Vergebliche Suche nach Nachmietern in Schorndorf: Was wird aus den leeren Arztpraxen am Marktplatz?

Was ist mit den Arztpraxen am Marktplatz in Schorndorf los? Noch ist die Ärztedichte groß zwischen Unterem und Oberen Marktplatz, doch immer mehr Praxen stehen leer. Die Vermieter tun sich schwer, für die in den Ruhestand getretenen Mediziner Nachfolger zu finden. Gähnende Leere herrscht seit zwei Jahren in einer Praxis über der Palm’schen Apotheke, auch für die Praxis des HNO-Arztes Gunnar Kroker ist noch kein Nachfolger gefunden.
Seit vergangenem Sommer sucht auch Heinz-Jürgen Kopmann, Hausbesitzer des Gebäudes der Gaupp’schen Apotheke, einen Nachmieter für die ehemalige Praxis der Allgemeinärztin Dr. Sabine Sanders. Dazu kommt nach dem Ende von Corona ein weiterer Leerstand im Dachgeschoss über der Apotheke: Nachdem Tanja Zott-Heinrich ihr Yoga-Studio im obersten Stock pandemiebedingt geschlossen hatte, war dort übergangsweise das Corona-Testzentrum der Gaupp’schen Apotheke eingerichtet worden. Mit dem Ende der flächendeckenden Tests stehen nun auch diese Räume leer.
Ärzte wollen keine Einzelkämpfer mehr sein
Zwölf Jahre hatte Sabine Sanders über der Gaupp’schen Apotheke praktiziert, bevor sie sich im August in den Ruhestand verabschiedete. Seitdem sucht Heinz-Jürgen Kopmann einen Nachmieter oder eine Nachmieterin für die 140 Quadratmeter große Praxis. „Wir haben es der Wirtschaftsförderung gemeldet, auch ein Makler war dran“, erzählt er. Zahlreiche Ärzte in der Region und in einem Stuttgarter Krankenhaus wurden darüber informiert, dass die Praxis in Schorndorf zu vergeben ist - ohne Erfolg. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Neigung der Ärzte, sich als Einzelkämpfer niederzulassen, gegen null geht“, konstatiert der ehemalige Apotheker Heinz-Jürgen Kopmann, der 1986 mit seiner Frau nach Schorndorf gekommen war und peu à peu das alte Gebäude übernommen hatte. „Wir haben uns in die Immobilie verliebt“, erzählt Kopmann. 2018 hatten sie die Fassade des Haues für 150.000 Euro komplett renoviert.
Als frustrierend empfindet Kopmann die vergebliche Suche nach einem Nachmieter – er sagt aber auch: „Die neue Ärztegeneration sucht neue Lösungen. Das ist der Trend der Zeit.“ Diesem Trend will er nun entgegenkommen. Aktuell prüft ein Architekt, wie die Arztpraxis und das ehemalige Yoga-Studio auf demselben Stock sinnvoll miteinander verbunden werden können, so dass eine insgesamt 260 Quadratmeter große Arztpraxis entstehen könnte. Damit wäre Platz genug für mehrere Ärzte in einer Gemeinschaftspraxis.
Große Räume in zentraler Lage stoßen durchaus auf Interesse
Es ist ja nicht so, dass die großen Räume unter dem Dach in zentraler Lage nicht auf Interesse stoßen würden: Nachdem der mit der Vermietung beauftragte Makler ein paar Wochen lang gut sichtbar ein Plakat am Haus aufgehängt hatte, gingen bei Hausbesitzer Kopmann immer wieder Anfragen ein - aber eben keine, die für ihn interessant gewesen wären. Noch hofft er, nach dem Umbau der Praxis Mediziner für eine Gemeinschaftspraxis finden zu können: Denn wegen der Apotheke sei es sinnvoll, dass Ärzte reingehen, sagt er.
Eine ganze Reihe von Ärztinnen hat im Laufe der Zeit im Gebäude am Oberen Marktplatz logiert: Viele Jahre praktizierte dort die Kinderärztin Dr. Hetzinger. Deren Räume übernahmen die Psychiaterin Miriam Fazel sowie die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Jannika Kriso, darüber logierte bis August 2022 Sabine Sanders. Aktuell ist in den Räumen eine gewerbliche Nutzung vorgeschrieben – ob sich die Räume als Büros besser vermieten lassen würden, bezweifelt Heinz-Jürgen Kopmann. Er sehe ja auch bei Büros Leerstände in der Stadt. Im Laufe des Jahres will er über die Vermietung eine Entscheidung treffen. Sollten dort doch Wohnungen entstehen, müssten die Räume über der Apotheke umgewidmet werden, „aber das wäre die Ultima Ratio“.
Leere Praxen sind nicht nur in Schorndorf ein Problem
Dass für Mediziner, die in den Ruhestand gehen, keine Nachfolger gefunden werden und Praxen leer stehen, ist übrigens nicht nur in Schorndorf ein Problem. Thema war die medizinische Versorgung in den Städten jüngst auch bei einem Treffen der Wirtschaftsförderer des Rems-Murr-Kreises, berichtet Gaby Koch, Fachbereichsleiterin Wirtschaftsförderung bei der Stadt. „Das Problem mit der Nachfolge ist überall ein Thema“, sagt sie. Noch gibt es keine vollständige Erfassung der in Schorndorf ansässigen Ärzte. Um das Thema grundsätzlich angehen und aktiv werden zu können, soll in diesem Jahr ermittelt werden, wie viele von ihnen über 60 Jahre alt sind.