er. 280 Kilometer ist er gefahren, um beim Hufeisenturnier in Ebni das Eisen durch die Luft wirbeln zu lassen.

Kein verbissener Wettbewerb, der Spaß steht im Mittelpunkt

Dass es sich um ein Qualifikationsturnier für die deutschen Meisterschaften im September handelt, hat für ihn keine Bedeutung: „Wir Schweizer dürften gar nicht daran teilnehmen, selbst wenn wir uns qualifizieren, das gibt das Regelwerk vor“, sagt er. Der sportliche Ehrgeiz sei es demnach nicht, der ihn und seine Frau, die ebenfalls wirft, herführt: „Wir kommen aus Spaß, für die Freude am Sport, es geht ums Wiedersehen“, sagen sie.

Vergangenes Wochenende dreht sich auf der Wiese der Reit- und Countryfreunde alles ums „Einringen“ – das sagt der Hufeisenwerfer zu einem gelungenen Wurf, bei dem das Wurfgerät nach der Landung die Metallstange komplett einschließt.

Beim Qualifikations-Hufeisenwerfen treten 36 Teilnehmer an, um ihre Wurffähigkeiten und das Zielvermögen mit anderen zu messen.

Anstrengen ja, jeder will gewinnen, aber nicht verbissen. „Die Gewinnabsichten laufen nebenher“, sagt Siegfried Wagner, Erster Vorsitzender der veranstaltenden Reit- und Countryfreunde Ebni. „Und wenn der andere besser ist, dann gewinnt eben er“, sagt „Adi“ vom Verein Moos-Eisen Eichenried aus Oberbayern. Als er auf dem Court auf Günther vom Team der Country- und Westernfreunde Schwaikheim trifft, begrüßen sich die beiden mit kumpelhaftem Handschlag und wünschen sich gegenseitig ein „gutes Spiel“.

„Ich will ins Finale“, tritt Werner Oechsle, Erster Vorsitzender der Country- und Westernfreunde Schwaikheim, mit augenzwinkenden Ambitionen an. Im Achtelfinale wird es spannend. Lauter Jubel, als sich Vater und Sohn Steffen Oechsle gegenüber stehen. Die Anfeuerungsrufe gelten dem Sohn, der sich allerdings mit 22 zu 12 geschlagen geben muss. Nach einigen Vorrunden ist es vollbracht: Rund 150 Eisen hat Werner Oechsle geworfen auf seinem Weg ins Finale.

Bei einer falschen Bewegung steigt das Eisen senkrecht hoch

Mehrmals geht es hin und her. Eine Partie besteht aus viermal zwei Würfen in die eine, und ebenso vielen in die andere Richtung. Bei der sogenannten „American Disziplin“ werfen die Männer auf einer Strecke von 11,27 Metern, für Frauen sind es 8,27 Meter. Die Höchstpunktzahl erreicht ein Werfer, wenn er das Hufeisen voll um den Stab legt und „einen Ring“ macht.

Im Court lassen sich verschiedene Wurftechniken beobachten. Ein Werfer hat vor dem Abwurf ein Auge geschlossen, mit dem anderen fixiert er die Hand, die den eisernen Pferdeschuh hält.

Eine Frau geht schwungvoll in die Knie und schwingt ihr Eisen locker mit, bevor sie es loslässt. Markus aus der Schweiz vergleicht es mit „Bowling“: „Unten durchschwingen, oben loslassen, und immer mit gestrecktem Arm abwerfen.“ Bei einer falschen Bewegung steigt das Eisen senkrecht hoch und macht keine Strecke.

Ein gehöriges Stück Arbeit ist es, sich das entsprechende Geschick anzueignen: „Üben, üben, üben“, sagt Emil Petersen aus Schwaikheim. Er ist in der Vorrunde ausgeschieden. „Zu starke Gegner heute“, meint er dazu.

Der 33-Jährige trainiert dreimal pro Woche, seit er über einen Arbeitskollegen die Nischensportart kennengelernt hat. „Es ist lustig und es macht nicht jeder“, sagt er. Ihm gefällt es, sich konzentrieren zu müssen. „Es ist faszinierend, dass man so gut treffen kann.“

Abends, als die „Hufeisenfamilie“ dann bei einem Bierchen zusammensitzt auf der ruhigen Wiese unter Nussbäumen und unter dem Zelt, kommt beim einen oder anderen das Gefühl auf, in einem urig gemütlichen Western-Saloon zu sitzen.

Diese Männer und Frauen haben am Samstag die besten Würfe gemacht:

American Disziplin Herren: 1. Werner Oechsle, Schwaikheim; 2. Peter Schneider, Mannheim; 3. Florian Weiß, Bodensee.

American Disziplin Damen: 1. Elke Kussmaul, Ebni; 2. Martina Schrädobler, Eichenried bei Erding; 3. Sibylle Wiedmer, Hufeisenclub Sankt Gallen (Schweiz).

Deutsche Disziplin Herren: 1. Mario Hieber, Eichenried (71 Punkte); 2. Werner Oechsle, Country- und Westernfreunde Schwaikheim (68 Punkte); 3. Peter Schneider, TV 1877 Waldhof Mannheim (67 Punkte).

Deutsche Disziplin Damen: 1. Sibylle Wiedmer, Hufeisenclub Sankt Gallen (61 Punkte); 2. Elke Kussmaul, Reit- und Countryfreunde Ebni (61 Punkte); 3. Silvia Zimmermann, Reit- und Countryfreunde Ebni (55 Punkte).

Deutsche Disziplin Mannschaften: 1. Moos-Eisen Eichenried (201 Punkte); 2. Country- und Westernfreunde Schwaikheim (186 Punkte); 3. Reit- und Countryfreunde Ebni (173 Punkte).