Wildparker in Stettener Weinbergen: Kernen setzt im Sommer Kontrolleur auf 450-Euro-Basis ein

Die Corona-Krise, in der viele Menschen sich Ausflugsziele im Freien und in der nahen Umgebung suchen, hat den Ansturm auf die Weinberge noch verstärkt. Insbesondere die Kugelbahn über dem Kernener Ortsteil Stetten, die zur Remstal-Gartenschau 2019 errichtet wurde, ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien mit Kindern – und als Wanderziel gedacht.
Doch viele kommen mit dem Auto. Wie berichtet führt der Ansturm teils zu massivem Verkehrschaos – sowohl in den Weinbergen als auch auf dem kleinen Wanderparkplatz des Sängerheims. Im Sommer hat die Verwaltung diesbezüglich bereits Maßnahmen ergriffen. So stellte die Verwaltung zunächst Schilder auf und machte darauf aufmerksam, dass die Autos im Tal abgestellt werden sollten und zur Kugelbahn gewandert werden solle. Ende Oktober wurde die „Herzogliche Kugelbahn“ im Zuge der jährlichen Wartungsarbeiten geschlossen und ist bis heute wegen der verschärften Corona-Maßnahmen gesperrt. Um mögliche Menschenansammlungen zu vermeiden, werde sie vorerst weiterhin geschlossen bleiben, gab Bürgermeister Benedikt Paulowitsch auf Nachfrage in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt.
Doch nicht nur die Beliebtheit der Kugelbahn allein stellt ein Problem dar. Es ist die allgemeine Situation des Lockdowns, findet die Kernener CDU. Weil insbesondere viele Veranstaltungen und Aktivitäten jeglicher Art coronabedingt wegfallen, suchen viele Menschen schließlich in der Natur Ablenkung und Erholung.
„Die beschriebenen Probleme sind nicht neu, sie haben sich verschärft“
Um die Verkehrssituation in den Weinbergen in den Griff zu bekommen, hat die CDU einen Haushaltsantrag gestellt und die Gemeinde beauftragt, zu überprüfen, ob ein Mitarbeiter auf 450-Euro-Basis über die Sommermonate eingesetzt werden kann. Dieser Gemeinde-Mitarbeiter soll die Autofahrer in den Weinbergen kontrollieren und dazu beitragen, dass sich die Situation über Stetten verbessert. „Die beschriebenen Probleme sind nicht neu, sondern haben sich in den vergangenen Monaten nur verschärft. Deshalb gilt es eine dauerhafte Lösung zu finden“, schreibt die CDU in ihrem Haushaltsantrag. Auch weist sie darauf hin, dass in Korb aus ähnlichen Gründen Ortsvorsteher und Feldschütz Gerhard Liebhard am Kleinheppacher Kopf für Recht und Ordnung sorgt. Gegebenenfalls solle mit der Gemeinde Korb das Gespräch gesucht werden, um zu klären, ob ein ähnliches Modell sich auch für Kernen eignen würde.
Auch wenn nicht alle Fraktionen von der Idee eines „Weinberg-Kontrolleurs“ überzeugt sind, hat der Gemeinderat mit zwölf Dafür- und sieben Gegenstimmen sowie drei Enthaltungen den Antrag der CDU angenommen. Zur Prüfung von Parkverstößen und Zufahrten in den Weinbergen soll ein Mitarbeiter als Mini-Jobber eingesetzt werden. Er wäre etwa sechs Stunden wöchentlich im Dienst und könnte laut Verwaltung die Mitarbeiter des Vollzugsdienstes mit seinem Einsatz entlasten. Aus Sicht der Verwaltung müssen lediglich organisatorische Aspekte geklärt werden, etwa wie sie dem neuen Mitarbeiter ein Diensthandy mit Zugang zum Ordnungswidrigkeitenprogramm zur Verfügung stellen kann.
Ist es ein undankbarer Job?
Andreas Colosi, Fraktionsvorsitzender des Parteifreien Bündnisses, unterstützte den Antrag nicht. Er sagte, dass es ein undankbarer Job sei. Matthias Kramer (Offene Grüne Liste) begrüßte Maßnahmen, die die Autos aus den Weinbergen zurückdrängen. Aber, so gab Kramer zu bedenken: „Das hat auch Auswirkungen auf das Sängerheim.“
Die CDU erhofft sich vom Kontrolleur nicht nur eine bessere Verkehrssituation, sondern auch, dass weitere Probleme behoben werden können, etwa Müllablagerungen in der Natur. Auch Radfahrer und Wanderer, die die vorgegebenen Wege verlassen, sowie Autos, die auf Feldwegen und in den Weinbergen abgestellt werden und teilweise Zugänge zu landwirtschaftlichen Flächen blockieren, soll der Kontrolleur ins Visier nehmen.