Blutspenden in Corona-Zeiten: 3G, viel Abstand und ein Vespertütle

Vor der Gemeindehalle reihen sich fünf Männer mit reichlich Abstand hintereinander auf. In der Empfangshalle steht ein Mann mit neongelber Jacke vom Roten Kreuz: In Schwaikheim ist Blutspendetag. Der DRK-Mann bittet alle Wartenden, den Personalausweis und einen 3G-Nachweis bereitzuhalten. Seit dieser Woche gilt auch bei Spendeterminen: Wer sich Blut abzapfen lassen möchte, muss geimpft, getestet oder genesen sein. Bevor eine Frau in der Empfangshalle die Nachweise prüft, müssen die Hände desinfiziert werden. Wer „nur“ eine OP-Maske trägt, bekommt einen FFP2-Schutz. Auch das ist Teil der strengeren Hygienemaßnahmen.
„Als es mit Corona losging, haben wir ein Terminreservierungstool im Internet eingeführt“, erzählt Claudia Kersting, Referentin beim Blutspendedienst. Diese Neuerung kommt bei den Spendern super an, auch wenn die Umstände der Einführung niemand gebraucht hätte. „Das werden wir sicher auch beibehalten, wenn sich die Lage beruhigt“, weiß Kersting schon jetzt. Denn vor Corona ist es durchaus passiert, dass Spender über eine Stunde warten mussten. „Wenn in Betrieben Schichtende war, kamen oft viele Spender gleichzeitig. Dann hat es gedauert“, nennt Kersting ein Beispiel. Das ist nun anders. Lange warten muss niemand, am Dienstag auch in Schwaikheim nicht.
Auch Bürgermeisterin Dr. Astrid Loff kommt zur Spende
In der Gemeindehalle halten sich an diesem Mittag auch alle an die Regeln. Das ist nicht immer so. „Hin und wieder gibt es momentan schon Diskussionen, zum Beispiel was die Maskenpflicht betrifft“, berichtet Kersting. Das sei allerdings eher die Seltenheit. Generell merke man, dass manche Spender angesichts der aktuellen Lage verunsichert sind. Oft höre man beispielsweise die Frage, wie sich Blutspenden mit der Corona-Impfung vertrage. „Das ist kein Problem. Wenn man sich gut fühlt, kann man bereits 24 Stunden nach der Impfung wieder spenden“, erklärt Claudia Kersting.
In Schwaikheim ist an diesem Dienstag ein Blutspendeteam aus Ulm angerückt. Das Personal kümmert sich um die Durchführung: Überprüfung der Eisenwerte und des Spenderbogens, sie führen Gespräche mit den Spendern und zapfen ihnen in einem letzten Schritt das Blut ab. Unterstützt werden sie vom Schwaikheimer DRK. Vom Ortsverein kümmert sich Heiko Jung darum, dass alles läuft. Er hat sich extra freigenommen, um die Ehrenamtlichen zu unterstützen. „Wir haben uns um 12.30 Uhr getroffen und dann erst einmal aufgebaut“, berichtet er. Zu den Aufgaben des Ortsvereins zählt unter anderem die Registrierung am Empfang und das Packen der Vespertüten. „Momentan gibt es keine Zusammenkunft mehr nach dem Spenden. Früher sind die Spender hier bei einer Kleinigkeit zum Essen zusammengesessen und haben sich unterhalten“, weiß er. In Coronazeiten ausgeschlossen, deshalb bekommt jeder Spender ein Verspertütle mit nach Hause.
Frisch von der Spende kommt die Schwaikheimerin Petra Trautner. Ein- bis zweimal im Jahr geht sie Blut spenden. Ob sie es sich angesichts der aktuellen Lage an diesem Tag besonders überlegt hat? „Ich wohne nicht weit weg von der Halle. Es war kein Thema für mich und für mich ganz klar, dass ich zum Spenden komme“, antwortet sie.
Unter den 209 Spendern an diesem Tag ist auch die neue Bürgermeisterin, Dr. Astrid Loff. „Es ist mein erstes Mal bei der Blutspende“, berichtet sie. Vor einiger Zeit sei sie schon einmal bei einem Termin gewesen, nach zehn Versuchen sei die Vene allerdings immer noch nicht getroffen worden, so dass man aufgegeben hat. Und bei diesem Mal? Bereits der erste Versuch sitzt. Noch auf der Liege erzählt die Bürgermeisterin, dass es sicherlich angenehmere Situation gebe, aber sie jetzt öfter Blut spenden werde. Zur Freude der beiden Söhne, die schon jetzt regelmäßig spenden. Nach dem Termin ist für Loff an diesem Nachmittag noch nicht Schluss: Ein wichtiges Telefonat steht im Rathaus an. Das Blutspendeteam ist ebenfalls noch bis 19.30 Uhr im Dienst. Auch in Zeiten wie diesen.