Schwaikheim

Schwaikheimer Projektchor "Swinging Notes" übt für Konzert „I love Rock’n’Roll“

Swinging Notes
„Alle bitte mal aufstehen, dann habe ich euch besser im Griff“: Bei Nikolai Singers Proben ist „Zug drin“, aber der „Spaßfaktor“ kommt auch nicht zu kurz. © Gabriel Habermann

„Das war doch schon was, ein bisschen Armageddon, aber okay“. Einer von vielen flotten Sprüchen, die Nikolai Singer bei der Probe am laufenden Band so „raushaut“. Ob wohlüberlegt oder wahrscheinlich doch eher spontan: Die knackigen, unterhaltsamen Bonmots des Leiters, der irgendwie doch mehr Dirigent ist, zeigen Wirkung beim Projektchor „Swinging Notes“ aus Schwaikheim, gute Laune mindestens.

Die kann der sehr gemischte Klangkörper brauchen. Ende Oktober, am Sonntag, den 29., soll das Konzert „I love Rock’n’Roll“ steigen und wenn man Singer bei der wöchentlichen Probe im Musikraum an der Fritz-Ulrich-Halle so beobachtet und zuhört, dann liegt noch viel Arbeit vor ihnen, ist die Strecke zur Konzertreife weit. Das Repertoire, das Singer – mit Namen soll man ja keine Witze machen, aber was ist das denn für ein „Zufall“, dass ein Chorleiter Singer heißt? – sich und seinen Sängern/Sängerinnen zutraut/zumutet, spannt einen Bogen von Barclay James Harvest über die Beatles bis zu Rammstein, von heavy also bis balladig.

Bei der „Mädchenband“ fehlt noch eine Schlagzeugerin – oder ein Schlagzeuger

Bei den Proben ist nicht immer, aber regelmäßig auch die Mädchenband dabei, die beim Konzert den Ton angeben wird. Die jungen Frauen sind Schülerinnen von Singer, der aber immer wieder selbst in die Tasten greift, um den Takt vorzugeben, kurzzeitig auch zum Bandleader wird. Beim Bass sind die Instrumentalisten sehr gut aufgestellt, es fehlt aber (hoffentlich nur „noch“) ein Schlagzeuger oder passend zur sonstigen Besetzung eine Schlagzeugerin. So oder so: bitte melden, ihr seid willkommen! Das Schlagzeug ist übrigens schon da, müsste also nicht mitgebracht werden, das eigene sein. Bis dahin kommt der Schlagzeugpart von der Konserve, wird eingespielt.

Traumhafte Frauenquote, einige singen sogar mit bei den Männertenorstimmen

Auch der Chor, derzeit etwa 35-köpfig, könnte noch Verstärkung brauchen, versichert Wesna Münzing, Vorsitzende des Gesangvereins, die selbst mitsingt. Im Chor herrscht eine Frauenquote, von der andere Gremien nur träumen können. Die Männer sind so was von in der Minderheit. Einige Frauen helfen sogar bei deren Tenorstimmen aus. Es herrscht Arbeitsteilung, zumindest bei den Arrangements, die sich dazu eignen: die Frauen die Verse, die Männer den Refrain, boshaft gesagt, die zweite Geige. Wieder Kommentar von Singer dazu: „Wir probieren es jetzt erst mal ohne die und wenn es gutgeht, dann halt auch mit denen.“

Es steht an der Song zum Konzerttitel, ursprünglich von den „Arrows“, bekannt geworden als Coverversion von Joan Jett & the Blackhearts, wenn man will, ein Klassiker, bei dem frau/man es richtig krachen lassen kann. Noch was fällt auf: Bei den Frauen sind eher alle Altersgruppen vertreten, bei den Männern überwiegen ältere Semester. „Nothing else matters“, die berühmte Powerballade von Metallica, bringt den Chor hörbar – und damit bei Singer auch sichtlich – an seine Grenze. Der Refrain, ein wahrer Ohrwurm, so einfach er klingt, erfordert genauen Einsatz und Abstimmung der verschiedenen Stimmlagen. Das gelingt vorerst nicht ganz zur vollen Zufriedenheit des Chorleiters, um es mal so zu sagen. Als er merkt, wie sein Mienenspiel dazu „wirkt“, beruhigt er: „Nicht mich erschrocken ansehen, niemand wird hier erschossen, ihr müsst es halt nur richtig singen.“ Klar, alle nicken erleichtert, und noch ein Versuch. „Jetzt ziehen wir’s durch, alle dabei bis zum Ende, komme, was da wolle.“

Klingt nach letztes „Ahoi“ mitten im Orkan auf hoher See und verschworene Gemeinschaft. Und genau das gefällt seinen Sängern und Sängerinnen so gut. Dabei haben Erstere bis dahin in dem Lied noch gar keinen Ton von sich gegeben, dürfen jetzt aber ultimativ ins gemeinsame „uuuuuhhhhhh“ einsteigen. Singer kann unnachahmlich gestisch, „plastisch“ werden, ja geradezu „schauspielerisch“ mit unverkennbarem Hang zur Tragikomödie: „Das muss schweben, bitte kein Flugzeug, das abstürzt“, fordert er. Die Einsätze sind zu hart, der simple Text täuscht über die tonale Komplexität hinweg. „Okay, wir kriegen es schon noch hin, denn dafür üben wir ja, oder.“ Was keine Frage ist, sondern wieder der Aufruf, gemeinsam durchzuhalten, der Appell nicht zu verzagen.

Gute-Laune-Evergreen der Beatles, ein wahrer Ohrwurm

Sozusagen als Entlastung: „Here comes the Sun“, ein Gute-Laune-Evergreen der Beatles. Singers Einstimmung dazu: „Die Älteren unter euch, die’s noch kennen, dürfen schon, die anderen sollen erst mal lauschen.“ Der Chor hat es vor ein paar Jahren schon mal eingeübt, aber eben lange nicht mehr gesungen. „Es geht heute also erst mal darum, wieder ein Gefühl, eine Ahnung, dafür zu bekommen.“. Aber Achtung: Der Refraintext („di, di, di, da, da, da“) sei sehr schwierig, Vorsicht Ironie, aber vor allem rhythmisch sei’s doch ein bisschen knifflig.

Trotzdem: Der Song hat so einen Flow, der mitreißt, in der Probe zu viel, findet der Chorleiter, aber er lässt Gnade walten, erst mal durchkommen, die Feinabstimmung folgt später: „Heute gehen es wir so an, komplett, an einem Stück, dass die Mädchen Mitgefühl bekommen, weil die da sind, das kann so eigentlich gar nicht funktionieren. Sonst würden wir es langsam angehen.“ Er meint damit natürlich die Band und eigentlich gar nicht „Mitgefühl“, sondern „Gespür“. Aber der Versprecher ist herrlich drollig.

„Swinging Notes“ wurde 2001 gegründet

Okay, auch wenn es bis zum Konzert noch lange hin ist, für Singer ist klar: Nur mit den wöchentlichen, etwa anderthalbstündigen Proben alleine werden sie es nicht schaffen. Ein gemeinsames Probenwochenende, zumindest einen Samstag, an dem sie an ein paar Stunden an einem Stück mal üben, wird es außerdem brauchen: „Es ist ganz einfach: Wir müssen viel singen.“ Daheim üben, jeder hat oder bekommt noch die Noten, ist eh klar, darüber muss er erst gar nicht viele Worte verlieren. Kein Widerspruch, wozu auch, das sehen alle ein, sie wissen ja selbst, was noch fehlt.

„Swinging Notes“ wurde 2001 gegründet. In der ersten Corona-Zeit konnten überhaupt keine Proben stattfinden, geschweige denn Auftritte. Dann übten die Mitglieder in kleinen Gruppen, mit Masken (!), Abstand und dauernd Lüften, erinnert sich Wesna Münzing auf Nachfrage, als die Probe vorbei ist. Der erste gemeinsame Auftritt sei dann der vor Haus Elim gewesen, die erste gemeinsame Probe Anfang 2022.

Auch Geselligkeit und Gemeinschaft kommen nicht zu kurz

Ja, ein paar seien zwischendrin abgesprungen, aber das habe sich in Grenzen gehalten, die meisten seien treu geblieben. Neulinge, jede weitere Stimme, sind nach wie vor willkommen (Proben dienstags von 19 bis 20.30 Uhr). Ein Probenwochenende ist bereits terminiert, zwei Wochen vor dem Konzert. Der Chor übt aber nicht nur oder tritt auch nicht nur auf. Es gibt immer wieder auch Treffs zum gemütlichen Beisammensein oder Ausflüge wie demnächst zu einer Musicalaufführung in Ulm („Sister Act“), samt Programm vorher in der Stadt an der Donau.

„Das war doch schon was, ein bisschen Armageddon, aber okay“. Einer von vielen flotten Sprüchen, die Nikolai Singer bei der Probe am laufenden Band so „raushaut“. Ob wohlüberlegt oder wahrscheinlich doch eher spontan: Die knackigen, unterhaltsamen Bonmots des Leiters, der irgendwie doch mehr Dirigent ist, zeigen Wirkung beim Projektchor „Swinging Notes“ aus Schwaikheim, gute Laune mindestens.

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Die kann der sehr gemischte Klangkörper brauchen. Ende Oktober, am Sonntag, den

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