Warum es immer noch Schottergärten in Schorndorf gibt

Die grün-schwarze Landesregierung brachte kürzlich ein neues Gesetz für mehr Artenschutz ins Parlament ein. Unter anderem sieht es vor, dass Schottergärten künftig vermieden werden müssen. Auch der Schorndorfer Gemeinderat stellte sich im vergangenen Frühjahr gegen die Steinflächen, die von manchen auch als „Gärten des Grauens“ bezeichnet werden. Der Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Baurecht, Thorsten Donn, erklärt, warum trotzdem noch einige der Schorndorfer Schottergärten zulässig sind.
Bestandsschutz gilt
Nachdem der Gemeinderat sich im vergangenen Jahr zu einem Entschluss gegen die großflächige Ausbringung von Kieseln und Steinen in Privatgärten ausgesprochen hatte, meldeten sich beim zuständigen Fachbereich immer wieder Bürgerinnen und Bürger, die in verschiedenen Teilen der Stadt einen Schottergarten gesehen haben, erzählt Donn. Doch die Stadt habe in diesen Fällen nichts dagegen tun können, es habe sich um Gärten gehandelt, die bereits vor dem Gemeinderatsbeschluss angelegt waren. Besonders in Vorgärten werden Steine und Kiesel gerne genutzt.
Alte Schottergärten bleiben wohl
Wegen des Bestandsschutzes könne man nichts dagegen machen, erklärt Donn. Der Schutz des Eigentums mache ein Eingreifen extrem schwer, führt er aus. Tatsächlich gelte das Schottergärtenverbot nur in Neubaugebieten, beziehungsweise überall dort, wo es einen neuen Bebauungsplan gibt. „Die alten Schottergärten bekommt man nicht so einfach weg“, erklärt Donn.
Widersprüchlich dazu wirken allerdings überregionale Artikel zum Thema, die im Zuge der politischen Diskussion in Stuttgart veröffentlicht wurden. In einem Beitrag des Südwestrundfunks wird etwa das Umweltministerium zitiert, Schottergärten seien seitens des Landes eigentlich schon lange verboten. In der Gesetzesnovelle, die nun auf Landesebene kommen soll, werde dies noch mal klargestellt.
Laut Fachbereichsleiter Thorsten Donn haben vor allem die Hauseigentümer oder Mieter selbst etwas von der Abschaffung der Kieswüsten vor ihrem Haus, denn die versiegelten Flächen heizen sich tagsüber auf und geben nachts die Wärme ab. „Die Stadt muss nachts runterkühlen“, sagt er.
Umweltschützer üben Kritik
Naturschützer kritisieren Schottergärten, denn Insekten fänden keinen Unterschlupf, Vögeln böten sie keine Nahrung und der Boden werde insgesamt naturfeindlich. Immerhin: Dort, wo neue Bebauungspläne in Schorndorf in Kraft treten, werde auf Schottergärten verzichtet, stellt der Fachbereichsleiter in der Praxis fest.
Der Gärtnermeister beim städtischen Baubetriebshof, Marek Lihotan, verspricht, seitens der Stadt keine solche Gärten anzulegen: „Das würden wir nie machen.“ Der Boden würde komplett sterben, vor allem wenn zwischen der Erde und der Gesteinsschicht auch eine Folie hineingelegt würde.
Umstrittene Bepflanzung auf Kreisverkehren
Im Frühjahr des Jahres sorgte auch die Bepflanzung der Schorndorfer Kreisverkehre für Diskussionen. Auf den ersten Blick erinnerte diese an die umstrittenen Schottergärten. Doch tatsächlich handelt es sich um eine mineralische Mulchschicht, ähnlich wie Rindenmulch, erklärt Marek Lihotan. Die Schicht soll die neu gepflanzten Stauden beim Wachstum unterstützen. Unkraut habe so weniger Chancen und der Boden werde feucht gehalten. Diese Art der Bepflanzung sei sogar besonders nachhaltig, weil die Stauden, im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen, nicht in jedem Jahr erneuert werden müssen. Eine Weile wird der Splitt wohl noch zu sehen sein. „Die Bepflanzung muss sich erst noch entwickeln“, erklärt Lihotan.