Die Tage des Rathauses sind gezählt
Waiblingen. Überdimensioniert, nicht behindertengerecht und sanierungsbedürftig – das Neustädter Rathaus muss weg. Das war das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs im Jahr 2009. Neun Jahre später hat der Ortschaftsrat die Ideen zur neuen Mitte in einer Machbarkeitsstudie erneut auf den Prüfstand gestellt. Das Ergebnis: Die neue Mitte kann nun Gestalt annehmen: Mit Wohnungen auf dem Balaton-Areal. Und einem neuen Rathausplatz gegenüber, der mit einer Pflegeeinrichtung und modernen Verwaltungsräumen zum Ort der Begegnung werden soll.
Die Tage des alten Rathauses sind gezählt, seit sich der Ortschaftsrat im vergangenen Jahr auf den städtebaulichen Wettbewerb besonnen hat. Die Pläne lagen in der Schublade, nachdem die Finanzkrise das Projekt Neue Mitte ganz weit in die Zukunft katapultiert hatte.
Übrig geblieben war nur der Wunsch nach einem Pflegeheim, das den neueren Plänen nach auf dem Balaton-Areal gebaut werden sollte. Nachdem sich der Bau immer wieder verschoben hatte, kam die Kehrtwende: 2017 verabschiedete sich der Ortschaftsrat von der Idee eines Pflegeheims auf dem Balaton-Areal. Und betraute das Großheppacher Planungsbüro Wolfshof, das 2009 den Wettbewerb gewonnen hatte, mit einer Machbarkeitsstudie zur Ortsmitte Neustadt.
Ergebnisse zum ersten Mal öffentlich vorgestellt
Jetzt wurden die Ergebnisse nach der nicht-öffentlichen Debatte im Gemeinderat erstmals öffentlich im Ausschuss für Planung, Technik und Umwelt vorgestellt. Untersucht hatten die Planer drei Varianten. Allen drei gemeinsam: Das alte Rathaus, das 1969 noch zu Zeiten der Selbstständigkeit entstanden ist, fällt.
Gebaut werden dafür angemessene Räume für die Ortschaftsverwaltung, ein Pflegeheim mit 30 Plätzen und betreute Wohnungen. Zwei der Varianten sehen eine Kombination aus Ortschaftsverwaltung und Pflegeeinrichtung vor, die dritte geht von zwei getrennten Gebäuden aus.
„Die erste Variante orientiert sich stark am Siegerentwurf“, erklärte Baubürgermeisterin Birgit Priebe. Die Pflegeeinrichtung sei nach dem ursprünglichen Konzept konzipiert worden: Zwei Gebäude, die durch einen gläsernen Bau miteinander verbunden werden.
Eine große Chance für Neustadt
Das Rathaus zieht in der ersten Variante ins Erdgeschoss des Pflegeheims, wobei der Sitzungssaal auch für Veranstaltungen zur Verfügung stehen soll. Im Gegensatz dazu verteilt die zweite Version die Räume der Ortschaftsverwaltung auf beide Gebäude. Ein extra Bau für die Ortschaftsverwaltung ist die dritte Variante.
Drei Möglichkeiten, die den Bürgern nun allesamt in einer Infoveranstaltung vorgestellt werden sollen. „Der Abbruch eines Rathauses bewegt die Bürger sehr“, sagte die Baubürgermeisterin. Zu Wort kommen dann auch die Fraktionen des Ortschaftsrates, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigen.
Eine große Chance für Neustadt sieht etwa Ortschafts- und Stadtrat Peter Abele (CDU) in den recycelten Plänen. „Wir bekommen einen neuen Ortsmitte-Platz mit besserer Qualität und dringend benötigte Wohnungen am Balaton“, schwärmte er.
Der Gemeinderat entscheidet am 3. Mai
„Und wir brauchen kein Geld für die Sanierung des Rathauses.“ Auch sein Ortschaftsratskollege Urs Abelein (SPD) zeigte sich mit dem Ergebnis der Studie sehr zufrieden: Von der neuen Mitte erhofft sich der SPD-Mann Strahlkraft für die ganze Ortsmitte.
„Aktuell machen Läden in der Ortsmitte zu.“ Ein Eiscafé sei zwar vorhanden, aber keiner gehe zum Eisessen hin. Positiv äußerte sich im PTU auch die DFB zu den Plänen. „Es ist eine ambitionierte Planung, wird aber eine Kostenfrage“, sagte Matthias Kuhnle. „Grundsätzlich sind wir aber einverstanden.“
Nach dem Ortschaftsrat sprach sich der Planungsausschuss dafür aus, alle drei Varianten der weiteren Planung zugrunde zu legen. Am 3. Mai entscheidet darüber noch der Gemeinderat.
Protest der ALi-Rätinnen
- Die ALi-Rätinnen Christina Schwarz und Iris Förster haben beim Tagesordnungspunkt „Ortmitte Neustadt“ ihren Protest gegen das Procedere der Verwaltung zum Ausdruck gebracht. Wie ihr Fraktionschef Alfonso Fazio in der nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderats, verließen sie demonstrativ ihre Plätze, kehrten auf Aufforderung von Baubürgermeisterin Birgit Priebe dann aber an den Sitzungstisch zurück. „Sie können sich komplett für die Sitzung entschuldigen, aber nicht die Tagesordnungspunkte aussuchen, an denen Sie teilnehmen“, so Priebe.
- Ebenso wie Alfonso Fazio, der an der Ausschusssitzung aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen konnte, störten sich Schwarz und Förster nicht an der Planung, sondern daran, dass das Thema zuerst nichtöffentlich im Gemeinderat beraten wurde und dass eine Abstimmung stattfand.
- Wie berichtet, hatte sich Fazio geweigert, an diesem Tagesordnungspunkt teilzunehmen, weil dieser rechtswidrig sei. Ausdrücklich wollte er sich nicht enthalten oder dagegen stimmen, sondern als Unbeteiligter auf den Zuschauerplätzen sitzen. Wenn er nicht teilnehme, müsste er den Saal verlassen, erklärte da der OB – was Fazio als Rauswurf interpretierte. Seine beiden Fraktionskolleginnen haben sich bei der Abstimmung enthalten.