Waiblingen

Insulinmörder beging Mordversuch in Waiblingen

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Nach aktuellem Ermittlungsstand verabreichte er seinem Opfer Insulin, ohne dass es dafür eine ärztliche Notwendigkeit gab. © Danny Galm
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Seit 2012 habe der Verdächtige durchgehend immer wieder in Deutschland gearbeitet und dort eine Vielzahl von Personen betreut. Genauere Angaben zu den jeweiligen Arbeitsstellen sowie die Namen der zu betreuenden Personen verweigerte er.

München.
Die Polizei München ermittelt gegen einen polnischen Altenpfleger, dem sowohl Mord als auch versuchter Mord an Pflegebedürftigen vorgeworfen wird. Inzwischen ist klar: Am 21. Dezember vesuchte er auch in Waiblingen, einen 82-Jährigen umzubringen.

Wie an anderen Orten war der Tatverdächtige in Waiblingen als ungelernte Pflegehilfskraft tätig. Nach aktuellem Ermittlungsstand verabreichte er seinem Opfer Insulin, ohne dass es dafür eine ärztliche Notwendigkeit gab. Nähere Angaben macht die Polizei aus datenschutzrechtlichen Gründen zu diesem Fall nicht. Auf einer Deutschland-Karte mit Arbeitsorten deutet ein Pfeil auf eine weitere Station in der Region hin. Den genauen Ort will die Polizei allerdings nicht nennen, da hier aktuell kein Verdacht auf einen Mord oder Mordversuch vorliege.    

Offenbar war der ungelernte Pfleger bundesweit tätig . 20 Beschäftigungsverhältnisse konnten die Ermittler bisher feststellen. steht im Verdacht, in vier Fällen Mordversuche unternommen zu haben: in Waiblingen, Weilheim (Oberbayern), Mülheim (Ruhr) und Aresing (Oberbayern). Nach dem Tod des Pflegebedürftigen in Ottobrunn machten Angehörige die Polizei auf fehlende Gegenstände aufmerksam. Diese fand beim Verdächtigen Insulin-Ampullen, einen Insulin-Pen sowie zwei EC-Karten des Verstorbenen mit PIN und Bargeld in Höhe von 1210 Euro. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er den Patienten ermorden wollte, um ihm Geld und Wertgegenstände abnehmen zu können.

Am Rosenmontag rief der 36-jährige Pole, der in Ottobrunn bei München wie in Waiblingen als ungelernte Pflegehilfskraft tätig war, in den frühen Morgenstunden den Pflegenotruf, weil er den von ihm zu betreuenden 87-jährigen Rentner leblos in dessen Bett aufgefunden hätte. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Rentners feststellen. Der zur Leichenschau hinzugezogene Arzt bemerkte Auffälligkeiten und bescheinigte eine ungeklärte Todesart, worauf Beamte der sogenannten Leichensachbearbeitung und des Kriminaldauerdienstes die ungelernte Pflegehilfskraft überprüften. Und da stellte sich heraus, dass gegen den Pfleger bereits mehrfach polizeilich ermittelt wird.
 

Opfer hatten rätselhaft niedrige Zuckerwerte

Vom Zeugen wurde der Pfleger damit zum Verdächtigen. Währenddessen wurden im Institut für Rechtsmedizin an der Leiche mehrere Einstichstellen, wie von Injektionen, sowie ein extrem niedriger Blutzuckerwert festgestellt. Die Staatsanwaltschaft München I beantragte  einen Haftbefehl wegen des Tatvorwurfes des Mordes und des Raubes mit Todesfolge. Mittlerweile gesteht der 36-Jährige, der nun in der JVA Stadelheim einsitzt, die Tat von Ottobrunn. Weitere Angaben will er nicht machen. 

Seit 2008 hat der Pfleger in verschiedenen Ländern, unter anderem in England und Deutschland, als ungelernte Pflegekraft gearbeitet. Seit 2012 hat er durchgehend immer wieder in Deutschland gearbeitet, wo er eine Vielzahl von Personen betreute. Genauere Angaben verweigert er. 

Vier Betreute mussten in teilweise lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert werden. Alle hatten einen mysteriös niedrigen Blutzuckerwert. Durch medizinische Notfallmaßnahmen konnten alle vier überleben, eine dieser Personen verstarb jedoch zwei Monate später. Inwieweit der Tod dieser Person mit dem Mordversuch zusammenhängt, soll durch rechtsmedizinische Gutachter geklärt werden. Teilweise alarmierte der 36-Jährige selbst den Rettungsdienst, teilweise riefen ihn Angehörige. In den vier Mordversuchs-Fällen hat der Verdächtige nach jetzigem Erkenntnisstand nichts entwendet. 

Bei einer weiteren Person wurde festgestellt, dass diese wenige Tage nach Ankunft des 36-Jährigen verstarb. Die genauen Umstände des Todes bedürfen jedoch noch weiterer Ermittlungen. Bei drei weiteren durch den 36-Jährigen betreuten Personen besteht der konkrete Verdacht, dass diese von ihm bestohlen worden sind.

Unengagiert und aggressiv

In den anderen Fällen ergab sich bisher kein Verdacht, meistens allerdings wurden die Arbeitsverhältnisse vorzeitig aufgelöst. Denn das nötige Engagement ließ der 36-Jährige offensichtlich vermissen und verhielt sich häufig unangemessen bis aggressiv gegenüber den Patienten. Offenbar war er nie öfter als zweimal für die entsendenden, meistens polnischen und slowakischen, Firmen beschäftigt. In Deutschland wurde er über Agenturen vermittelt. 


Ungewöhnlich ist die Öffentlichkeitsfahndung, zumal der Verdächtige hinter Gittern sitzt. Die Ermittler erhoffen sich durch dieses Vorgehen ein Bewegungsbild. Nicht zuletzt ist das Ziel, weitere überlebende oder verstorbene Opfer zu identifizieren.