Schorndorf

Jubiläums-Festschrift als 200-seitige Liebeserklärung an die SchoWo

Schowo Jubiläum
Jürgen Dobler und Sabine Reichle präsentieren die SchoWo-Jubiläums-Dokumentation, die jetzt für 16 Euro in den Handel kommt. © Gabriel Habermann

Bis jetzt konnte man sich nur mit Alkohol in Form des extra kreierten SchoWo-Weins über die im Corona-Jahr 2020 ausgefallene SchoWo hinwegtrösten und sich auf diese Weise ein Stück SchoWo nach Hause holen. Den Wein, einen weiß gekelterten Trollinger mit Lemberger und einen Spätburgunder Kabinett, von dem bereits 2300 Flaschen verkauft sind, gibt’s noch immer, aber darüber hinaus gibt’s jetzt das dazu passende kulturelle Angebot: das schon lange angekündigte SchoWo-Jubiläumsbuch, als reich und farbenprächtig bebilderte und lebendig und unterhaltsam geschilderte Zeitreise vom Anbeginn des Stadtfestes im Jahr 1969 bis zur Jubiläums-SchoWo 2019. Mit dieser Dokumentation, in die der Vorsitzende der SchoWo-Vereinsgemeinschaft Jürgen Dobler, als Projektleiter, Herausgeber und Autor und die Journalistin Sabine Reichle, aber auch verschiedene Gastautoren und viele andere, die in irgendeiner Form an der Gestaltung und Umsetzung beteiligt waren, viel Herzblut, Fantasie und Zeit investiert haben, fällt es wieder ein Stück leichter, über das Schowo-freie Jahr 2020 hinwegzukommen und sich auf die SchoWo 2021 einzustimmen, von der alle hoffen, dass sie tatsächlich stattfinden kann. Und wer den sentimentalen Übergang zwischen Schwelgen in alten SchoWo-Erinnerungen und freudiger Erwartung auf künftige Stadtfeste perfekt zelebrieren will, der hat die Gelegenheit, das SchoWo-Festbuch, das es im Handel für 16 Euro zu kaufen gibt, in Kombination mit einer Flasche SchoWo-Wein zu erwerben – etwa im Marktkauf und bei Wein Binder, aber auch in der Buchhandlung Osiander. Und natürlich in den Räumen der Agentur bzw.Dobler in der Kirchgasse.

SchoWo-Zeitungen und Beilagen als „roter Faden“

Vordergründig geht es um 50 Jahre SchoWo, tatsächlich aber fügen sich die vielen Geschichten rund um die SchoWo zu einem halben Jahrhundert Zeit- und Heimatgeschichte, die auch ihren Platz im Schorndorfer Stadtarchiv finden sollte. Der rote Faden, an dem sich die Zeitreise durch 50 Jahre SchoWo entlang hangelt, sind die jeweils vom Zeitungsverlag Waiblingen im Vorfeld der SchoWo herausgegebenen „SchoWo-Zeitungen“, die jeweils auch ein Stück Stadtgeschichte repräsentiert haben, die sich im Lauf der Jahre und Jahrzehnte aber zu „Sonderbeilagen“ entwickelt haben, die zunehmend auf das immer umfangreichere SchoWo-Programm fokussiert waren. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf die Anzeigen, die diese Beilagen jeweils geschmückt haben. Zumal die SchoWo ja vom Handels- und Gewerbeverein als Werbeaktion für die Schorndorfer Geschäftswelt gestartet wurde, ehe sie 1972 in die Regie der Stadt überging. Für die Bewirtung der Gäste haben bis 1981 die Schorndorfer Wirte gesorgt, denen in der Jubiläumsschrift ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet ist wie dem damaligen städtischen SchoWo-Verantwortlichen Rolf Rommel und den ursprünglichen Stadtfest- und Konsum-Kritikern Merve und Frieder Stöckle, die einen Teil der Stadt zur Sponti- und Kinder-SchoWo umfunktioniert haben. Zu Wort kommen aber auch die drei Oberbürgermeister Hanke, Kübler und Klopfer mit ihren jeweils ganz persönlichen SchoWo-Erfahrungen, die „Schorndorfer Nachrichten“ mit so markigen Überschriften wie „Ärger im SchoWo-Ausschuss, weil Vereine sich ins gemachte Bett legen wollen“ (anlässlich der Übernahme der SchoWo durch die Vereine Anfang der 1980er-Jahre) und der Kult-Intimus, den der ehemalige Kollege Städele würdigt.

Ein breites Spektrum der Charaktere und Impressionen

Aber es geht in Texten und Bilderstrecken unter der Überschrift „Gesichter, die man nie vergisst“, vor allem um die, die den unverwechselbaren Charakter der SchoWo geprägt und ihr im wahrsten Sinn des Wortes ein Gesicht gegeben haben. Angefangen von den früheren VG-Vorsitzenden Alfred Müller und Ernst Fetzer sowie allen anderen SchoWo-Machern in der ersten und zweiten Reihe, ohne deren jeweilige Talente ein Stadtfest dieser Vielfalt und Größenordnung nicht denk- und machbar wäre, über die ganzen Bands und Talente am Mikrofon, die im Lauf der Jahrzehnte aufgetreten sind und der SchoWo ihren musikalischen Stempel aufgedrückt haben, bis hin zu so SchoWo-Dauerbrennern wie Dimido und dessen Nachfolger Mende Böhm mit ihrem Karusell und zu SchoWo-Bähnlesfahrer Rolf-Norbert Mumm. Es macht aber auch den Charme dieses SchoWo-Text- und Bildbandes aus, dass das Spektrum der Charaktere und Impressionen vom Auftritt der Kelly Family, die anschließend relativ schnell durch die Decke gegangen ist, bis zum Klomann reicht. Und die Erinnerungen, die wachwerden, reichen weit zurück bis in die Zeit der SchoWo-Keller, von denen manche im Ruf standen, dass man zwar zu Fuß gut runterkommt, aber rauf nur noch mit Hilfe des Roten Kreuzes. Sie reichen aber auch weniger weit zurück zu einer SchoWo, die weltweit Schlagzeilen machte wegen angeblich skandalöser Gewaltausbrüche, die sich bei objektiver Betrachtung als weitaus harmloser dargestellt haben.

Ein Plädoyer für die Vereine und den Seniorennachmittag

Und so gäbe es noch vieles zu erzählen, was in dem knapp 200-seitigen Werk zum Schmunzeln und Erinnern anregt, und viele zu nennen, deren Gesichter vielleicht schon fast in Vergessenheit geraten sind und die einem beim Betrachten der Bilderstrecken wieder einfallen. Das letzte Kapitel hat Jürgen Dobler der Vereinsgemeinschaft gewidmet, verbunden auch mit einer klaren Aus- und Ansage zur Zukunft der SchoWo. Für deren Weiterbestehen sei es notwendig, „das gewachsene Konzept stets wach und kritisch zu begleiten, um Notwendigkeiten für Veränderung rechtzeitig wahrzunehmen und auf diese behutsam einzugehen“. Diese Anmerkung darf auch als ein kleiner Seitenhieb auf die Stadt beziehungsweise auf den zu Jahresbeginn startenden Eigenbetrieb „Citymarketing und Tourismusmanagement“ verstanden werden und als Plädoyer dafür, dass die SchoWo zwar weiterhin eine Veranstaltung für die Stadt, aber eben auch eine Veranstaltung der Vereine bleiben soll. In diesen kritischeren Kontext passt auch ein Kapitel über den Seniorennachmittag, bei dem die Stadt gerade über eine Kürzung fürs Programm und die Bewirtung nachdenkt. Auch da hat Jürgen Dobler eine klare Meinung: „Die Senioren können doch nichts dafür, dass es mittlerweile zu viele Alte gibt“, sagt der VG-Vorsitzende, der sich noch daran erinnern kann, wie er die SchoWo als junger Kerle mit seiner Oma, die Jahrgang 1893 war, besucht hat.

Bis jetzt konnte man sich nur mit Alkohol in Form des extra kreierten SchoWo-Weins über die im Corona-Jahr 2020 ausgefallene SchoWo hinwegtrösten und sich auf diese Weise ein Stück SchoWo nach Hause holen. Den Wein, einen weiß gekelterten Trollinger mit Lemberger und einen Spätburgunder Kabinett, von dem bereits 2300 Flaschen verkauft sind, gibt’s noch immer, aber darüber hinaus gibt’s jetzt das dazu passende kulturelle Angebot: das schon lange angekündigte SchoWo-Jubiläumsbuch, als reich

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