Korb

Musik unter Corona-Vorbehalt: 2021 soll es in der Alten Kelter in Korb jazzig werden - doch es braucht auch einen Plan B

Alte Kelter
Die Alte Kelter in Korb. © Gabriel Habermann

„Trotz Corona muss Kunst leben“, kommentierte der Korber Bürgermeister Jochen Müller das neue Programm „Kunst in der Alten Kelter 2021“, das im Rahmen eines Pressegesprächs im Rathaus von Andrea Demmler und Hermann Hauser vorgestellt wurde.

Und der Bürgermeister war sich mit seinem Gemeinderat einig, dass gerade in der Zeit der begrenzten Besucherzahlen und der leeren Stühle Lippenbekenntnisse und Applaus vom Balkon herunter nicht genug sein dürfen, informierte Demmler.

Insgesamt 20 000 Euro, so habe der Gemeinderat einstimmig beschlossen, werden in die Hand genommen, damit die Künstler ihre Honorare bekommen können, auch wenn aufgrund der geltenden Mindestabstandsregeln statt der sonst üblichen 100 bis 120 für die Alte Kelter nun nur noch 40 Eintrittskarten pro Vorstellung verkauft werden können, und man noch abklopfen müsse, in welcher Form eine coronagerechte Bewirtung der Besucher möglich sein könnte.

Jahresabonnements werde es ebenso wenig geben, und der Kartenvorverkauf erfolge ausschließlich zwei Wochen im Voraus über die Gemeindeverwaltung, bei der dann auch gleich die personenbezogenen Daten gespeichert werden - ebenfalls eine dem Virus geschuldete Verwaltungsmaßnahme.

Macher treten kürzer

Alle diese kleinen Unbequemlichkeiten werde man aber gern in Kauf nehmen, angesichts „dieses tollen, kreativen Programms, bei dem selbst die Abfolge der einzelnen Veranstaltungspunkte in sich stimmig ist“, so Müller. Sie hätten zum Abschluss noch einmal „richtig Gas gegeben“, was die Zusammenstellung des Programms anbelangte, sagten Demmler und Hauser. Nach 25-jähriger Mitarbeit im Arbeitskreis „Kunst in der Alten Kelter Korb“ seien sie entschlossen, ab dem kommenden Jahr etwas kürzer zu treten.

Sie werden für die Mitarbeit am Zusammenstellen des Kulturprogramms 2022 nicht mehr zur Verfügung stehen. Neue Mitglieder im Team brächten neue Ideen, Nuancen und Stile ins Programm mit ein, so Hauser, und das schade schließlich nie. Der Arbeitskreis möchte sich personell neu aufstellen. Wer daran interessiert ist, kann sich bei der Gemeindeverwaltung melden.

Zwölf Veranstaltungen anvisiert

Insgesamt zwölf Veranstaltungen sind für die Alte Kelter für 2021 vorgesehen. Ob sie alle tatsächlich auch stattfinden können, entscheidet sich kurzfristig. Zumindest bei der ersten sind mehr als nur starke Zweifel angebracht: Für Samstag, 16. Januar, steht das Weltmusik-Trio „Cosmoacústico“ im Programm. Dahinter verbergen sich die indische Tänzerin und Sängerin Fauzia Maria Beg, der Waiblinger Gitarrist Andrej Lebedev und der Kontrabassvirtuose Andreas Renz. Für ihren Waiblinger Auftritt haben sie sich verstärkt um den Kubaner Martín Romero, der mit seiner Latin Percussion einen weiteren musikalischen Mosaikstein beibringt, der sich harmonisch in das künstlerische Gesamtbild fügt.

Sollte das Konzert einem verlängerten Lockdown zum Opfer fallen, werde man für die Künstler zum Ausgleich eine andere Möglichkeit für einen Auftritt in Korb unterm Jahr finden, so Hauser. Dies habe man ihnen ausdrücklich zugesagt.

Bei „Wildflower“, die für 27. Februar im Programmheft stehen, handelt es sich, so das Programmheft, um eine „akustische Supergroup“ um Biggi Binder, der Frontfrau von „Wendrsonn“. Begleitet wird sie von dem Bassisten Rolf Kersting, dem Gitarristen Steve Mushrush, dem Pianisten und Keyboarder Jean-Pierre Barraqué und dem Schlagzeuger Thomas Keltsch.

Einen Monat später, am 20. März, gehört die Alte Kelter für einen Abend lang „Les For me-dables“, die mit Chansons, Musette und Swing einen Hauch französisches Savoir-vivre nach Korb bringen.

An das kleine Publikum richtet sich das Kindertheater Achim Sonntag am 24. März mit „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“, eine „Mischung aus Schauspiel, Figurenspiel und Rezitation“, bei der eine Hexe zu einer fantastischen Reise aufbricht.

„Roots“ ist der Titel der aktuellen CD und eines Projekts des Gitarristen Werner Acker, bei dem er mit dem Pianisten Martin Schrack, dem Bassisten Hansi Schuller und dem Schlagzeuger Thomas Keltsch zu einer Suche nach den eigenen musikalischen Wurzeln in Jazz, Rhythm & Blues und Soul aufbricht. Am Samstag, 17. April, führt die Suche nach Korb.

Folkloristisch, poppig und jazzig, präsentiert einen Monat später - am 8. Mai - „Ipanema Beach Hotel“ die beispiellose stilistische Bandbreite brasilianischer Musik. Das Spektrum reicht von Samba und Bossa Nova über Forro und Frevo bis in die Folklore hinein.

„Ich bin nicht Heinz Erhardt“

Am 12. Juni entführen dann Claudia Zimmer und Herwig Rutt in das bundesdeutsche Wirtschaftswunderland der fünfziger Jahre, für das der Unterhaltungskünstler Heinz Erhardt geradezu beispielhaft steht. „Ich bin nicht Heinz Erhardt“ ist der Titel des abendfüllenden Programms - der Altmeister des Wechselspiels und Sprachwitzes hätte seine Freude daran.

Nach der langen Sommerpause geht es am 25. September weiter mit einer Zeitreise durch die Rockgeschichte. „Poems of the Rock“, das sind der Schauspieler und Rezitator Jo Jung, der Sänger Jörg Krauss, der Gitarrist Christoph Berner, der Schlagzeuger Helmut Kipp, Edgar Müller am Keyboard und Andy Kemmer am Bass, präsentieren lyrische deutsche Übersetzungen herausragender Rockklassiker von den Sechzigern bis ins neue Jahrtausend, und extra für die Alte Kelter sogar unplugged - ein einzigartiges Erlebnis, versprachen Demmler und Hauser bei der Vorstellung des Programms.

Das Stuttgarter Harald-Schwer-Quintett erzählt dann am 30. Oktober die Geschichte des Jazz vom Swing über Bebop und Hardbop bis hin zu Funk und Latin.

Eine „erfrischende Mischung aus Lebensfreude, Witz und echtem Tiefgang“ verspricht dann am 20. November - dem Tag vor Totensonntag - das Mädelstrio „Vokal de Luxe“. Antonia Bott, Birgit Pläcking und Zorana Memedovic werden für ihren vierten Auftritt in Korb „real good Oldies“, aber auch Stücke aus der eigenen Feder mitbringen.

Theater aus Dresden

Am Mittwoch, 8. Dezember, gehört die Alte Kelter dem Augusttheater Dresden. Es erzählt um 15 Uhr „Mein Weihnachtsgeschenk für dich“, eine Traumgeschichte rund um Hase und Igel und eine große Freundschaft am schönsten Tag im Jahr. Das Trio Traumgesichter - die Cellistin Ulrike Eickenbusch, die Marimba-Virtuosin Katarzyna Mycka und die Schauspielerin und Sprecherin Barbara Stoll beschließen das Veranstaltungsjahr mit Geschichten und Gedichten von Francois Villon, Robert Walser, Mascha Kaléko und Franz Kafka sowie Musik aus Japan und Südamerika, von Ernest Bloch und Paul Ben Haim.

„Zugegeben“, räumte Hermann Hauser ein, „das Programm ist etwas jazzlastig.“ Keinesfalls habe er beabsichtigt, damit den Weinstädter Nachbarn vom „Armen Konrad“ Konkurrenz zu machen. Aber da es sich um das letzte handle, an dem er mitwirkte, habe er seiner eigenen Vorliebe mehr Raum als üblich eingeräumt.

Es geht um Existenzen

Er sei froh und dankbar, ergänzte Bürgermeister Müller, dass es nach diesem bewegten Jahr 2020 gelungen sei, in dem so viele Veranstaltungen abgesagt werden mussten, ein Programm für 2021 zusammenzustellen, dazu noch ein derart gehaltvolles.

Es dürfe nicht vergessen werden, dass es in dieser Zeit um die persönlichen Schicksale von Künstlern gehe.

Nicht nur materiell sei deren Existenz bedroht, sondern auch dadurch, dass sie nicht auftreten könnten und ihnen der direkte Kontakt mit ihrem Publikum so schwergemacht werde.

„Trotz Corona muss Kunst leben“, kommentierte der Korber Bürgermeister Jochen Müller das neue Programm „Kunst in der Alten Kelter 2021“, das im Rahmen eines Pressegesprächs im Rathaus von Andrea Demmler und Hermann Hauser vorgestellt wurde.

Und der Bürgermeister war sich mit seinem Gemeinderat einig, dass gerade in der Zeit der begrenzten Besucherzahlen und der leeren Stühle Lippenbekenntnisse und Applaus vom Balkon herunter nicht genug sein dürfen, informierte

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