Kernen

Schmierereien, Lärm, Müll: Lage am "Tor ins Remstal" in Kernen bleibt angespannt

StrassenkurveStetten
Schmierereien, abmontierte Schilder und Lärm sorgen am „Tor ins Remstal“ häufig für Aufsehen. © Gaby Schneider

Das „Tor ins Remstal“ ist ein beliebter Aussichtspunkt im Rems-Murr-Kreis. Motorradfahrer, Radsportler und andere Ausflügler zieht es bei gutem Wetter regelmäßig an den Torbogen an der Landesstraße 1199 zwischen Stetten und Esslingen. Malerisch setzt das Tor die Hügel im Remstal in Szene, eine Bank lädt zum Verweilen ein. Daneben: beschmierte Schilder und Leitplanken, häufig auch Müll. Das „Tor ins Remstal“ rückte in der Vergangenheit immer wieder ins Licht der Öffentlichkeit, jüngst durch Farbschmierereien und sogar durch auf der Straße platzierte Nägel.

Beschmierte Leitplanken und Lärm zeichnen den Streckenabschnitt aus

„Mehrere Leitplankenteile sowie Leitpfosten entlang der L 1199 wurden zwischen Freitag (17.2.2023, Anm. d. Red.) und Montag (20.02.2023, Red.) mit Farbstiften und Sprays bemalt. Der dadurch entstandene Sachschaden beläuft sich auf mehrere Tausend Euro.“ Diese Passage stammt aus einer Polizeimitteilung, die am auf die Tat folgenden Dienstag (21.2.) veröffentlicht wurde.

Geschwindigkeitsschilder wurden entwendet

Bei Schmierereien allein bleibt es jedoch nicht. Die kurvenreiche Strecke hat sich in der Vergangenheit als „sehr unfallträchtig“ erwiesen, so die Polizei. Aus diesem Grund wurden im Kurvenbereich rund ums Remstaltor Schilder aufgestellt, die auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h hinweisen. „Im vergangenen Jahr wurden diese Verkehrszeichen von unbekannten Tätern dreimal demontiert und teilweise auch entwendet“, teilt ein Sprecher der Polizei mit. Einen direkten Tatverdacht habe es jedoch nicht gegeben.

Aufgestellt wurden die Geschwindigkeitsschilder jedoch nicht nur, um Unfälle zu vermeiden, sondern auch zur Lärmminderung. Die Polizei teilt mit, dass sich Anwohner in der Vergangenheit häufig über Motorradlärm beschwerten. Die Strecke in Richtung Esslingen sei daher mittlerweile in die polizeiliche Kontrolltätigkeit miteinbezogen worden. Zusätzlich sei ein Lärmdisplay aufgestellt worden – das soll die Biker für eine lärmmindernde Fahrweise sensibilisieren.

Gemeinde: „Ein paar wenige rücken eine gesamte Gruppe in schlechtes Licht“

Lärm, Schmierereien, Müll und mitten im Fokus: die Motorradfahrer. Die Gemeinde stellt jedoch ausdrücklich klar: „Ein paar wenige rücken mit ihrem Fehlverhalten eine gesamte Gruppe in ein schlechtes Licht.“ Die Mehrzahl der Biker zeige Anstand und halte sich an die Regeln. Außerdem gibt es keine Tatverdächtigen für die Farbschmierereien, den Müll oder die Demontage der Verkehrsschilder. Auch ist es kein Alleinstellungsmerkmal von Motorradfahrern, Müll zu hinterlassen und sich danebenzubenehmen, so die Gemeinde. Vielmehr sei dieses Verhalten an vielen Aussichtspunkten zu beobachten. Um bewusst ein Zeichen zu setzen, traf sich eine Gruppe von Bikern im Jahr 2022 zur kommunalen Aktion „Kernen macht sauber“ am Remstaltor und räumte nicht nur den Müll, sondern auch mit Vorurteilen auf.

Bürgermeister Benedikt Paulowitsch war damals vor Ort und trat mit den jungen Menschen in den Austausch. „Diese Gruppe hat keine aufgemotzten Maschinen, sondern ärgert sich selber über sehr aggressive Fahrer, die sie in Verruf bringen“, verkündete der Bürgermeister danach in den sozialen Medien.

Biker berichten von gefährlichen Aktionen 

Und noch etwas kommt ans Licht: „Bei der Sammelaktion 2022 berichteten die jungen Fahrerinnen und Fahrer von gefährlichen Aktionen, die den Bikern offenkundig schaden sollten“, so die Gemeinde. Dabei handele es sich um Ölspuren, Nägel oder das Werfen von Äpfeln, wie Bürgermeister Benedikt Paulowitsch der Redaktion nach dem Gespräch mit den Motorradfahrern mitteilte. Zur Anzeige kam es bisher jedoch nie, das bestätigte ein Sprecher der Polizei Aalen.

Ein Fall, der sich jüngst ereignete und definitiv gefährlich für Biker hätte enden können, wurde allerdings angezeigt – und landete im Februar dieses Jahres vor Gericht. Ein Anwohner hatte Nägel auf einem Feldweg unterhalb des Remstaltors platziert. Sein Nachbar hatte ihn dabei beobachtet und rief die Polizei. 4000 Euro Strafe musste der Täter daraufhin zahlen, außerdem durfte er einen Monat lang kein Auto fahren.

„Das Spannungsfeld ähnelt sich überall“

Die Vorfälle bilden das angespannte Verhältnis zwischen manchen Anwohnern und manchen Bikern ab. Die Gemeinde betont: „Das Spannungsfeld ähnelt sich überall in Kreis und Land, wo beliebte Biker-Strecken auf Wohnbebauung und damit auf Anwohnerbelange treffen. Was für die einen Freizeitspaß ist, bringt für die andere Seite mitunter erhebliche Beeinträchtigungen mit sich.“ Das „Tor ins Remstal“ sei in dieser Sache nicht mehr Tatort oder Hotspot als andere Orte, an denen Menschen häufig zusammenkommen. In puncto Müll weist die Gemeinde an der Stelle auch auf das Umfeld an der Yburg hin, aber auch auf den Rastplatz „In den Raubern“ und das Spiel- und Freizeitgelände Blaues Loch.

Regelmäßige Kontrollfahrten 

Nicht jede Woche, doch in den Sommermonaten besonders oft, komme es hier zu Verschmutzungen durch Überbleibsel von privaten Treffen. Das Landratsamt berichtete auf Anfrage der Redaktion, dass das „Tor ins Remstal“ bisher nicht als Hotspot für Müllablagerungen gelistet sei. Allerdings falle der Bereich auch nicht in die Zuständigkeit des Landratsamtes, sondern in den der Gemeinde Kernen.

Doch wie kann das Problem nun gelöst werden? „Von Gemeindeseite aus wird das Tor ins Remstal vom GVD (Gemeindevollzugsdienst, Anm. d. Red.) bei seinen Kontrollfahrten in regelmäßigem Turnus angefahren“, teilt die Gemeinde mit. Die Polizei bestätigte, dass der Bereich bei Kontrollfahrten bedacht wird.

Und die große Putzaktion „Kernen macht sauber“ findet auch in diesem Jahr wieder statt. Am Samstag, 18. März, werden Bürgerinnen und Bürger losziehen und liegen gebliebenen Müll aufräumen.

Das „Tor ins Remstal“ ist ein beliebter Aussichtspunkt im Rems-Murr-Kreis. Motorradfahrer, Radsportler und andere Ausflügler zieht es bei gutem Wetter regelmäßig an den Torbogen an der Landesstraße 1199 zwischen Stetten und Esslingen. Malerisch setzt das Tor die Hügel im Remstal in Szene, eine Bank lädt zum Verweilen ein. Daneben: beschmierte Schilder und Leitplanken, häufig auch Müll. Das „Tor ins Remstal“ rückte in der Vergangenheit immer wieder ins Licht der Öffentlichkeit, jüngst durch

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