Holzknappheit bremst Bauvorhaben der Gemeinde Remshalden aus

Jetzt ist es so weit. Weil es aktuell auf dem Markt zu wenig Fichtenholz gibt, geraten auch Remshaldener Bauprojekte ins Stocken. Der Rücklauf zur Ausschreibung für die Fassadensanierung des Museums an der Schillerstraße ist mau. Das habe zum einen etwas mit der starken Auslastung der Handwerker dieser Tage zu tun, wahrscheinlich - so vermutet es Bürgermeister Reinhardt Molt - aber auch mit der angespannten Lage auf dem Holzmarkt. Denn auch der Schreiner, der aktuell eine Dachgaube ins Alte Rathaus einbauen soll, ist um einen Monat im Verzug, weil ihm das Holz zum Verarbeiten fehlt. So muss das ehemalige Rathaus noch ein wenig länger auf seinen zweiten Fluchtweg warten.
Holzmangel könnte Bau-Preise in die Höhe schnellen lassen
Weitere Sorgen macht Molt der Holzmangel im Hinblick auf die beiden derzeit in Planung befindlichen Kinderhäuser. Bisher sind ausschließlich Holz-Alu-Fensterbänke geplant, auch etliche Holzverkleidungen sollen die Atmosphäre in dem Gebäude wohnlicher machen. All diese Gewerke sind momentan noch mit herkömmlichen Standardpreisen veranschlagt. Zwar geht der Bürgermeister davon aus, dass bis in einem Jahr, wenn die Fenster tatsächlich benötigt werden, ausreichend Material vorhanden ist, mit einer gewissen Verteuerung müsse man aber angesichts der aktuellen Holz-Verknappung ebenso rechnen.
Fichtenholzbedarf aus dem eigenen Gemeindewald stillen?
Ob da nicht einfach aus dem Remshaldener Wald Fichten geschlagen werden könnten, um den eigenen Bedarf zu decken? So einfach ist’s leider nicht, erklärt Förster Andreas Münz. Schließlich wird das Remshaldener Holz an die Sägewerke der Region verkauft, die es an ihre eigenen Kunden weiterverkaufen. Und deren Wartelisten sind lang.
Unmöglich ist’s damit, für die Gemeinde dort hineinzugrätschen, um den eigenen Bedarf schnell zu decken. Immerhin: Die meisten Kunden kommen aus der Region. Einen verstärkten Export ins Ausland, der derzeit häufig als Grund für den Holzmangel genannt wird, könne man von hier aus nicht erkennen, berichtet Christian Hamann, stellvertretender Verkaufsleiter vom Forstamt Backnang.
Sägewerke haben keine Vorräte angelegt
Was die Fichtenholz-Knappheit stattdessen vor Ort verursacht hat? Förster Münz weiß, dass die Sägewerke üblicherweise im Winter Holz-Vorräte anlegen. Dass nämlich im Sommer das Holzangebot schmaler werde, sei keine Neuigkeit. Allerdings hätten viele Sägewerke aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre diese Praxis aufgegeben. Schließlich konnten sie sich zuletzt auf die Kooperation des Klimawandels verlassen.
Stürme und Borkenkäfer hatten in den vergangenen Jahren im Überfluss für Bauholz gesorgt. „Vor zwei Jahren beispielsweise ist doppelt so viel Schadholz angefallen, als deutschland- und europaweit verarbeitet werden konnte“, weiß Münz. Das drückte nicht nur die Preise, sondern sorgte auch dafür, dass kaum noch Frischholzeinschlag geplant und vorgenommen wurde. „Wir haben nur geerntet, was wir wegen der Stürme und Käfer aus den Wäldern rausholen mussten.“ Und so hatte man es sich auch fürs Jahr 2021 vorgenommen.
Zimmereien warten auf Baumaterial
Die vergangenen sturmfreien Monate aber machten dieser Planung einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Dies mit dem Ergebnis, dass die Lager der Sägewerke nun leer sind, holzverarbeitende Betriebe und deren Kunden warten müssen. Etliche Zimmereien laufen deshalb Gefahr, ihre Aufträge nicht zeitnah erledigen zu können, und sorgen sich, Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken zu müssen
Um den aktuell hohen Bedarf decken zu können und auch um die guten Fichtenholz-Preise auszunutzen, will Förster Münz, der für den Remshaldener Wald sowie für Teile des Waiblingen und Winnender Stadtwaldes zuständig ist, wie seine Kollegen landauf, landab früher als sonst – nämlich schon ab August – in die Fichtenernte einsteigen. Also: Eine Entspannung auf dem Holzmarkt und in den Werkstätten der holzverarbeitenden Betriebe rückt in greifbare Nähe.
In vier Wochen vom Baum zum Brett
Angesichts der Trocknungsanlagen, die die größeren Sägewerke in ihren Betrieben haben, wird aus dem Baum nämlich ziemlich schnell ein Brett. Gerade mal zwei bis drei Tage dauert es in solchen Hallen, bis das Rundholz ausreichend trocken für die Weiterverarbeitung ist. Die fortschrittlicheren solcher Betriebe erzeugen als Abfallprodukt sogar noch Energie mit Hilfe der Abwärme.
Nach bis zu vier Wochen können die gefällten Fichten schon von den Kunden weiterverarbeitet werden. Längst ist’s nicht mehr wie früher, als die Rundhölzer jahrelang trocken lagern mussten, bevor sie weiterbearbeitet werden konnten. Inzwischen aber säge sogar manch kleinerer Betrieb feuchte Hölzer, um dem Bedarf auf dem Holzmarkt gerecht zu werden.