Warum im Schorndorfer Biergarten im September das Maibaumfest gefeiert wird

Mit viel Schwung und Optimismus haben Volker Ziesel, Harald Lutz und Manfred Ziegler den Stadtbiergarten übernommen. Das war im Januar, und das Land steckte mitten im Lockdown. Damals träumten die drei Neu-Gastronomen von einem Soft Opening im März, April und von einem großen Maibaum-Eröffnungsfest im Mai. Daraus ist nichts geworden - bekanntlich machte die Pandemie den dreien einen Strich durch die Rechnung. Anfang Juni erlebten sie zwar einen fulminanten Biergarten-Auftakt, das Konzept mit der erweiterten Speisekarte kam überragend gut an, die Menschen strömten trotz Kontrollen und Corona-Tests. „Eine Eröffnungsfeier in diesen unsicheren Zeiten wollten wir aber nicht machen“, erzählt Harald Lutz. Schließlich habe damals keiner gewusst, wie lange der Biergarten offen bleiben darf. Doch der Maibaum war schon gekauft, der Traum vom Maibaumfest dem Kalender zum Trotz auch nach dem Wonnemonat nicht ausgeträumt. „In Bayern steht der Maibaum auch die ganze Biergarten-Saison“, weiß Harald Lutz. Warum die feierliche Eröffnung mitsamt dem Maibaumfest also nicht einfach verschieben? Das haben die drei Macher getan: Am kommenden Wochenende wird – mitten im September – die offizielle Biergarten-Eröffnung mit der Maibaum-Aufstellung gefeiert.
Der weiß-blau geringelte Maibaum wird mit Manneskraft hochgezogen
Start ist am Samstag, 11. September, um 15 Uhr mit der Aufstellung des weiß-blau geringelten Maibaums. Das Fundament ist bereits gelegt. Der zwölf Meter hohe Baum aus Aluminium kommt in die Verankerung und wird – „mit Manneskraft“, wie Volker Ziesel sagt – in die Höhe gezogen. Oberbürgermeister Matthias Klopfer wird Grußworte sprechen und das Fass anstechen. 50 Liter Freibier werden ausgeschenkt. Von 15.30 bis etwa 21.30 Uhr gibt es Wirtshaus-Musik vom Allgäuer Benni-Herd-Trio. Am Sonntag geht das Fest ab 11.30 Uhr weiter. Von 12 bis 16 Uhr spielt die Band Birds of a Feather. Auf der Speisekarte, bei der sich die Macher am Oktoberfest orientiert haben, stehen Schweinshaxe, Krustenbraten und Hähnchen. Besucher in Trachten sind ausdrücklich willkommen.
Das Maibaumfest soll Tradition werden
Das Maibaumfest soll gute Tradition werden, der Baum künftig die ganze Saison über stehen. In diesem Jahr freilich wird er nur ein paar Wochen ein Hingucker im Biergarten bleiben. Solange der Oktober trocken ist, soll der Biergarten geöffnet bleiben, und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch einen richtig schönen goldenen Oktober, der ideal für Biergärten wäre. Doch schon jetzt können die drei Betreiber auf eine überraschend gute Saison zurückschauen. „Unsere Ambition war, einen Biergarten zu schaffen, in dem wir uns selber wohlfühlen“, erzählt Harald Lutz im Rückblick. Dazu gehörten seinen Angaben zufolge eine größere Auswahl auf der Speisekarte, ein Bier, das schmeckt, und eine gute Atmosphäre. All das ist ihnen augenscheinlich gelungen. Die Brauereifladen, eine Art Flammkuchen, sind bei den Gästen der Hit, aber auch die Pulled Pork Burger und Spareribs, der Schweinsbraten und deftige Vesper finden Absatz – ebenso wie Salate und vegetarische und vegane Gerichte. „Die Küche machen wir selber“, erzählt Harald Lutz. Jedes Essen werde separat zubereitet. „Das war mit die größte Herausforderung.“ Chef in der Küche ist Volker Ziesel, der eigentlich Apotheker ist und diesen Job trotz des Biergartens die ganze Zeit weiter ausführt. Bis zu 750 Kilo Wurstsalat gehen am Wochenende über die Theke, zubereitet von Ziesel, der von 20 Leuten in der Küche und im Service unterstützt wird. In den vergangenen drei Monaten habe er geschafft wie selten, sagt Ziesel. Morgens um 8 Uhr habe er seine Apotheke aufgemacht, von 11 bis 14 Uhr im Biergarten gearbeitet, dann wieder bis 17 Uhr in der Apotheke und ab 17 Uhr wieder im Biergarten. Ein Mammut-Programm mit einem 18-Stunden-Arbeitstag, der nicht zur Dauer werden soll. „Wenn ich abends heimgehe, bin ich kaputt“, sagt er. „Aber es macht Spaß, auch durch den Erfolg.“ Wenn an einem Sonntag 1400 Essen über die Theke gehen, sei es schon ein gutes Gefühl.
200 000 Euro wurden in Küchengeräte investiert
Rund 200 000 Euro wurden in die neue Küche investiert. Mit modernster Technik wie einem Kombidämpfer und einer sich selbst reinigenden Hochleistungsfritteuse wurden die Abläufe optimiert, die Wartezeiten verkürzt. In 90 Prozent der Fälle hätten die Gäste ihr Essen innerhalb einer Viertelstunde. Coronabedingt waren die Plätze von 680 auf 430 reduziert worden: „Für den Anfang war das gut“, sagt Harald Lutz heute.
Das Ende der Biergarten-Saison 2021 ist in Sicht, doch Pläne fürs kommende Jahr haben sie schon genug. After-Work-Partys mit Musik schweben ihnen vor, unter der Woche wollen sie donnerstags, freitags und samstags eine Cocktail-Bar aufstellen. Eine lateinamerikanische Nacht mit Salsa wurde schon gefeiert. Ähnliche Veranstaltungen, bei denen die Gerichte, die Getränke und die Musik aufeinander abgestimmt sind, sollen folgen. „Wir möchten mehr sein als ein Biergarten“, sagt Harald Lutz. „Wir wollen Ambiente und Abwechslung für die Leute bieten.“ Keine Frage, das machen sie bereits jetzt. Ein Maibaumfest im September: Das ist auf jeden Fall etwas Besonderes.