Eine Vorliebe für Körper in der Kunst
Waiblingen. Christiane Franz-Schmitt hat ein Auge für den menschlichen Körper. In Skulpturen und Bildern stellt sie weibliche Rundungen, aber auch Ecken und Kanten des menschlichen Körpers dar. Als Dozentin der Kunstschule Unteres Remstal begleitet sie die Teilnehmer in ihrem Schaffensprozess. „Mir ist wichtig, dass jeder glücklich ist mit dem, was er gemacht hat“, sagt sie.
Christiane Franz-Schmitt streicht über eine Skulptur, schaut ihr dabei in die Augen und sagt fast liebevoll: „Und das hier, das ist mein Sohn.“ Leute, die ihn kennen, haben ihn wiedererkannt, obwohl er gemäß der künstlerischen Freiheit etwas anders aussieht. Sie hat die Oberfläche mit einer Eisensulfatlösung bearbeitet, außerdem schielt er ein wenig. Er hat lange Haare und einen Zopf, den hat sie aus Tonscherben geformt. Für die Augen haben Porzellanscherben hergehalten. Dennoch mit großer Genauigkeit und viel Liebe fürs Detail modelliert. Entgegen vieler anderer Werke ist er unverkäuflich. Es sei schwierig, trockenen Ton mit feuchtem zu verbinden, sagt sie. Aber es gelinge, indem man den trockenen Ton anritzt, so dass ein Raum entsteht, um den feuchten Ton einzuarbeiten und beides zusammenhält.
Die Skulptur sei einer der Versuche gewesen, bei dem sie ausprobieren wollte, wie es ist, mit Scherben zu arbeiten. „Ich kann fast nichts wegwerfen. Alles wird wiederverwendet.“ So war es auch bei einer anderen Skulptur, bei der sie Teile von einer Vase verwertet hat. Oft versucht sie in einem Werk sämtliche Techniken anzuwenden, die sie selber einmal gelernt hat. Einer anderen Skulptur hat sie Ohrringe geformt, die sie bedruckt hat. Christiane Franz-Schmitt, die heute in Berglen lebt, beschreibt sich als jemanden, der vielseitig interessiert ist, vielerlei Talente in sich hegt, nicht nur was das künstlerische Wirken betrifft. Immer wieder stellt sie sich neuen Herausforderungen, wagt sich auf neue Ebenen, beschreitet neue Felder. Probiert Dinge aus, wie es bei den beschriebenen Plastiken der Fall war, bevor sie das Thema als Dozentin der Kunstschule in ihrem Kurs aufgreift. Dass man Neues ausprobiert, will sie an ihre Schüler weitergeben. Ihr sei es wichtig, dass sie im Kurs ihre eigenen Ideen in die Tat umsetzen.
Mittlerweile Schwerpunkt auf die Malerei verlagert
Wichtig sei aber auch, dass man sich im Voraus überlege, in welche Richtung Form und Oberflächengestaltung einmal gehen könnten, welche Technik angewendet werden soll. Seit 2008 gibt Christiane Franz-Schmitt Kurse in der Kunstschule. Das hatte sich in einem Gespräch mit der damaligen Kunstschulleiterin Gisela Sprenger-Schoch ergeben. Ihr Dozenten-Dasein hat sie mit einem Kurs zum Thema Aktmodellieren begonnen. Es folgten Wochenendkurse zur Platten- und Aufbautechnik. Seither gibt sie regelmäßig Workshops, wobei sie an acht Vormittagen jeweils vier Stunden lang mit den Kursteilnehmern arbeitet. Viele sind seit 2008 dabei. „Es ist eine richtig nette Kerngruppe entstanden“, sagt Christiane Franz-Schmitt, woraus sich ein Freundeskreis gebildet habe. „Wir machen oft was zusammen.“ Sie rufen an, wenn sie Fragen zu ihrer Arbeit zu Hause haben. Überhaupt kein Problem. Christiane Franz-Schmitt ist seit 1998 Künstlerin. Durch einen Bandscheibenvorfall war sie lange krankgeschrieben. Sie habe sich Ton gekauft und mit dem Aktmodellieren begonnen. Von Beruf ist sie grafische Zeichnerin und hat in Rom Grafik- und Produktdesign studiert. Das künstlerische Werken war ihr also nicht fremd, wenn es auch in eine völlig andere Richtung ging. Mit Fotos ihrer ersten Arbeiten ging sie nach Paris, um sich dort eine Galerie zu suchen, die ihre Werke ausstellt. Der Plan ging auf. In ihr kam aber der Wunsch auf, die Techniken einmal richtig zu lernen und traf auf Joachim Lambrecht, ein Keramiker, Musiker und Bildhauer, der damals im Raum Ludwigsburg lebte und noch heute „ihr großes Vorbild und Lehrer ist“, wie sie sagt. Bei ihm hat sie Aktmodellieren gelernt, Techniken wie Platten- und Aufbautechnik oder Drucktechniken. Heute weiß sie, wie man Porzellanpapier herstellt, und kennt die Tücken bei der Bearbeitung von Porzellan. Sie kennt sich mit der Raku-Technik aus, wobei die Skulptur bei einer Temperatur von 1200 Grad gebrannt wird und die sehr viel Sensibilität und Geduld erfordert. Sie weiß, welche Auswirkungen Rauchbrand auf die Tonskulptur hat. Vieles habe sie dabei auch bei Manfred Bodenhöfer gelernt, der ebenfalls an der Kunstschule unterrichtet.
Einen Moment einfangen, um ihn auf Dauer festzuhalten
Als Künstlerin hat Christiane Franz-Schmitt mittlerweile, was ihr eigenes Schaffen betrifft, der Herstellung von Skulpturen den Rücken zugewandt und konzentriert sich mittlerweile nach erneuten Problemen mit der Wirbelsäule auf die Malerei. Viele ihrer Bilder behandeln das Thema Mensch und Körper, wobei sie es liebt, einen Moment einzufangen und auf Dauer festzuhalten. Entstanden sind Bewegungen, mit Tusche und Kreide gezeichnet, aber auch eine Zeichnung von ihrer Nichte, wobei sie Buntstifte verwendet hat. Ein anderes Bild zeigt eine Gruppe Jugendlicher in einem Fahrgeschäft auf dem Cannstatter Wasen. Andere Bilder sind wiederum abstrakt gehalten, wobei sie mit mehreren Schichten gearbeitet hat, Farben aufgetragen und wieder abgewaschen hat, Teile abgedeckt, um den Rest dann mit Farbe zu überschütten. Irgendwann stellt sie fest: „Jetzt ist es gut, jetzt höre ich auf.“
Ausstellung
Zurzeit stellt Christiane Franz-Schmitt noch bis Freitag, 8. April, in der Schorndorfer Kanzlei-svk, Johann-Philipp-Palm-Straße 39, aus. Am Samstag, 30. Januar, wird dort von 16 Uhr an eine Sonderführung durch die Ausstellung angeboten. Weitere Infos unter www.christianefranzschmitt.de