Kernen

Parkchaos in den Weinbergen: Erfolg der Kugelbahn ist zum Problem geworden

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Die "Herzogliche" Kugelbahn ist bei Familien beliebt. © Ralph Steinemann Pressefoto

Die Kugelbahn über dem Kernener Ortsteil Stetten, die zur Remstal-Gartenschau 2019 errichtet wurde, ist so beliebt, dass sie zum Problem geworden ist. Die Corona-Krise, in der viele Familien sich Ausflugsziele in der Gegend suchen, hat den Ansturm auf die Weinberge noch verstärkt. Der kleine Wanderparkplatz beim Sängerheim platze regelmäßig aus allen Nähten, viele Besucher parkten „rücksichtslos entlang der Weinberge“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Kernener Rathaus. Die Gemeinde ergreift jetzt erste Maßnahmen, um des Problems Herr zu werden. „Die Besucher sollen im Tal parken und zur Kugelbahn wandern. Dazu wird die Beschilderung entsprechend ausgebaut, außerdem wird verstärkt kontrolliert werden“, heißt es in dem Pressetext. Zuvor war am vergangenen Donnerstagabend der Gemeinderat informiert worden. Bürgermeister Benedikt Paulowitsch kündigte an, dass in der Steigstraße, die hinauf in die Weinberge führt, künftig Verkehrszeichen signalisieren sollen: „Hier geht’s nicht zur Kugelbahn.“ Eine Schranke sei nicht möglich, unter anderem wegen des erlaubten Autoverkehrs durch Restaurantbesucher, die unterwegs sind zum Sängerheim.

Am Waldrand wird wild geparkt

Bei der Planung des Gartenschau-Highlights sei vorgesehen gewesen, dass die späteren Besucher die normale Wanderroute des Stettener Rundwegs benutzen, sich die Kugelbahn also „erwandern“, heißt es in dem Pressetext. Der Wanderweg startet in der Ortsmitte, die Kugelbahn-Stationen begleiten den Wanderweg auf einem rund 1,5 Kilometer langen Streckenabschnitt. Einige Besucher folgten dieser Route, doch etliche Familien fahren laut Verwaltung mit dem Auto quer durch die Weinberge zum Startpunkt der Kugelbahn und parken wild am Waldrand und in den Weinbergen.

Anlieger ärgere das regelmäßige Verkehrschaos: „Wengerter, die bei ihrer Arbeit behindert und angepöbelt werden, Spaziergänger, die dem Parksuchverkehr ausweichen müssen, oder auch Gäste der Sängerheim-Gaststätte, die keine Parkmöglichkeiten finden“, zählt die Gemeinde auf. Die beiden Kernener Vollzugsbediensteten reichen demnach nicht aus, das Problem in den Griff zu bekommen, „zumal die Wildparker auf Zurechtweisungen und Strafzettel häufig unwirsch reagieren und sich allzu oft als unbelehrbar erweisen“.

Ein Shuttle? Zu teuer!

Um der Situation entgegenzuwirken, habe die Gemeindeverwaltung beschlossen, die Zufahrt ans Sängerheim für Kugelbahnbesucher zu sperren. Alternative Lösungsvorschläge wie ein möglicher Buspendelverkehr seien „sehr teuer und zeitlich sowie witterungsbedingt unflexibel“, heißt es in der Mitteilung. Ein Busshuttle von der S-Bahn-Haltestelle aus hatte die neue Kernener Tourismus-Beauftragte Daniela Callenius in einem Interview mit unserer Zeitung ins Gespräch gebracht. „Die Verbotsschilder interessieren die Autofahrer nicht“, hatte Callenius im Juni gesagt. In der jüngsten Sitzung sagte Benedikt Paulowitsch, es werde nicht gelingen, die „Anzahl der Autos auf null zu bringen“.

Nichtsdestotrotz sollen ab Ende kommender Woche Hinweisschilder die Besucher leiten. „Wer die Gartenschau-Attraktion erleben will, muss in der Ortsmitte starten.“ Über den Startpunkt des Stettener Rundwegs, der am St.-Pierre-Platz (evangelische Kirche) beginnt, sei die Bahn über die Burgsteige und vorbei an der Yburg in etwa 25 Minuten erreichbar. „Parkplätze stehen am Parkplatz Weinstraße zur Verfügung, alternativ am Alten Friedhof sowie in der Ortsmitte beim Sportplatz“, schreibt die Verwaltung und weist auf alternative Anreisemöglichkeiten hin: Die Kugelbahn sei gut und nachhaltig durch den Öffentlichen Personennahverkehr erschlossen: beispielsweise vom Stuttgarter Hauptbahnhof im Halbstundentakt mit der S-Bahn. „Oder die Besucher nutzen das Leih-Angebot von Regiorad. Unter anderem stehen am Bahnhof Rommelshausen und in der Stettener Klosterstraße Leih-Pedelecs zur Nutzung bereit.“

Die Mitglieder des Kernener Gemeinderats reagierten mit Skepsis auf die geplanten Maßnahmen. „Im Tal sieht’s doch nicht anders aus“, sagte Andreas Colosi vom Parteifreien Bündnis (PFB) in Bezug auf das Parkchaos. „Die Probleme werden sich nur verlagern. Wir müssen da ein größeres Rad drehen.“ Das sieht auch die Verwaltung so, möchte sich aber offenbar über kleine Maßnahmen an die „große Lösung“ herantasten.

In diesem Zug wollen die Kernener auch mit dem Navigationsdienst Google Maps Kontakt aufnehmen, der die Gäste in die Weinberge leitet. Der Beigeordnete Peter Mauch sagte am Donnerstag: „Sobald die Familie im Auto sitzt und der Vater die Kugelbahn ins Navi eingibt, haben wir verloren.“

Die Kugelbahn über dem Kernener Ortsteil Stetten, die zur Remstal-Gartenschau 2019 errichtet wurde, ist so beliebt, dass sie zum Problem geworden ist. Die Corona-Krise, in der viele Familien sich Ausflugsziele in der Gegend suchen, hat den Ansturm auf die Weinberge noch verstärkt. Der kleine Wanderparkplatz beim Sängerheim platze regelmäßig aus allen Nähten, viele Besucher parkten „rücksichtslos entlang der Weinberge“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Kernener Rathaus. Die Gemeinde

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