Corona, Klima, RTL: So war der Kabarettabend mit Christoph Sonntag und Florian Schroeder in Waiblingen

„Corona hat auch positive Seiten: Mütter mussten plötzlich Mathe lernen und Väter die Namen ihrer Kinder.“ Christoph Sonntag ist bei seinem Auftritt beim Waiblinger „Kultursommer“ am Dienstagabend auch auf die Pandemie eingegangen. Bei Florian Schroeder nahm der Klimawandel einigen Raum ein.
Nach den Konzerten der „Fantastischen Vier“ am Wochenende war beim Kultursommer nun Kabarett angesagt. 380 Besucher wollten Christoph Sonntag und Florian Schroeder in der Talaue erleben. Viele Plätze waren noch frei. Einige Gäste freuen sich allerdings nach den vielen Monaten ohne Kulturveranstaltungen so sehr über das Programm der Stadt Waiblingen, dass sie gleich mehrere Abende besuchen. So etwa das Ehepaar Hoefer. „Wir waren auf dem Fanta-Vier-Konzert und das war so toll, dass wir am Sonntag noch einmal hin sind“, sagt Daniel Hoefer.
Das Ehepaar ist der Meinung, dass man solche Veranstaltungen als Chance sehen solle - denn wann könne man einem Künstler so nah kommen? Zwischen der Bühne und dem Publikum ist keine große Distanz. Das sei bei dem Konzert der Fantastischen Vier auch so gewesen, berichtet Daniel Hoefer.
Dennoch sind die Hoefers wie auch andere Besucher überrascht, dass dieses Mal so wenig los ist. Diejenigen, die da sind, stören sich nicht an der 3G-Pflicht. Die Nachweise werden vor dem Einlass vom Sicherheitspersonal überprüft. Außerdem muss man selbst auf den Sitzplätzen die Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Dennoch: „Seitdem es Veranstaltungen wie diese gibt, besuchen wir sie“, sagen Besucher. So sieht es auch Daniel Hoefer: Schließlich sei man eineinhalb Jahre isoliert gewesen, da müsse man das Angebot wahrnehmen.
Christoph Sonntag über Quarantäne
Christoph Sonntag thematisiert in seinem Programm die Corona-Pandemie und geht dabei zum Beispiel auf die Digitalisierung, die Mund-Nasen-Bedeckungen, den anfänglichen Mangel an Toilettenpapier ein. Zu Quarantäne ein. „Plötzlich ist man mit Menschen zusammen, die man eigentlich gar nicht kennt“, witzelt er beispielsweise über die für manche Familien neue Situation. Er findet: „Corona hat auch positive Seiten. Mütter mussten plötzlich Mathe lernen und Väter die Namen ihrer Kinder.“
Seit Pandemiebeginn sind auch für Christoph Sonntag die Auftritte selten geworden. Vergangenes Jahr stand er etwa im Auenwald und in Waiblingen im Autokino auf der Bühne. Austausch mit dem Publikum, das in Autos saß, war dabei kaum möglich. Beim Waiblinger Kultursommer hat er die langersehnte Chance, mit den Besuchern zu agieren. Diese Möglichkeit nutzt der Kabarettist, als er das Publikum fragt, ob Menschen hier sind, die aus anderen Bundesländern kommen. Eine Frau antwortet darauf mit Osnabrück.
Die Pause gerät etwas länger
Christoph Sonntag beendet sein Programm nach circa einer Stunde mit einem Rocklied, das vom schwäbischen Lebensstil und der schwäbischen Mentalität handelt. Danach ist erst mal Pause. 25 Minuten waren angesagt. Die Sommerabende können nun etwas kalt werden. Wer sich darauf bei der Wahl der Abendgarderobe nicht eingestellt hat, kann da etwas ins Frösteln geraten. Als das dritte Signal für den Auftritt von Florian Schroeder ertönt und sich am Bühnenbild nichts verändert, fängt das Publikum an zu klatschen und zu pfeifen. Aber es dauert noch. Jemand ruft: „Das muss man doch nicht unnötig in die Länge ziehen.“ Kurz darauf betritt Florian Schroeder dann endlich die Bühne.
Florian Schroeder neckt das autofahrende Publikum
Der Kabarettist, der dieses Jahr den Deutschen Kleinkunstpreis erhalten hat, ist für politische Themen bekannt. Häufig thematisiert er etwa den Klimawandel. Viel Aufmerksamkeit erfuhr er vergangenes Jahr, als er sich bei einer Querdenker-Demonstration in Stuttgart dafür aussprach, die Corona-Regeln einzuhalten. „Ich bin der Auffassung, dass Corona eine hochgefährliche ansteckende Krankheit ist, und ich bin der Überzeugung, dass Maskentragen und Abstandhalten das Wichtigste und Beste ist, was wir in diesen Tagen tun können.“ Dafür wurde er ausgebuht.
Bei seinem Auftritt unter dem Titel „Neustart“ beim Waiblinger Kultursommer sagt er: „Alles, was ich hier heute sage, ist auch so gemeint.“ Der Klimawandel ist für ihn ein großes Thema. Bei der Frage, mit welchem Verkehrsmittel das Publikum angereist ist, streckt der Großteil beim Auto die Hände in die Höhe. Florian Schroeders Kommentar dazu: „Ist okay, wenn ihr mit dem Auto gekommen seid. Hauptsache, ihr wisst, dass es falsch war.“
Auch die Bundestagswahl thematisiert er. Die einzelnen Parteien, Politiker und der Fernsehsender RTL, der mit dem TV-„Triell“ der Kanzlerkandidaten auf Journalismus gemacht habe („Ich frage mich, ob RTL überhaupt weiß, wie man Journalismus schreibt“) nimmt er aufs Korn.