Schorndorf

Schorndorf: Viele Fragen zum richtigen Heizen bei Baumesse „Rund ums Haus“

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Große Nachfrage zur Energieplanung beim Stand von „Enerplan“ mit Büros in Remshalden und Welzheim. © Gaby Schneider

Boom und Baisse im Bauwesen – und das zugleich. So jedenfalls die Beobachtung, die man bei der zweitägigen Baumesse „Rund ums Haus“ des Zeitungsverlags Waiblingen in Schorndorf machen konnte. Rund 2000 Besucher sorgten für regen Verkehr an den Ständen der 30 Aussteller, die einen breit sortierten Branchenmix zum Thema Wohnen boten. Er reichte vom Ausstatten übers Bauen, Sanieren bis zu dessen Finanzierung.

Im Zentrum standen einmal die von der Regierung angekündigten Verbote für Öl- und Gasheizungen in Neubauten ab nächstem Jahr. Boom für die Handwerksbetriebe. Und zum anderen die Zinserhöhungen, die zu Zurückhaltung bei den Bauwilligen führt. Eher Baisse für die Finanzierungseinrichtungen. Insgesamt war zu hören, dass die Verunsicherung beim Publikum darüber weit verbreitet und der Beratungsbedarf deshalb groß ist.

Lange Lieferzeiten von Wärmepumpen und obendrein ein großer Fachkräftemangel

„Öl und Gas raus, Wärmepumpe rein“: Darum, so Jonas und Jennifer Kielwein, drehen sich „99,9 Prozent aller Fragen“ der Besucher ihres Standes. Kielwein ist ein Familienunternehmen mit derzeit zehn Mitarbeitern in Steinenberg und bietet Heizungs-, Sanitär- und Solaranlagen an. Und eben auch Wärmepumpen. Die Energiewende kommt, soll kommen. Aber es gibt doch einige Hindernisse. „Die Anlagen haben gerade eine Lieferzeit bis zu einem Jahr“, erklärt Jonas Kielwein. Und ja, „einen Fachkräftemangel haben wir auch!“

Jennifer Kielwein führt aus: „Jeder sucht händeringend nach Fachkräften. Der Staat sollte da was tun, um das Handwerk wieder attraktiver zu machen. Hätten wir mehr Personal, könnten wir auch mehr stemmen!“ Ins selbe Horn stößt Manfred Baun, Inhaber eines Heizungs- und Sanitärbetriebs in Schorndorf mit 15 Beschäftigten, „Wir haben sehr interessierte Kunden, die was machen möchten“, sagt er. Die meisten Fragen drehen sich auch bei ihm um die neuen Gesetze. „Viele sind verunsichert.“

Und auch er bestätigt Beschaffungsprobleme. „Die Hersteller kommen nicht hinterher. Es ist schwierig gerade, wir können nicht wissen, wann wir Material bekommen.“ Die Nachfrage sei größer als die Kapazität. Das heißt für seinen Betrieb und seine Kunden: „Wir können erst im nächsten Jahr wieder Aufträge annehmen.“ Die Wartezeit vom Angebot bis zum Einbau beträgt in seiner Firma derzeit eineinhalb Jahre. Eigentlich ein Konjunktur-Phänomen. „Über keinen Auftrag sind wir gerade auch froh“, meint Manfred Baun, der seinen Betrieb aber gar nicht vergrößern möchte. Und er hat als mittelständischer, kleiner Unternehmer eine eindeutige Haltung zur Energiewende. Gut, dass es endlich losgeht? „Ja! Ja!“

Viel Aufklärungsarbeit beim Sanierungsfahrplan für Bestandsbauten

„Enerplan“ ist eine Energieberatungsgesellschaft in Remshalden und Welzheim. Das Interesse an seinem Stand ist groß, so Tino Munz, einer der drei Geschäftsführer der Firma. Er sagt, „wir mussten viel Aufklärungsarbeit leisten“. Die Dienstleistung seines Unternehmens besteht darin, einen Sanierungsfahrplan für umzurüstende Energieeinrichtungen in bestehenden Bauten zu erstellen. Ermittelt wird dabei, was die Neueinrichtung kostet, und was danach dadurch gespart wird. „Jedes Bauteil wird dabei einmal umgedreht.“

"Nicht in jedem Haus ist eine Wärmepumpe sinnvoll"

Dazu bezahlt der Kunde etwa eines Zweifamilienhauses bei Kosten von 2500 Euro einen Eigenanteil von 1200 Euro, der Rest wird vom Staat übernommen. „Die Nachfrage boomt. Wir werden überrannt.“ Und, fügt Tino Munz hinzu: „Die Energiewende mitzugestalten ist schön, dabei ist jedes Haus eine neue Aufgabe.“ Und er meint auch, „nicht in jedem Haus ist eine Wärmepumpe sinnvoll“.

Ähnlich Uwe Panny, Bezirksleiter der Landesbausparkasse Südwest (LBS). „Die Leute überlegen sich genau, welche Heizungsanlage sie einbauen. Viele sind verunsichert.“ Die LBS, so Panny, bietet zu energetischen Renovierungsvorhaben Sonderangebote mit staatlichen Förderungsmöglichkeiten. Und, so der Finanzierungsexperte: „Auch Bausparen ist ein großes Thema. Es ist aktueller denn je!“

Wohnbau-Branche zwischen Zuversicht und Sorge

Zuversichtlich zeigt sich auch Michael Benner von der Wohnbau- und Immobilien-Firma Riker. „Wohnen ist noch immer ein fundamentales Anliegen von Menschen.“ Und dazu komme, „die Mieten werden auch nicht billiger“.

Schon mal bessere Zeiten hat indessen Dominik Gölzer von der Allianz Versicherung und Finanzen erlebt. „Zinsen hoch, Baupreise hoch.“ Doch kein Jammern; er bleibt da zuversichtlich, dass es auch wieder anders wird. Mit noch anderen Themen war man am Stand der Stadtwerke beschäftigt. Die Besucher fragten, so Projektmanagerin Melanie Ohlhausen, nach Photovoltaik, Elektro-Mobilität, Glasfaserausbau und schnellem Internet.

„Qualität geht uns vor Quantität“, fasst Jens Wichering, der Messe-Organisator des ZVW, den Erfolg der Baumesse zusammen. „Das spiegeln uns auch die Aussteller, die gute Gespräche gehabt und Termine mit Kunden vereinbart haben.“ Immer wichtiger werde für die Kunden „der Service und einen Ansprechpartner vor Ort zu haben“.

Boom und Baisse im Bauwesen – und das zugleich. So jedenfalls die Beobachtung, die man bei der zweitägigen Baumesse „Rund ums Haus“ des Zeitungsverlags Waiblingen in Schorndorf machen konnte. Rund 2000 Besucher sorgten für regen Verkehr an den Ständen der 30 Aussteller, die einen breit sortierten Branchenmix zum Thema Wohnen boten. Er reichte vom Ausstatten übers Bauen, Sanieren bis zu dessen Finanzierung.

Im Zentrum standen einmal die von der Regierung angekündigten Verbote für Öl-

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