Schorndorf

Seniorenforum: Seit 20 Jahren aktiv

Heinz-Jürgen Kopmann
Dr. Heinz-Jürgen Kopmann ist seit 2015 Vorsitzender des Seniorenforums. Der 77-Jährige hofft, wie seine Vorgänger auch, dass sich verstärkt die Generation 60 plus angesprochen fühlt. © Gabriel Habermann

Bereits im Juni wollte das Seniorenforum sein 20-jähriges Bestehen feiern, nachdem die Zahl der Corona-Infektionen nach einer zwischenzeitlichen Entspannung aktuell wieder stark ansteigt, muss nun auch der für 19. Oktober geplante Festakt in der Barbara-Künkelin-Halle bis auf weiteres verschoben werden. Zu unverantwortlich, so die einhellige Meinung unter den Senioren, wäre zum jetzigen Zeitpunkt eine Veranstaltung mit 80 angemeldeten Gästen gewesen. Und dabei hätte der Verein, am 9. Mai 2000 von der heute 90-jährigen Luitgard Schneider und 38 Mitstreitern gegründet, allen Grund zum Feiern.

Von Anfang an unabhängig, überkonfessionell und überparteilich gedacht, sieht sich das Seniorenforum noch immer als Solidargemeinschaft nicht nur von älteren Menschen, sondern vor allem für Ältere, die sich angesichts veränderter Familienstrukturen durchaus überfordert, vergessen und ausgegrenzt fühlen können. Und so hat sich das Seniorenforum von Anfang an auf die Fahnen geschrieben, sich für die Belange dieser immer größer werdenden Bevölkerungsgruppe einzusetzen; konkret für eine Pflege in Würde und Geborgenheit, für ein langes, selbstbestimmtes Leben zu Hause, für die aktive Teilhabe am sozialen Leben, für ein harmonisches generationenübergreifendes Miteinander in der Kommune und eine vorausschauende Lebensgestaltung im Hinblick auf den eigenen letzten Lebensabschnitt.

Diese Ziele haben die Senioren bis heute im Blick – und versuchen sie umzusetzen mit einem Kontakt- und Beratungsbüro für ältere Menschen, der Koordination und Vernetzung von Veranstaltungen, der Information über seniorenrelevante Themen und einer Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Senioren. Und seit 2018 kann das Seniorenforum sogar mit bis zu zwei Vertretern in beratender Funktion an allen öffentlichen Sitzungen und nicht öffentlichen des Gemeinderats und seiner beschließenden Ausschüsse teilnehmen, sofern, so die vor zwei Jahren geänderte Geschäftsordnung, „die Angelegenheit die Belange von Senioren unmittelbar berührt“.

Trotz formalen Anhörungsrechts „kaum etwas zu vermelden“

Für Dr. Heinz-Jürgen Kopmann, Vorsitzender des Seniorenforums, ist das „der entscheidende Meilenstein für unser unmittelbares Mitspracherecht“. Den Entschluss dazu hatte der Gemeinderat freilich schon im März 2004 unter dem damaligen Oberbürgermeister Winfried Kübler gefasst. Damals wurde das Seniorenforum auch offiziell als Stadtseniorenrat anerkannt. Wirklich gehört fühlten sich die ehrenamtlich Engagierten viele Jahre aber trotzdem nicht: Aus ihrer Sicht gab es fast eineinhalb Jahrzehnte lang keine Entscheidung des Gemeinderats, „die für ältere Menschen von Belang gewesen sein könnte“. Außer einer gelegentlichen Berichterstattung vor dem Verwaltungs- und Sozialausschuss, kritisiert Vorsitzender Dr. Kopmann im Rückblick, „hatte das Seniorenforum kaum etwas zu vermelden“.

Nach der Gründung hat Luitgard Schneider das Seniorenforum sechs Jahre lang geleitet – und den Grundstein für viele Aktivitäten gelegt: für die Seniorenberatung, das Besuchs-, Ausflugs und Veranstaltungsprogramm, den Sonntagstreff in der Karl-Wahl-Begegnungsstätte, die Sitzbank-Aktion, die Einrichtung eines eigenen Büros erst im Familienzentrum und dann in der Grabenstraße 28, erste EDV-Einsteiger-Kurse, die Einrichtung einer eigenen Homepage und im Jahr 2005 für die erste Zertifizierung „Seniorenfreundlicher Service“.

Schon damals gab es, erinnert sich Dr. Kopmann, auch immer wieder Versuche, Senioren der Generation 60-plus für die Mitgliedschaft zu begeistern – jedoch ohne Erfolg: Die aktuelle Altersstruktur zeigt deutlich, dass immer noch die meisten der gut 500 Einzelmitglieder aus der Altersgruppe der 75- bis 85-Jährigen kommen.

2006 folgte Walter Irion als Vorsitzender, Luitgard Schneider wurde in Würdigung ihrer Pionierarbeit zur Ehrenvorsitzenden gewählt – und Helga Bayer ist über die zwei Jahrzehnte stellvertretende Vorsitzende geblieben. In Irions Amtszeit fiel auch die Verleihung der Daimler-Medaille an das Seniorenforum. Im Jahr 2011 übernahm Falk Dieter Widmaier den Vorsitz, mit dessen Amtszeit Seniorenmessen und Zertifizierungen regelmäßig veranstaltet wurden, zur Förderung der körperlichen Fitness wurden zwei Bewegungs-Parcours in Schorndorf eingeweiht, das Internet-Café im Familienzentrum eröffnet und das Projekt „Gut und aktiv älter werden in Schordorf“ auf den Weg gebracht.

Engagement für würdevolle Pflege und barrierefreie Kommunen

2015 hat Dr. Heinz-Jürgen Kopmann den Vorsitz des Seniorenforums – und nicht nur bewährte Veranstaltungsformate fortgeführt: Er sieht heute vor allem im Mitberatungsrecht in den Gemeinderatsgremien einen Arbeitsschwerpunkt. Doch angesichts des unaufhaltsamen Wachstums der Gruppe der älteren Menschen möchte er auch folgende Handlungsfelder für die insgesamt sieben Arbeitskreise des Seniorenforums im Blick behalten: würdevolle und bedarfsgerechte Pflege und damit neben dem Angebot an Pflegeplätzen eine Stärkung der ambulanten Pflege und des bürgerschaftlichen Engagements. Außerdem braucht es aus Sicht des Seniorenforums mehr kleinere, seniorengerechte und bezahlbare Wohnungen, ergänzt durch Mehrgenerationenhäuser und ambulantes, betreutes Wohnen. Das Seniorenforum fordert, dass die gesamte Stadt inklusive der Teilorte noch zügiger barrierefrei werden muss. Zudem sollte die Grundversorgung in den Teilorten gewährleistet sein. Stichwort Mobilität: Die Erreichbarkeit der Innenstadt, auch aus den Teilorten, müsse optimiert und mit allen Verkehrsmitteln gewährleistet bleiben. Aus Sicht des Seniorenforums sollte auch die Quartiersarbeit gefördert werden.

Und schließlich will sich das Seniorenforum auch für die Digitalisierung – als probates Mittel gegen Vereinsamung und für Teilhabe – einsetzen. Gerade in Corona-Zeiten hat sich für den 77-jährigen Vorsitzenden gezeigt, dass Senioren in diesem Bereich Berührungsängste abbauen müssen. Und das hätte auch Thema bei der für Mai geplanten und ebenfalls abgesagten Senioren-Messe sein sollen: Dort wollte das Seniorenforum an einem Stand demonstrieren, wie einfach sich mit Online-Formaten wie Skype oder Facetime kommunizieren lässt. Zwei weitere Schwerpunktthemen hat die Corona-Pandemie außerdem an die Oberfläche gebracht: die wachsende Vereinsamung von Senioren, vor allem in Zeiten, in denen Veranstaltungen nicht möglich sind. Und: die wachsende Bewegungsarmut und die damit verbundenen Probleme.

Bereits im Juni wollte das Seniorenforum sein 20-jähriges Bestehen feiern, nachdem die Zahl der Corona-Infektionen nach einer zwischenzeitlichen Entspannung aktuell wieder stark ansteigt, muss nun auch der für 19. Oktober geplante Festakt in der Barbara-Künkelin-Halle bis auf weiteres verschoben werden. Zu unverantwortlich, so die einhellige Meinung unter den Senioren, wäre zum jetzigen Zeitpunkt eine Veranstaltung mit 80 angemeldeten Gästen gewesen. Und dabei hätte der Verein, am 9. Mai

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