Konzert im Jazzclub Session 88: Mit Weltmusik gegen die Pandemie

Schon bei seinem letzten Auftritt im Jazzclub Session 88 in Schorndorf hat er Maßstäbe gesetzt: der Schweizer Schlagzeuger und Perkussionist Lucas Niggli. Ein Grund mehr, ihn neuerlich zu engagieren, so Sabine Seelow, Vorsitzende und Programmgestalterin des Jazzclubs. Im Schlepptau hatte Lucas Niggli diesmal zwei Musiker mit Wurzeln in Afrika: den von der Elfenbeinküste stammenden Balafonspieler Aly Keta und den in Kamerun geborenen Schweizer Klarinettisten Jan Galega Brönnimann. Zu dritt entfachten die drei Protagonisten ein musikalisches Feuerwerk, dessen Faszination man sich schwer entziehen konnte.
Atemberaubende Virtuosität
Aly Keta, geboren in der Republik Côte d’Ivoire, zählt nicht umsonst zu den großen Virtuosen des Balafons, ein Instrument, das dem Xylofon ähnlich ist. Im Gegensatz zu Letzterem ist das Balafon dem pentatonischen Tonraum zugeordnet, der Bestandteil fast aller Musikkulturen rund um den Globus ist. Mit seinen grundtonfreien Tonleitern bietet die Pentatonik eine nahezu unerschöpfliche Vielfalt von musikalischen Ausdrucksformen. Aly Keta macht davon meisterhaft Gebrauch. Seine mit atemberaubender Virtuosität vorgetragenen rhythmischen Figuren wechseln mit lyrischen Sequenzen, um sich wieder und wieder zu kompakten Klangteppichen zu verdichten. Die Erweiterung seines Instruments um eine weitere Reihe von Klangstäben ermöglicht es ihm auch, chromatische Töne anzuschlagen, die unserem europäischen Tonraum zu eigen sind. Spannende tonale Rückungen sind dadurch möglich. Neben rhythmischen Elementen versteht es das Trio aber auch, faszinierende Klangflächen zu schaffen, die häufig einen erzählerischen Charakter haben und an Filmmusik erinnern.
Halsbrecherische solistische Einlagen
Einen wesentlichen Anteil daran hat auch der Klarinettist Jan Galega Brönnimann. Schon die Auswahl seiner Bassklarinetten ist außergewöhnlich. Im Zusammenspiel mit seinen Mitstreitern erweist sich die tiefe Lage seiner Instrumente als ideale Ergänzung und selten als Konkurrenz. So ist das Spiel von Jan Galega Brönnimann auch eher geprägt von der Gestaltung ruhender Klangflächen als von halsbrecherischen solistischen Einlagen. Mit seinen Klarinetten, aber auch mit Perkussionsinstrumenten weiß er nicht nur Rhythmus, sondern zauberhaft anmutende Klänge zu erzeugen und Geschichten zu erzählen.
Niggli treibt die Band mit knallhartem Drive vor sich her
Dass sich ein Schlagzeuger nahezu nahtlos in dieses musikalische Geflecht integriert, ist nicht selbstverständlich. Lucas Niggli schafft das scheinbar mühelos. Mit knallhartem Drive treibt er die Band vor sich her und zieht dabei alle Register der Schlagzeugkunst. Das reißt auch das Publikum von den Stühlen! Als eindrucksvoller Klangkünstler entpuppt er sich, wenn er zu den zarteren Tönen greift. Das reicht von Becken, die er mit einem Bogen streicht, über allerlei kleine Perkussionsinstrumente bis zu kleinen Scheiben, die er, kaum wahrnehmbar, auf seiner kleinen Trommel tanzen lässt.
Alles in allem konnten die handverlesenen Besucher des Konzerts einen eindrucksvollen Abend mit zeitgenössischer Weltmusik erleben, der die coronabedingten Einschränkungen ein wenig vergessen machte und keine Langeweile aufkommen ließ. Ein Lob auch den Mitarbeitern des Jazzclubs, die sich akribisch um die Einhaltung der Abstandsregeln bemühten und so die Durchführung des Konzerts ermöglichten.
Als Nächstes geplant: Konzert in Kooperation mit dem Lions Club
Sofern die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie es zulässt, ist der Jazzclub Session 88 bemüht, auch seine weiteren Konzerte durchzuführen. Am 6.11. steht mit Wolfgang Schmid ein Urgestein der Schorndorfer Jazzszene samt Band auf der Bühne. Das Konzert findet in Kooperation mit dem Lions Club Schorndorf zugunsten des Dieter-Seelow-Jazz-Fonds statt. Tickets und weitere Informationen findet man auf der Homepage www.jazzclub-session88.de