Freunde treffen bei der Nacht der Keller
Weinstadt.
Je später der Abend, desto jünger die Gäste: In Strümpfelbach ließ sich die „Nacht der Keller“ am Freitagabend kurz nach 19 Uhr eher wie ein gemütliches Familienfest an. Augenscheinlich waren es vor allem Angehörige der 30+-Generation, die grüppchenweise, bisweilen auch mit Kind und Kegel, durch den Ortskern spazierten, der für dieses Wochenende eigens in eine Fußgängerzone verwandelt worden war.
Auch wenn das milde Spätsommerwetter zum Flanieren und Pendeln zwischen den einzelnen Ausschänken einlud, füllten sich die Gewölbekeller recht zügig. Darüber war zum Beispiel Frank Eller in der Lindenstraße nicht undankbar. „Schließlich tragen wir Kellerbetreiber das volle Geschäftsrisiko. Wenn es Hunde und Katzen regnet und es verirrt sich niemand auf das Fest, bleiben wir auf unseren Kosten sitzen, und alle unsere Mühe vor dem Fest und in der Nachbereitung war vergebens.“
Ein Treffpunkt für alle mit Wein und Gemütlichkeit ist die Nacht der Keller in Weinstadt, und darum ging es auch im Keller in der Hauptstraße 36. Dort präsentierten das Weingut Knauß und Sigrun Trinkle unter dem Label „Parfum der Erde“ ihre eigenen Weine und die des Hamburgers Dr. Rainer Scholz, der in Strümpfelbach seinen Zweitwohnsitz und seine Wengert hat. „Alle hier von uns ausgeschenkten Weine“, erklärte Sigrun Trinkle, „sind von Andi Knauß ausgebaut und tragen seine Handschrift.“ Und da zum Wein auch stets eine handfeste Grundlage gehöre, wurden den Besuchern deftige „Maulburger“, Maultaschen im rustikalen Brötle mit Bergkäs und Röstzwiebeln, angeboten.
An diesem Wochenende zieht es viele in die Heimat
Nicht allzu viel mit den Kellern an sich im Sinn hatte eine fünfköpfige Gruppe junger Frauen und Männer zwischen 25 und 29 Jahren aus Waiblingen, Ludwigsburg und Marbach. Es sei wohl wahr, dass die Nacht der Keller aus der Vielzahl der Weinfeste dadurch herausrage, dass die alten anheimelnden Gewölbekeller für die Öffentlichkeit geöffnet seien. Aber sie hatten sich vorgenommen, miteinander durch Weinstadt zu pilgern, von Ausschank zu Ausschank. Hauptattraktion für sie sei dabei, dass man bei diesem Fest an beiden Tagen alte Schulfreundinnen und -freunde treffe, die es mittlerweile nicht nur in ganz Deutschland, sondern teilweise bis nach Übersee verschlagen habe. An diesem Wochenende ziehe es so manche hierher zurück, zur Pflege alter Kontakte und der eigenen Wurzeln.
Während sich Strümpfelbach mit der aufziehenden Nacht allmählich in Feststimmung schunkelte, ging es bei den Nachbarn in Endersbach eher bedächtig zu. Gefeiert wurde im Wesentlichen rund ums Pflaster, so auch im Heimatmuseum. Die Mitglieder des Fördervereins Heimatmuseum waren dabei schwer im Einsatz, sei es beim Ausschank oder in der Küche beim Herrichten der mit Bauernleberwurst, Griebenschmalz, Kräuterkäse, Schinkenspeck, Luggeleskäs oder Peitschensteckenscheiben garnierten Brote. Das Besondere im Heimatmuseum: Wegen des Brandschutzes ist der prächtige Keller lediglich für 15 Personen zugelassen. Sie fanden darin bequem Platz.
Das wirkliche Leben tobte währenddessen in der Museumsscheuer und im Hof. Es herrschte eine überschäumende Stimmung, zu der auch Drehorgel- und Quetschkomodenmusik einen gehörigen Teil mit beitrugen.
Ruhender Pol
Einen wahrhaft ruhenden Pol mitten im Strümpfelbacher Festbetrieb bildeten Stefanie Eisele, Stephan Gerhardt und Simon Kobbmann von der DRK-Bereitschaft Weinstadt. Sie standen am Freitag von 19 bis 2 Uhr nachts für alle Eventualitäten bereit. Als „alte Hasen“, die schon zwischen zehn- und vierzehnmal bei der Nacht der Keller Dienst geschoben hatten, genossen sie den verhaltenen Festauftakt. „Die Erfahrung lehrt“, so Gerhardt, „dass es im Laufe der Nacht bei zunehmendem Alkoholkonsum der Festbesucher durchaus auch hektisch zugehen kann.“ Das Rote Kreuz sei vorbereitet, indem ein Team fest in Strümpfelbach stationiert sei, während ein zweites Einsatzfahrzeug zwischen den einzelnen Teilorten hin und her pendle.