Kontonummer und Name eines Schwaikheimers für Dating-Portal missbraucht
Es war ein alles andere als üblicher Fall, mit dem sich Richter Armin Blattner im Waiblinger Amtsgericht zu befassen hatte. Dem Angeklagten wurde zur Last gelegt, dass er sich am 7. Juli und 21. Mai des vergangenen Jahres unter falschem Namen und mit falscher Bankverbindung jeweils bei einem Dating-Portal angemeldet habe. Über diese Portale habe er Kontakt zu anderen Männern gesucht.
Der 1987 geborene Angeklagte stammt aus Pakistan und lebt in Waiblingen. Er kam 2015 nach Deutschland und wohnte mit dem ebenfalls aus Pakistan stammenden, in Schwaikheim wohnenden Geschädigten jeweils in Weinstadt und Plüderhausen in Sammelunterkünften zusammen. Seit dreieinhalb Jahren haben die beiden aber nur noch gelegentlich Kontakt.
Der Geschädigte bemerkt die falsche Abbuchung und fordert das Geld zurück
Im vergangenen Sommer wurden nun vom Konto des Geschädigten die Gebühren für Dating-Portale abgebucht, für die er sich angemeldet haben sollte. Als er dies bemerkte, ließ er das Geld zurückbuchen; schließlich habe er mit keinem der Portale jemals Kontakt gehabt, geschweige denn einen Vertrag abgeschlossen.
Rechnungen ergeben eine zweistellige Summe, Mahnungen folgen
Als dann in der Folge Mahnungen über die insgesamt zweistellige Summe ins Haus flatterten und die Drohung im Raum stand, die Forderung werde zwangsweise eingetrieben, bat er einen Sozialarbeiter um Hilfe. Der habe Kontakt mit den Firmen aufgenommen und die Angelegenheit für ihn in Ordnung gebracht. Und er habe ihn auch zur Polizei geschickt, damit er Anzeige erstatte, da er sonst womöglich irgendwann Probleme mit der Schufa bekommen könne. Seitdem habe er nichts mehr von den Portalbetreibern gehört. „Da haben Sie alles richtig gemacht“, bestätigte ihm der Richter.
Für die Polizei war es nicht allzu schwer, Licht ins Dunkel der Angelegenheit zu bringen. Ein bis heute unbekannter Täter hatte die Verträge mit den Dating-Portalen abgeschlossen und dafür Namen und Bankverbindung des Geschädigten angegeben, dazu die Telefonnummer des 34-jährigen Angeklagten, der dadurch ins Visier der Fahnder geriet und sich nun vor dem Richterpult wiederfand.
Das Foto auf den Dating-Portalen zeigt einen dritten Mann
Für das Portal war das Foto eines weiteren jungen Mannes hinterlegt, es war weder der Angeklagte noch der Geschädigte. Sie waren sich aber einig: „Das ist Birlal“, ein Landsmann, der mit ihnen in Schorndorf, Weinstadt und Plüderhausen untergebracht gewesen war. Mehr als den Vornamen wüssten sie allerdings nicht. Und ob auch dieses Foto gestohlen sei, konnte im Amtsgericht niemand mit Sicherheit sagen.
Er wüsste nur zu gern, wer da seine Telefonnummer gestohlen und für sich verwendet hätte, wandte sich der Angeklagte in seinem Schlusswort an den Richter. Es sei keine Seltenheit und wohl auch nicht allzu schwer, Daten anderer Personen abzugreifen, um mit ihnen „Schabernack“ zu treiben, sinnierte Richter Blattner.
Er konnte keine Schuld bei dem 34-Jährigen erkennen. Dieser hat niemals in seinem Leben eine Schule besucht und könne noch nicht einmal seinen eigenen Namen schreiben. Er habe in Pakistan seit seinem siebten Lebensjahr in der Landwirtschaft gearbeitet, in Deutschland zuletzt in einem Stuttgarter Restaurant. Somit wäre er überhaupt nicht in der Lage, sich für irgendein Dating-Portal anzumelden, waren sich Richter und Staatsanwältin einig. Ebenso darüber, dass der Angeklagte freizusprechen und die Kosten des Verfahrens der Staatskasse aufzubürden seien.
