Nach Unions-Vorschlag zu verlängerten Winterferien: Was Schorndorfer Schulleiterinnen davon halten

Längere Winterferien - könnten sie helfen, das Corona-Infektionsgeschehen bremsen? Das haben Unions-Politiker zuletzt zur Debatte gestellt. Das Medienecho fiel bislang wenig begeistert aus. Dennoch sollen auch die Winterferien bei der Kultusministerkonferenz am Freitag Thema sein, hat der Spiegel zuletzt recherchiert. Was Schorndorfer Schulleiter davon halten? Wir haben nachgefragt.
Karin Ehlert, Leiterin der Schorndorfer Schlosswallschule, ist wenig begeistert von der Idee, die Winterferien zu verlängern. Sie ist der Meinung, dass die Schulen im Grunde wirklich gut organisiert seien, um das Infektionsgeschehen nicht weiter zu befeuern. Es müssten schon sehr eindeutige, neue Zahlen auftauchen, um neue Schließung zu begründen. Bisher seien Schulen immerhin nicht als besondere Infektionsherde bekanntgeworden. Ein Blick auf die zuletzt bekanntgewordenen Fälle bestätigt ihre Haltung: Es gibt zwar aktuell immer wieder Corona-Fälle bei Schülern und Lehrern, aber durch die zügig durchgesetzten Quarantäne-Regelungen in den Schulen wurden bislang keine Infektionsketten in Gang gesetzt.
Verlängerte Ferien: Soziale Kontakt gehen verloren
Größte Sorgen hätte Ehlert bei verlängerten Ferienzeiten wegen der zu erwartenden Kollateralschäden. Als schwerwiegendstes Problem für Grundschüler empfindet sie nämlich nicht das Verschieben von Prüfungen oder das Verdichten von Unterrichtsstoff. Vielmehr würden gerade in der Primarstufe die sozialen Kontakte fehlen. Viele wichtige Begegnungen könnten während wochenlanger Ferien einfach nicht stattfinden. Diese seien aber wesentlich für die Entwicklung der Kinder. Die lange Schulschließung im März/April habe das gezeigt. Alle seien froh, inzwischen wieder gemeinsam im Unterricht lernen und auf dem Schulhof toben zu können.
Um dem Coronavirus entgegenzutreten hat man auch in der Schlosswallschule zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Der Schulhof ist unterteilt, die Pausenzeiten zudem versetzt. Alle 20 Minuten wird in jedem Klassenzimmer ordentlich durchgelüftet. Zudem sind die Heizungen recht hoch eingestellt, damit die Räume schnell wieder wärmer werden. Allerdings – manche Schüler seien noch nicht ganz lüftungs- und witterungsentsprechend angezogen. Ehlert empfiehlt den Eltern, dafür zu sorgen, dass ihre Sprösslinge unter der normalen Jacke eine dicke Strickjacke oder eine Fleecejacke tragen, die sie dann während des Lüftungsvorgangs kurz überziehen können. Zuletzt waren stattdessen aber noch immer Schülerinnen und Schüler in kurzärmeligen T-Shirts aufgetaucht.
Hoffnung: Ohne Corona-Fall durch den Winter
Dass sie und ihre Schule ohne einen Coronafall durch den Winter kommen, hofft Karin Ehlert zwar, dran glauben kann sie aber nicht so recht. So sehr sie es auch bedauern würde, sieht sie sich – genauso wie die anderen Schulen in der Stadt – für den Fall der Fälle gut gerüstet. Zum einen habe es, was die Schlosswallschule betreffe, auch während und nach dem Frühjahrs-Lockdown gut funktioniert, zum anderen seien alle Schulen inzwischen besser gerüstet für etwaig notwendig werdenden Fernunterricht.
Auch Markus Wasserfall, Leiter des Schorndorfer Max-Planck-Gymnasiums steht der Idee der verlängerten Ferien mehr als kritisch gegenüber. „Ich halte nichts davon.“ Schließlich sei’s für viele Eltern ein Problem, derartig verlängerte Ferien die Kinderbetreuung betreffend abzudecken. Zum anderen sei’s für die Schüler umso schwieriger nach längerer Zeit wieder ins Lernen hineinzufinden. „Die Motivation lässt über lange Ferienzeiten einfach nach.“
Wintermonate: Wichtig für neuen Schulstoff
Die Wintermonate brauche man auch dringend, um den Schülern ausreichend Unterrichtsstoff nahebringen zu können. Zudem sei man aktuell nicht damit beschäftigt, die wissenstechnischen Lücken zu schließen, die noch vom Lockdown und dem anschließenden, eingeschränkten Unterricht herrühren. Und im Frühjahr stünden wieder die Abschlussprüfungen an, das setze die Lehrer auch zeitlich unter Druck. Vom Verkürzen der Sommerferien zum Ausgleich hält er auch nichts. Viele Schulhäuser seien wie das MPG noch aus den 60er Jahren. „Da bekommen sie im August die Hitze irgendwann nicht mehr heraus.“ Konzentriertes Lernen sei da undenkbar.
Auch Beate Flemming-Nikoloff, Rektorin der Gottlieb-Daimler-Realschule hat kein Verständnis für den Vorschlag. „Schüler und Lehrer freuen sich sehr, dass sie in der Schule wieder gemeinsam lernen können.“ Die Stimmung sei durch und durch positiv. Zudem sei der Präsenzunterricht die wertvollste Methode, Wissen zu vermitteln. Im Fernunterricht könne man nicht vergleichbar produktiv arbeiten. Gerade für die Abschlussklassen sei es wichtig, jetzt ausreichend Stoff zu lernen.
Offenbar sei das auch allen Lernenden an der Gottlieb-Daimler-Realschule klar. Flemming-Nikoloff freut sich sehr darüber, wie diszipliniert die Schülerinnen und Schüler an ihrer Schule die Corona-Regeln einhalten. Die Maske gehöre inzwischen ganz selbstverständlich zum Alltag, alle gingen souverän mit den Einschränkungen um und meisterten den Konflikt zwischen Pandemiemaßnahmen und Regelbetrieb bestens.