Der neue Leiter des Schorndorfer Polizieireviers ist sehr gerne Freund und Helfer

Auch wenn ihn persönlich skandinavische Krimis faszinieren, Marc Henninger weiß zwischen den spannungsgeladenen Fernsehfilmen und dem tatsächlichen Polizeileben sehr wohl zu unterscheiden. Dafür hat er aber auch einfach schon genug Stationen durchlaufen: Nachdem er 1999 in den mittleren Dienst bei der Bereitschaftspolizei Lahr eingestiegen ist, wechselte er 2004 zum Polizeipräsidium Stuttgart, wo er zunächst im Streifendienst und dann als Jugendsachbearbeiter eingesetzt war. Nach einem Studium an der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen stieg er in den gehobenen Polizeidienst auf, war in Mannheim stellvertretender Leiter des Reviers Neckarstadt sowie beim Landespolizeipräsidium. Zuletzt war der Polizeioberrat – nach einem mittlerweile abgeschlossenen Masterstudium – beim Landespolizeipräsidium für die IT-Ausstattung zuständig.
Seit Anfang Oktober ist Marc Henninger in Schorndorf – und rundum zufrieden: „Die Arbeit auf dem Revier hat mich schon immer fasziniert. Es ist der Platz, wo man am meisten mitbekommt und gestalten kann.“ In den drei Wochen, die er bisher von seinem Wohnort Waiblingen nach Schorndorf pendelt, war er vor allem auf Kennenlern- und Vorstellungstour. In der Stadt, die es ihm auch wegen ihrer Schönheit angetan hat, bei der Justiz und den Rettungsdiensten, aber auch bei den 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Schorndorfer Polizeirevier an der Grabenstraße.
Großartige Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Ordnungsdienst
Es ist das Freund-und-Helfer-Image, das er gerne nach außen vermitteln möchte. Und nach innen, sagt Henninger, sei er am liebsten Teamplayer, der einen wenig hierarchischen Führungsstil pflegt: Die Kolleginnen und Kollegen will er in Entscheidungen einbeziehen. Eine seiner ersten Unterschriften war die unter das Beitrittsformular beim Polizeisportförderverein. Das soziale Engagement ist ihm wichtig – auch darum ist er ehrenamtlich in der Polizeistiftung aktiv, die sich um Kollegen kümmert, die Opfer von Gewalt geworden sind.
Offen und kommunikativ – so soll die Polizei wahrgenommen werden. Die Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Ordnungsdienst funktioniert aus seiner Sicht großartig: „Das habe ich meinen Vorgängern zu verdanken.“ Überhaupt findet er Schorndorf nicht nur „wunderschön“, sondern auch ziemlich sicher: Bei den meisten Delikten sei ein zahlenmäßiger Rückgang festzustellen. Und auch wenn es immer wieder Auseinandersetzungen im Bahnhofsumfeld gibt: Im Großen und Ganzen, sagt Marc Henninger, könne man in Schorndorf sicher leben. Die Polizei sei täglich mit Streifen vor Ort und schaue genauso regelmäßig im Schloss- und Stadtpark sowie im Alten Friedhof nach dem Rechten.
Mit dem Bahnhofsumfeld hat der neue Revierleiter auch schon eigene Erfahrungen gemacht: In den vergangenen Wochen sei er selbst immer wieder auch spätabends mit S-Bahn oder Regionalzug nach Hause gefahren – und hat sich immer sicher gefühlt. Doch er weiß auch: Das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger deckt sich nicht immer mit den rückläufigen Deliktzahlen. Und das gilt nicht zuletzt auch für den oft beklagten Vandalismus: Doch verglichen mit dem ersten Halbjahr 2021 sind auch hier die Zahlen leicht zurückgegangen.
Zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte
Mehr Sorgen macht dem Revierleiter dafür die zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte: „Da gibt es negative Tendenzen.“ Und das, obwohl die Polizei seit zwei Jahren zur Abschreckung sogar mit Body-Cams ausgestattet ist, die immer dann eingeschaltet werden, wenn ein Einsatz aus dem Ruder zu laufen droht oder ein Kollege beleidigt wird. Dabei, weiß Henninger, seien die meisten Beamten aus Überzeugung zur Polizei gegangen: „Das ist nicht nur ein Beruf, sondern Berufung.“ Er selbst hat sich einen Freund zum Vorbild genommen – und es in 22 Jahren nicht bereut. Ist der 43-Jährige nicht im Dienst, verbringt er seine Zeit am liebsten mit seiner Frau und den beiden kleinen Töchtern. Zur Entspannung geht er joggen.
In Schorndorf freut sich der 43-Jährige natürlich auch auf den Umzug in die ehemaligen Stadtwerke an der Augustenstraße. Das Land hat Gelände und Gebäude bereits gekauft. Ein Umzugsdatum steht noch nicht fest. Doch klar ist: Eine Verbesserung werden die neuen Räumlichkeiten für die Polizei auf jeden Fall mit sich bringen. Das Revier im ehemaligen Sommer-Areal an der Grabenstraße hat für ihn mit den Linoleumböden, den alten Fenstern und Holztüren „den Charme einer alten Polizeiwache“. Dazu kommt: Das ehemalige Stadtwerke-Gelände wird deutlich mehr Platz für die Büros bieten und ist günstiger von der Anbindung: Mit direkten, dann neu angelegten Zugängen zur Arnoldstraße, die künftig in beiden Richtungen befahrbar sein soll, sind die Streifen auch schnell im Einsatz. Gerüchte, wonach die Polizei mit Blaulicht durch die Unterführung bei der Forscherfabrik brausen soll, kann Marc Henninger indes eindeutig entkräften.