Rathaus wird zur Kunstgalerie

Schwaikheim. Es sind Bilder und Skulpturen, die das Leben erzählen – das Genre, die Machart und der Blick der Künstler auf die Dinge ist dabei komplett unterschiedlich. Rund 150 Werke stellen Mitglieder der Künstlergruppe im Rathaus aus. „Wir malen mit Herzblut und Begeisterung“, sagt Anne Hofmann, die seit der Gründung vor 40 Jahren dabei ist.
Ein Bild, das zum Träumen nur so einlädt, gemalt von Barbara Hopf. Es holt den Betrachter ab und schickt ihn auf eine Reise in die Ferne: Man taucht ein und versinkt in der Unendlichkeit der Weite. Mit dem überwiegend braunen Ton und dem Hauch von Blau hat es abstrakte Züge und erinnert an einen See oder gar das Meer. Das Bild daneben setzt die Gedankenreise fort: Ein Boot, das vom Abendlicht in ein kräftiges Orangerot getaucht wird. Und dann der harte Kontrast: Nicht abstrakt, sondern realistisch ist da ein Schafkopf, gekleidet in einer hellgrünen Bluse. „Das ist ganz typisch für Barbara Hopf“, sagt Anne Hofmann, die ebenfalls ausstellt. „Bei ihr findet man eigentlich immer etwas Witziges.“
Bis Sonntag sind alle Werke zu sehen
Am Freitagmittag verwandelten Mitglieder der Schwaikheimer Künstlergruppe den Sitzungssaal im Rathaus in eine Kunstgalerie. Im Foyer finden Bilder der Jugendgruppe ihren Platz in der Ausstellung: Ein Fuchs im Schnee mit wachsamem Blick, gemalt von einer 16-Jährigen. Daneben Krokusse, ein Baum oder Comicfiguren. Bis Sonntag sind alle Werke zu sehen. Das besondere am Verein ist, dass es keine Jury gibt, die über Ausstellungsstücke entscheidet, sondern das jeder Künstler selbst übernimmt, erklärt Rainer Hofmann, der Vorsitzender des Vereins ist. Sechs Malgruppen, eine Keramikgruppe und die Jugendgruppe gibt es im Verein. „Zusammen macht das Malen mehr Spaß“, sagt Anne Hofmann, die zwei Gruppen leitet. Man könne sich gegenseitig Impulse geben.
Anne Hofmanns Werke haben eine Botschaft
Anne Hofmann hat ihre Bilder ganz hinten im Sitzungssaal platziert. Ihre Werke strahlen eine Botschaft aus. „Hoffnung“ lautet ein Titel, auf dem zwei Menschen neben einer Häuserfront zu sehen sind – abstrakt gehalten, mit Pinselstrichen angedeutet. Früher habe Anne Hofmann Porträts und Gegenstände gemalt. Mittlerweile sei sie aber am Abstrakten hängengeblieben.
Ihr Mann Gerhard Hofmann greift nicht zum Pinsel, sondern zur Motorsäge. Dancing ist der Titel einer Holzskulptur: Sie hat etwas Tänzerisches mit der einen hochgezogenen Schulter. Beeindruckend ist auch das Gebilde „Entfaltung“, deren hölzerner Körper mit seinen schwarzgerußten Flammen auch eine Metallkugel zeigt.
Ute Munz experimentiert
Ute Munz dagegen mag es, zu experimentieren, mit verschiedenen Materialien und Farben zu arbeiten. Hier hat sie ein Seidenpapier eingearbeitet, dort Krakelierlack verwendet und beim nächsten Bild wollte sie einmal auf schwarzem Hintergrund arbeiten. Entstanden ist ein Tulpenbild.
"Wir schätzen den Austausch"
In den Bildern von Rainer Hofmann findet man wenig Abstraktes: In seinen Aquarellen zu Winterthemen hat er mit Metallapplikationen gearbeitet wie auch Hannelore Müller in ihren Kalligrafien. Und das sei wiederum das Besondere an ihrem künstlerischen Miteinander. „Hier ist niemand böse, wenn einer die Technik vom anderen abschaut. Ganz im Gegenteil: Wir schätzen den Austausch“, sagt Hofmann und lächelt.