Die WM beeinträchtigt "Rems in Flammen"
Plüderhausen. Ein Strahlen liegt in den Gesichtern der deutschen Fußball-Fans, die sich nach der Zitterpartie und erlöst vom 2:1-Sieg noch auf den Weg machen von der Fanmeile auf die Festmeile an der Rems. Keine frohen Mienen macht der veranstaltende Musikverein Gemeindekapelle Plüderhausen: „Selbst wenn es jetzt voll wird, ab jetzt ist es Schadensbegrenzung“, sagt der Vorsitzende Florian Loup über einen mäßigen bis „eher schlechten“ Festverlauf an den beiden Festtagen.
Wenige Minuten nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen in Sotschi und dem Rettungstor von Toni Kroos trollen sich die Public Viewer aufs Fest. „Wir kommen direkt vom Fernseher, jetzt wollen wir noch ein bisschen feiern“, meinen zwei Fans aus Haubersbronn, die mit Deutschland-Hüten am Getränkestand anstehen. Der hatte zuvor keine Schlangen gesehen: „Bis jetzt war’s eine triste Veranstaltung“, meint eine Frau am Ausschank. Die bis dahin in Jacken am Remsufer verweilenden Gäste hatten lange Sitzabstände zwischen sich und dem Nachbarn auf der Bierbank. Spaß und gute Laune waren trotzdem dabei: „Die Band hat gespielt und immer wieder den Zwischenstand des Fußballspiels durchgegeben, es war sehr schön“, sagt Moni aus Schornbach, die mit ihrer Nichte und Freunden zur Minderheit der Nicht-Fußballgucker gehört.
Auch für den Freitag könnten sie sich nicht vor Freude überschlagen, bilanziert Loup. Der Andrang bei den akustischen Gitarrenklängen des Duos „Suntimes“: durchwachsen. „Wer ohne Kittel kam, ist früh gegangen“, so der Vorsitzende. Am Freitag fehlten ein paar Grad Celsius, am Samstag dann das Fußballspiel. Sie selbst hätten aus Kostengründen keine Leinwand aufgestellt, erklärt der Vorsitzende. Die Gema-Gebühren seien das eine. „Auch hätten wir einen speziellen Beamer gebraucht und verdunkeln müssen, damit bei Tageslicht etwas zu sehen gewesen wäre“, so Loup.
Im Takt der Live-Musik zuckt es über der Wasseroberfläche
So bezieht sich das „Public Viewing“ bei „Rems in Flammen“ auf ein packendes nächtliches Lichterschauspiel, das Rainer Strobl aus Möglingen den Besuchern bietet. Sein musiksynchrones Feuerwerk bringt züngelnde Flammen zum Tanzen und lässt Funkenflüge wie Wunderkerzen sprühen. Im Takt der Live-Musik zuckt es über der Wasseroberfläche, wo flammende Jonglierbälle senkrecht in den Nachthimmel hüpfen und die Besucher erquicken. Vom Ufer aus verfolgen viele den Tanz aus roten und blauen Flämmchen, die bunten Raketen beim knisternden Steilflug über den Köpfen, den Funkensprühregen und die Glitzerwolken in der Dunkelheit.
Für den Pyrotechniker war’s die Premiere an der Rems
Das minutenlange bunte Lichterspektakel setzt den optischen und akustischen Schlusspunkt. Der Pyrotechniker hat die Choreografie zur Hymne „Here I go again“ von Whitesnake komponiert und mit den Musikern der Band „Jimmy and the Gang“ taktgenau abgestimmt. Auf ein Handzeichen des Drummers hin drückt Strobl den Knopf in seiner Zündanlage, woraufhin der Drummer die Musik über Kopfhörer eingespielt bekommt. Die Vulkane und Fontänen zwischen den Fackelreihen sprühen exakt zum Refrain.
Auf die Trommelschläge tanzen die Flammen und Feuertöpfchen synchron zur Musik. Von rechts nach links schwenkende Flammen aus Projektoren kreisen wie Flutlichtkegel in der Luft und erhellen sternschnuppenschnell für wenige Sekunden die Gesichter auf der gegenüberliegenden Uferseite. Mit dem Feuerkunstwerk habe er Premiere an der Rems, sagt Strobl, der seit 25 Jahren aktiver Pyrotechniker ist.
Sämtliche Komponenten haben er und sein Helferteam ab dem Mittag aufgebaut: Pyrotechnische Geräte und Bauteile – Kabel, Zünder und Knaller für 450 Zündungen – wurden überall auf Ständern, Plattformen und Steinen in der Rems rund um die neue, feste Bühne verteilt, die wetter- und fußballbedingt erst zu später Abendstunde und dann auch viel zu kurz die Besucher aus den Häusern lockt. „Nach dem Spiel war leider nur für eineinhalb Stunden akzeptabler Betrieb“, so die unglückliche Bilanz von Florian Loup.
Bühne und Musik
Neu bei „Rems in Flammen“ war die im Mai eingeweihte Bühne. „Wir haben sie als Erste genutzt“, sagt Florian Loup, der Vorsitzende der Gemeindekapelle. Sie sei ein großer Gewinn und eine Zeitersparnis, so Loup: „Wir müssen nur noch das Dach aufbauen, was einen halben Tag in Anspruch nimmt, nicht mehr die Bühnenkonstruktion, mit der wir mehrere Wochenenden beschäftigt waren.“
Am Sonntag begleitete die Jugendkapelle der Gemeindekapelle den Frühschoppen. Die musikalische Leitung hatte Johannes Schopf, der den an dem Tag verhinderten Dirigenten Dominik Wagner vertrat. Anschließend war der Musikverein Schnait unter der Leitung von Philipp Heidemann bis in die Nachmittagsstunden zu hören.