Pizza aus dem Automaten: So funktioniert's

Schorndorf/Winnenden.
Pizzafreunde können seit wenigen Tagen mitten in der Nacht ihren Heißhunger stillen. Im Schorndorfer Industriegebiet in der Nähe des Toom-Baumarkts gibt es nun 24 Stunden täglich und sieben Tage die Woche Pizza. Auf einem Flachbildschirm können Kunden ihren gewünschten Pizzabelag auswählen und anschließend den angezeigten Betrag an dem Gerät bezahlen. Drei Minuten später kommt die Pizza in einem Karton aus einem Schlitz. Aber wie läuft das Ganze ab und wo kommen die Pizzen her? Die beiden Unternehmer Timo Munz und Ronny Fechner aus Winnenden lüften das Geheimnis des neuen Automaten.
Besonders gerne kommen Kunden zum Mittagessen oder in der Nacht
Es ist Vormittag, Timo Munz und Ronny Fechner steigen aus ihrem kleinen weißen Transporter, hinten im Gepäck: rund zwei Dutzend Pizzen, jeweils in Pizzakartons gepackt. Sie kommen aus der Pizzeria Da Felice in Winnenden, wo der Boden und die Tomatensoße vorgebacken werden. Der Käse und die anderen Zutaten kommen kalt darauf. Die beiden Unternehmer hätten vor ihrer Anschaffung diverse Versuche, auch mit Tiefkühlwaren, gemacht, doch die hätten sie nicht überzeugt.
Munz schließt den hinteren Teil des Automaten auf, in kleine Fächer kommen jeweils die Kartons mit den Pizzen hinein und werden dort gekühlt, bis der Kunde vorne eine Pizza ordert. Insgesamt 96 Pizzen gehen in den Automaten, der jeden Tag befüllt wird, manchmal sogar zweimal. Zurzeit versuchen die Betreiber, die optimale Anzahl an Pizzen herauszufinden. Schließlich sollten die Kunden einerseits möglichst nicht vor einem leeren Automaten stehen, auf der anderen Seite wollen die beiden nicht unnötig viel wegwerfen. Ihre erste Erfahrung zeigt aber: Besonders gerne kommen ihre Kunden zum Mittagessen oder in der Nacht, wenn es nur noch an wenigen Orten warme Mahlzeiten zu kaufen gibt.
Heute soll es eine Pizza Funghi sein. Die beiden Männer wählen die entsprechende Pizza aus, los geht es. Um den genauen Ablauf im Inneren zeigen zu können, öffnen sie die Tür des Automaten. Er sucht das entsprechende Produkt aus und schiebt es in den vorderen Teil, wo sich zwei Backöfen befinden. Die ausgewählte Pizza Funghi fährt in den Ofen und kommt kurze Zeit später wieder dampfend heraus, der Käse ist geschmolzen. Das Gerät verschließt den Karton wieder und schiebt ihn aus dem Metallschlitz heraus.
Alte Pizzen sortiert der Automat anhand eines Codes aus
Aber wie stellen Munz und Fechner sicher, dass der Automat seinen Kunden keine ungenießbare Pizza unterjubelt? Auf den Kartons kleben kleine Codes, die dem Gerät sagen, wann die Pizza hergestellt wurde. „Nach 54 Stunden sortiert der Automat sie aus“, erklärt Timo Munz. Sie überlegen aber, bei heikleren Zutaten wie etwa Thunfisch eine kürzere Lagerzeit einzurichten. Doch bislang haben sie solche Zutaten nicht im Angebot. Die aussortierten Pizzen nehmen sie oder ihre Mitarbeiter wieder mit.
Aus hygienischen Gründen liegen die Pizzen auf einem Aluminiumteller, dadurch kommen sie nicht direkt mit der Anlage in Berührung, erklärt Fechner. Außerdem halte die Pizza so länger warm. Nachteil allerdings: Es entsteht zusätzlicher Müll. Doch auch wenn die Pizza auf einem Aluminiumteller liegt, kann es passieren, dass der ein oder andere Krümel danebengeht. Deshalb wird das Gerät einmal in der Woche gereinigt. Außerdem heize der Ofen regelmäßig automatisch auf 800 Grad hoch. Die notwendige Hygiene sei daher gegeben.
Timo Munz und Ronny Fechner haben Erfahrung als Selbstständige
Die beiden Unternehmer kennen sich aus dem Winnender Verband der Selbstständigen. Fechner hat eine Hausverwaltung, Munz ist Schornsteinfeger und Berater bei seiner eigenen Immobilienfirma. Beide kommen aus dem Stadtteil Höfen. Über einen Bekannten hätten sie von den Pizzaautomaten gehört und seien von der Idee begeistert gewesen. „Die neue Technik fanden wir einfach cool“, sagt Ronny Fechner. Im Elsass haben sich die beiden schließlich die Geräte angeschaut und sie getestet. Stolz erzählen sie, ihr Automat sei der erste seiner Art im Rems-Murr-Kreis. Der nächste stehe in Heilbronn, sagt Ronny Fechner.
Das junge Unternehmen hatte zu Beginn kleinere Startschwierigkeiten. Gleich in den ersten Tagen funktionierte der Wechselgeldautomat nicht, das Rückgeld mussten die beiden deshalb selbst überweisen. Doch für solche Notfälle gebe es eine Telefonnummer, die auf dem Automaten steht. Außerdem können Kunden bislang nicht mit der EC-Karte zahlen, daran arbeiten die beiden noch.
Eine der Herausforderungen sei außerdem die Standortsuche gewesen. Einige Grundstückseigentümer hätten die Befürchtung gehabt, ein solcher Automat sorge für Vandalismus oder zusätzlichen Müll. Doch die Sicherheitsfirma Bunk ließ sich schließlich auf die neue Technik ein. Am Rande ihres Geländes steht der Automat, Probleme habe es bislang nicht gegeben.
Mit der Anzahl der Bestellungen sind die Unternehmer bislang zufrieden. Deshalb wollen Ronny Fechner und Timo Munz weiter Ausschau nach Standorten halten. Sie träumen von weiteren Pizza-Automaten im ganzen Kreis.