Innenstadt: Warum Shisha-Bars für Waiblingen kein Grund zur Sorge sind

Nicht erst durch die Corona-Krise ist der Handel in der Waiblinger Innenstadt ein wichtiges Thema für die Kommunalpolitik. Darum veranstaltete der Waiblinger SPD-Ortsverein jüngst einen Online-Stammtisch zu diesem Thema. Der Waiblinger Stadtrat und Kandidat für die Bundestagswahl, Urs Abelein, moderierte das Gespräch.
Marc Funk, der Geschäftsführer der Wirtschaft, Tourismus und Marketing GmbH (WTM), schilderte laut Pressemitteilung der SPD die Situation in Waiblingen. Die WTM hat allein 2020 viel getan, um die Wirtschaft zu unterstützen. Die Innenstadt sei immer ein sehr attraktiver Standort – sowohl zum Einkaufen als auch zum Wohnen und Arbeiten. Die historische Altstadt biete ein einmaliges Ambiente, habe aber auch Nachteile. So gebe es dort nur relativ kleine Ladenflächen und die Wege seien hügelig und relativ weit. Dennoch hätten viele andere Städte auch so eine gut erhaltene historische Altstadt. Für größere Läden gebe es ja auch den Bereich um die Bahnhof- und Fronackerstraße.
Wirtschaftsförderer Marc Funk: Im Handel gibt es mehr Wandel als in der Produktion
In den vergangenen Jahren haben viele traditionelle Geschäfte geschlossen. Das lag laut Marc Funk aber immer daran, dass die Inhaber keinen Nachfolger gesucht hatten und vielleicht auch nicht wollten, dass das Geschäft weiter besteht. Im Handel, so der Wirtschaftsförderer, gebe es immer viel mehr Wandel als in der Produktion. Und immer riefen diese Veränderungen Kritik hervor. Als in den 1960er Jahren die Supermärkte die Tante-Emma-Läden ersetzten, sei es schon genauso gewesen.
Auch wegen Corona stehen Läden jetzt leer
Einige Läden stehen auch wegen der Corona-Krise schon länger leer. Dieses Problem haben alle Städte. Waiblingen hat laut Marc Funk aber in den vergangenen Jahrzehnten so viel in die Fußgängerzone, die Stadtbücherei und das Rathaus investiert, dass die Kunden und die Geschäftsinhaber die Innenstadt positiv beurteilen.
Max Pfund freut sich über Barbershops und Shisha-Bars
Max Pfund ist der Vorsitzende des Vereins Innenstadtmarketing und selbst Ladeninhaber. Er berichtete, dass er immer wieder darauf angesprochen werde, dass in Waiblingen Läden fehlten. Wenn er dann frage, was sich die Kunden noch wünschten, komme es nicht selten vor, dass ihnen nichts einfalle. Für ihn sind neue Entwicklungen wie Barbershops oder Shishaläden keine Probleme, sondern ein gutes Zeichen – alle Generationen hielten sich gerne in der Fußgängerzone auf. Damit der Handel dort trotz Internet erhalten bleibe, brauche es immer wieder neue Mitspieler, die sich für ihre Produkte begeistern.
SPD-Kreisrätin Sabine Wörner vermisst ein Fachgeschäft für Kinderkleidung
SPD-Urgestein Karl Bickel regte an, dass die Stadt nicht nur Wohnungen, sondern auch Ladenflächen vorhält. Zum Beispiel für „Pop-up-Stores“, also kurzfristig eingerichtete neue Läden mit neuen Ideen. In Großstädten gebe es schon viele ähnliche Beispiele. Wenn die Idee erfolgreich ist, zieht der Laden um. Wenn nicht, haben die Betroffenen nur ein geringes Risiko. Die Waiblinger SPD-Kreisrätin Sabine Wörner vermisste ein Fachgeschäft für Kinderkleidung in der Innenstadt.
Inhaber Harald Sauter von Foto-Kienzle erzählt, dass auch Hersteller kleine Läden nicht mehr beliefern
Harald Sauter, der Inhaber des Geschäfts Foto-Kienzle, berichtete, dass die Händler von zwei Seiten unter Druck stehen. Nicht nur die Kunden kauften zunehmend im Internet. Auch die Hersteller von Fotoartikeln belieferten kleine Läden nicht mehr oder wählten auch den Direktvertrieb über das Internet. Die Stadt könne nur für die Innenstadt insgesamt werben, aber nicht einzelne Geschäfte unterstützen, betonte der Waiblinger SPD-Fraktionsvorsitzende Roland Wied laut Pressemitteilung. Ladengeschäfte könne sie nur vermieten, wenn sie damit mit niemand anderem in Konkurrenz trete.
Hansjörg Thomae regte an, wegen des Wohnungsmangels Läden oder Büros in Wohnungen umzuwandeln. In den 80er und 90er Jahren seien umgekehrt Wohnungen in Gewerbeflächen umgewandelt worden.
Lizzy Theurer regt an, Vorschläge von Bürgern anzuhören, was die Händler tun können
Eine Umfrage zum Thema „Lücken im Angebot“ über die Homepage der Stadt schlug Stadträtin Lizzy Theurer vor. Vielleicht hätten die Bürger auch Vorschläge, die die derzeitigen Händler erfüllen könnten. Jörg Buchholz wollte wissen, ob es schon absehbar sei, wann die Leerstände in der Altstadt behoben sind. Marc Funk berichtete, dass diese coronabedingt länger andauern und darum kein Termin sicher ist.