Die Kolosse von Bittenfeld
Waiblingen. Das kraftstrotzende Dröhnen von Motoren, das luftvibrierende Wummern von Bässen, wirbelnde Staubwolken, ein steter Strom Spaziergänger und ein Auto- und Traktorenverkehr wie auf dem Verladebahnhof – von bukolischer Idylle war auf dem Bittenfelder Böllenbodenhof am Sonntag beim 28. Trecker-Treck wenig zu spüren. „Der unbestritten beste Treckertreff im ganzen Südwesten ist das“, begeisterte sich Benjamin Huber aus Weilheim/Teck.
Huber war mit seinem IHC 744 das zweite Mal nach Bittenfeld gekommen, um an dem Wettbewerb teilzunehmen – und ganz gewiss nicht das letzte Mal. Das Geile an der Veranstaltung sei ja nicht nur der Trecker-Treck, sondern „das ganze Drumherum“: der Tauziehwettbewerb und das Fest im Bierzelt am Samstagabend, die Begegnung mit Gleichgesinnten und natürlich die aufgefahrenen Traktoren, an denen man sich gar nicht sattsehen könne.
Diese Begeisterung teilten voll und ganz Heiko Hönig aus Burgstetten und Stefan Matena aus Ebni, die mit ihrem Ford 2000, Baujahr 1975 und Fendt 600/10 S aus dem Jahr 1973 an den Start gingen. Natürlich hoffe man darauf, auch halbwegs ordentlich abzuschneiden, aber letztendlich sei Dabeisein alles. Simon Hengstberger aus Hohenhaslach wiederum trat schon zum vierten Mal mit seinem über vierzig Jahre alten Renault-Schlepper für das Trecker-Team Sersheim an. Und er hatte sich auch vorgenommen, zu gewinnen. „Bisher bin ich jedes Mal mit einem Pokal nach Hause gegangen, es wäre schön, wenn es auch heute so wäre“, hoffte er.
Einfach nur wegen des Spaßes hergekommen
Marcel Lenz, Axel Nonnenmacher und Patrick Rilling gingen den Tag gelassen an. Sie hatten ihren Fendt Dieselross, Baujahr 56 und Fendt GFkx2 in Walddorfhäslach auf einen Tieflader gepackt und waren einfach nur „des Spaßes wegen“ aus dem Schaichtal den Neckar entlang und über den Schurwald herübergekommen. „Wenn du bei deinem Hobby anfängst, über Nutzen und Aufwand nachzudenken, dann kannst du es am besten gleich bleibenlassen“, erklärte Lenz. „Rechnen wird es sich niemals!“ Eine elegante junge Dame am Steuer eines blitzblank geputzten Porsche Diesel Junior winkte dagegen lässig ab. Nein, sie nehme nicht am Trecker-Treck teil und sei auch kein eingefleischter Porschefan, sondern fahre den Traktor lediglich für ihren Freund auf die Waage, damit er der richtigen Gewichtsklasse zugeteilt werde.
Für den Wettbewerb, erklärte Bernd Brudermüller, der 1. Vorsitzende des „Trecker Team Bittenfeld e. V.“, gingen die Traktoren in neun Gewichtsklassen an den Start, angefangen bei den Leichtgewichten bis 1400 Kilogramm bis hin zu den Powerpaketen, die bis zu 13 500 Kilo auf die Waage bringen. Der Wettbewerb laufe so ab, dass die Traktoren über eine Strecke von 75 Meter einen mit Gewichten belasteten Schlitten ziehen müssen. Der Wettbewerb sei offen, erklärte Brudermüller, es gebe keine Voranmeldefrist. Dies bedeute, jeder zugelassene, den Vorschriften der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft entsprechende Schlepper könne daran teilnehmen. Wobei er besonders gespannt sei, wie viele Schlepper der schwersten Klasse antreten würden, denn genau sie seien im Augenblick im Einsatz beim Maishäckseln.
Freier Eintritt
Aber, betonte er, es gebe ja auch so genug zum Bestaunen und zum Erleben. Schließlich sei der Trecker-Treck kein Bauerntreffen, sondern ein Fest für die ganze Familie. Dafür seien Eismann und Crêpesverkauf da, die Hüpfburg und die Tretschlepperbahn. Bewusst verzichte man darauf, Eintritt zu verlangen, und finanziere die Veranstaltung ausschließlich aus dem Verkauf von Speisen und Getränken. Dies habe man von Anfang an so gehalten, und daran werde sich auch nichts ändern.
„Wir Vereinsvorstände haben selbst Kinder“, ergänzte ihn sein Stellvertreter Martin Müller, der Hausherr auf dem Böllenbodenhof. „Wir erinnern uns gut daran, dass gerade für junge Familien freier Eintritt schon ein gewichtiges Entscheidungskriterium darstellen kann, ob man sonntags ein Fest besucht.“ Und auf viele Besucher hoffe man schließlich, auf junge, alte, große und kleine Gäste, die sich wohlfühlen und es sich auf dem Böllenbodenhof gutgehen lassen.“ Dass man mit diesem Konzept nicht ganz falsch liege, zeige sich an den mehreren Tausend Besuchern, die in normalen Jahren ihren Weg hierher fänden.
Rund 100 Mitglieder
Das Trecker-Team Bittenfeld ist seit 1992 ein eingetragener Verein mit aktuell circa 100 Mitgliedern. Seine Haupttätigkeit besteht in der Organisation des Trecker-Trecks. Die Veranstaltung findet jedes Jahr an einem Sonntag in der zweiten Augusthälfte statt. Die Ergebnisse vom gestrigen Sonntag werden morgen geliefert.