Waiblingen

Alles für den VfL Waiblingen

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Der Abteilungsleiter Helmut Lober (links) freut sich mit Jose „Jupp“ Dam über dessen 70-jähriges Jubiläum als VfL-Mitglied. © Benjamin Beytekin

Waiblingen. Jahrzehntelang war er so etwas wie die gute Seele des VfL Waiblingen. Nun feiert Josef „Jupp“ Dam seine 70-jährige Mitgliedschaft im Verein. Der 94-Jährige hat die Fußballabteilung mitgegründet, als Hausmeister die Heizung im Vereinsheim eingebaut – und einmal, als er selbst noch in der Altherrenmannschaft kickte, sogar die Profis vom 1. FC Nürnberg geschlagen.

Es begann barfuß. Eine Handvoll Heimatvertriebener traf sich regelmäßig zum Kicken. Sie kannten sich von der Arbeit: Nach dem Krieg setzten sie auf dem heutigen Bosch-Gelände Autos für die Amerikaner instand. Einen Ball besaßen die Hobby-Fußballer – für Schuhe aber reichte das Geld nicht. Dennoch trainierten sie, vor dem Gelände des VfL Waiblingen. Und so kam es, dass sie eines Tages unter dessen Dach schlüpften, die Fußballabteilung wurde gegründet. Einer der Barfuß-Kicker war der heute 94-jährige Josef „Jupp“ Dam. „Wir hatten im Sommer unser allererstes Spiel gehabt, gegen Neustadt. Und es haushoch verloren“, entsinnt sich Dam. 11:1 sei es gegen den damaligen Bezirksligisten ausgegangen. Nach dieser Niederlage sei klar gewesen: „Wir gründen einen Fußballverein und werden besser.“

Ein Aufstieg folgte auf den anderen

Und sie wurden besser. Gleich in ihrer ersten Saison 1949/50 wurden die Fußballer des VfL Meister der B-Klasse (heute Kreisliga B). Mit 19 Toren wurde Dam damals Torschützenkönig und schoss auch das Goldene Tor im letzten Spiel gegen Schorndorf, das den Aufstieg besiegelte. Zwei Jahre später gelang der Mannschaft dann der Sprung in die Bezirksliga. Später spielten die VfL-Fußballer auch in der Landesliga, da war Josef Dam aber bereits nicht mehr in der ersten Mannschaft aktiv, sondern spielte bei den „Alten Herren“. Sein letztes Spiel bestritt er im Alter von 48 Jahren.

Doch er blieb dem Verein stets als gute Seele erhalten. Seine Frau Magdalena übrigens auch: 20 Jahre lang wusch und flickte die gelernte Schneiderin die Trikots der VfL-Fußballer. Als Josef Dam 1985 in den Ruhestand ging, übernahm er den Posten des Hausmeisters, baute eine komplette Heizungsanlage ins Vereinsheim ein, suchte für die Heizölbestellung stets das beste Angebot heraus und unterstützte überall dort, wo Not am Mann war. Dabei behielt er stets den Überblick: „Zeitweise hatte ich 36 Schlüssel an meinem Schlüsselbund“, erinnert sich Dam. Bis zum Jahr 2000 blieb er das „Mädchen für alles beim VfL“, wie er seinen Posten selbst scherzhaft bezeichnet.

Gegen die Profis des 1. FC Nürnberg gewonnen

An eine Anekdote seiner 70-jährigen Vereinslaufbahn erinnert Dam sich besonders gern: als er mit der Altherrenmannschaft den 1. FC Nürnberg bei einem Freundschaftsspiel im Morlock-Stadion besiegte. „Die wurden in solchen Spielen nie geschlagen, aber da haben wir gewonnen und das auch noch im eigenen Stadion der Nürnberger“, berichtet Dam und ist sichtlich immer noch stolz auf die Leistung seiner Mannschaft. Das sei natürlich ordentlich gefeiert worden. Seine Leidenschaft für den Fußball hat Dam auch an seine Söhne weitergegeben: Sein Sohn Hans-Peter, der inzwischen am Bodensee lebt, hat früher beim VfL gespielt und war Schiedsrichter, Wolfgang Dam ist heute noch Mitglied der „Altherren-Fußballer“.


Ein langes und bewegtes Leben

Abseits des Vereins blickt Josef Dam auf ein bewegtes Leben zurück: Geboren in Bácsalmás, im Süden Ungarns, machte der heute 94-Jährige eine Ausbildung zum Feinmechaniker.

Ein Jahr vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. „Die haben mich direkt von meinem Arbeitsplatz weggeholt“, berichtet Dam. Ein Jahr später, im Sommer 1945, kam er wieder frei. Er hatte Glück im Unglück gehabt: In Gefangenschaft war er an Gelbsucht erkrankt. Da es keine Medikamente zur Behandlung gab, wurden er und die anderen Kranken freigelassen.

1946 wurden Josef Dam und seine spätere Frau Magdalena nach Deutschland vertrieben, weil sie deutsche Nachnamen trugen. Eine Zeit lang waren sie im Schloss in Gaildorf untergebracht, dann kamen sie über Winnenden nach Neustadt.

1951 folgte die Heirat und dann der Umzug in die Kernstadt Waiblingen, wo sie sich eine Dachgeschoss-Wohnung selbst ausbauten. Acht Jahre später zogen sie innerhalb Waiblingens nochmals um.