Kostet viel, lohnt sich aber: Architekt zu Dämmung und Heizung bei Altbauten

Neue Heizung, neue Fenster, Dämmung: Ein Haus energetisch auf Vordermann zu bringen, kostet eine Stange Geld. Viele scheuen die Investition. Ein Architekt und Energieberater sagt: Die Häuser, um die es geht, seien meist zwischen 25 und 70 Jahren alt. Oft hätten die Eigentümer „extrem wenig oder gar nichts“ in energetische Verbesserungsmaßnahmen gesteckt. „Sie müssen sich also nicht wundern, warum nach einer so langen Zeit viele dringende Aufgaben anstehen, und jede für sich kostet Geld.“ Es lohne sich aber trotzdem.
Was kostet die energetische Sanierung eines Altbaus? Lohnt sich eine Wärmepumpe?
Thomas Schimek berät Eigentümer. Insbesondere in den beiden vergangenen Jahren seien die Kosten wegen Material- und Energieknappheit um 25 bis 50 Prozent gestiegen. Der Architekt geht davon aus: „In Zukunft werden die Preise weiter steigen, weil Handwerksleistung immer teurer wird, da das Fehlen von qualifiziertem Fachpersonal die Unternehmen vor Durchführungsprobleme stellt.“
Warum kostet die energetische Sanierung eines Altbaus so viel? Lohnt sich eine Wärmepumpe auch für ältere Hauseigentümer noch? Und sind Wärmepumpen überhaupt lieferbar? Mit solchen Fragen kommen zurzeit viele zu Thomas Schimek. Sein Argument: „Wir ertüchtigen das Haus ja nicht nur für Ihre Bedarfe, sondern wir wollen das Haus langfristig nutzbar halten. Sie als Eigentümer wollen Ihr wertvolles Haus vererben oder verkaufen oder vermieten.“
Die „energetische Ertüchtigung“ lohne sich, da die Wohnqualität direkt verbessert werde und der Energieverbrauch sinke. Die „Werthaltigkeit“ werde langfristig gesichert.
„Je nach Situation 2500 bis 6000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche“
Gerade in einer teuren Gegend wie der Region Stuttgart ist Neubau für viele keine Option. Doch bei einst modernen, jetzt jahrzehntealten Immobilien ist unter Umständen einiges zu machen. Wenn sich heute jemand ein Einfamilienhaus kauft, vielleicht aus den 1960er Jahren, wie viel kostet die energetische Sanierung? Architekt Schimek meint dazu: „Gehen Sie davon aus, dass dieses Haus bei einer umfassenden energetischen Ertüchtigung in allen Bereichen verändert wird.“
In einem Haus dieses Alters seien Modernisierungs- und Sanierungsaufgaben notwendig. „Wenn das Haus leer ist, bauen wir zurück auf Rohbaukonstruktion (Decken, Wände, Dachkonstruktion) und bauen neu auf (Elektro, Heizung, Sanitär, Lüftung, Fenster, Haustüre, Außenwanddämmung, Dachdämmung, Aufsparrendämmung, Kelleraußenwanddämmung, ggf. Umbaumaßnahme im Haus)“, schildert der Berater.
Da der Einbau hier aufwendiger sei als bei einem Neubau, komme es auch teurer. „Je nach Situation und Tiefe der Maßnahmen rechnen wir zwischen 2500 und 6000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.“
Lieferzeit von Wärmepumpen "planbar"
Immerhin, sagt Schimek, Wärmepumpen seien lieferbar. „Nachdem wir beraten und geplant haben, werden in der Regel weitere bauliche Maßnahmen durchgeführt, die eine Bestellzeit von drei bis acht Monaten planbar machen.“ Problematisch sei, wenn eine Gasheizungsanlage ausfällt und eine Reparatur nicht mehr möglich ist. Er rät deswegen, sich bald mit dem Thema zu befassen. Denn: „Auch Energieberater haben durch viele Anfragen mittlerweile Wartezeiten.“
"Zukunft Altbau": Wie man prüft, ob eine Wärmepumpe eingebaut werden kann
Manches können Immobilieneigentümer dabei auch selbst feststellen. So gibt „Zukunft Altbau“, ein vom Land gefördertes Beratungsangebot, das an diesem Samstag in Kernen am Rathaus Rommelshausen informiert, folgenden Tipp, um zu prüfen, ob eine Wärmepumpe ohne Weiteres infrage kommt: Diese Heizungen bräuchten eine niedrige Vorlauftemperatur.
„Ob das eigene Haus mit einem solchen Temperaturniveau ausreichend warm werden würde, lässt sich mit einem Test selbst herausfinden. An einem sehr kalten Tag in einer Frostperiode stellt man die Vorlauftemperatur des Heizkessels auf 50 bis 55 Grad ein und dreht dann die Thermostate an den Heizkörpern auf 20 Grad Celsius. Werden alle Räume anschließend ausreichend warm, ist das Haus fit für eine Wärmepumpe. Wenn nicht, muss energetisch saniert werden.“
Architekt Schimek: Werden Maßnahmen hintereinander abgearbeitet, können sich Kosten doppeln
Zur Frage, ob man bei einem Altbau statt des Komplettpakets erst einmal nur die Heizung oder alte Fenster austauschen könnte, sagt Schimek: Man könne notwendige Maßnahmen natürlich nacheinander abarbeiten. „Allerdings ergibt sich bei zeitlich gestreckten Baumaßnahmen eine gewisse Reibung. Für die Fassadendämmung mit Fenster braucht man ein Gerüst und eine spätere Dachsanierung benötigt wieder ein Gerüst. Der Kunde hat doppelte Gerüstkosten, weil er die notwendigen Ertüchtigungen der warmen Gebäudehülle nicht in einem Zug durchführt.“
Als sinnvolle Einzelmaßnahmen nennt Schimek: Kellerdeckendämmung innen, Innendämmungen von kalten Räumen zu warmen Räumen (Untergeschoss-Wohnräume neben Kellerräumen), Außendämmung im Untergeschossbereich, Kellerabgang. Das sei alles förderfähig. Ein Energieberater helfe, das richtige Material und die Dämmstärke zu bestimmen, und stelle die Förderanträge.
Fenster tauschen, aber nicht dämmen? "Nicht zielführend"
Die Fenster auszuwechseln, ohne die Fassade zu dämmen, sei „nicht zielführend, weil sich die Außenwand physikalisch im Vergleich zu den ‘guten’ Fenstern verschlechtert und die Außenwand durch Tauwasser innen feucht werden kann und sich Schimmel ansiedelt“.
Die Furcht, durch die Dämmung an sich könne es zu Schimmel kommen, versucht der Architekt den Hauseigentümern zu nehmen: „Schimmel entsteht durch Wasserniederschlag auf kalter Oberfläche. Entweder fehlt eine geeignete Lüftungsanlage, oder es besteht ein Bauschaden durch fehlende Planung und schlechte Ausführung. Außendämmung, Immendämmung, Lüftung sind Bestandteile von Häusern, die bei vorschriftsmäßiger Anwendung zu keinerlei Schaden führen. Hierzu bedarf es qualifizierter Planung und geeignetes Fachpersonal beim Handwerk.“
Heute noch eine neue Gas-Heizung? Eher in Sonderfällen
Kann es heute überhaupt noch gute Gründe geben, beim Austausch einer Heizung eine neue Gas-Heizung einzubauen? Energieberater Schimek meint: „In Ergänzung zu einer Wärmepumpe könnten sicherheitsbedürftige Immobilienbesitzer die Gasheizung belassen, um beim Ausfall der Wärmepumpe eine Alternative zu haben. Aber sie zahlen ganzjährig die Grundgebühren des Gasbezugs, Wartungskosten für die zusätzliche Gasheizung und Schornsteinreinigung.“ Er sieht das eher bei Sonderfällen, etwa bei einem Denkmal oder wenn keine Aufstellfläche für eine Wärmepumpe vorhanden ist.