Korber Kirbe mit Gedenkstunde
Korb. Kaum jemand hat das Gelände am Ortseingang bemerkt, gestern wurde an der Ecke Waiblinger Straße/ Römerstraße ein Garten zum Gedenken an Alfred Leikam eingeweiht.
Der gestern eingeweihte Garten ist das erste förderungsfähige Projekt zur Remstal-Gartenschau. Enthüllt wurde die Skulptur des Bildhauers Guido Messer, der an Leikams Mut erinnert, dem Juden Max Nebig das Leben zu retten. Es sei im Gemeinderat „breiter Konsens“ gewesen, dass der „Sohn der Gemeinde“ öffentlich gewürdigt wird, über die Gedenktafel im alten Pfarrhaus hinaus, sagte Korbs Bürgermeister Jochen Müller bei der gestrigen Einweihung des Alfred-Leikam-Gartens. Die Platzgestaltung ihm zu Ehren schaffe eine Erinnerungsstätte, sie sei ein „Ausdruck für die Dankbarkeit der Bevölkerung dafür, dass wir ein Leben in Frieden und Freiheit sowie Rechte genießen, die viele Menschen zwischen 1933 und 1945 verwehrt waren“, wies Müller auf die neue Bestimmung des Platzes hin, der zudem die Ortseinfahrt aufwerte. Unter den Ehrengästen begrüßte Müller eine Nachfahrin von Alfred Leikam, Renate Leikam-Wörner, die aus Berlin angereist war. Die große Würdigung erfährt Alfred Leikam für seine Zivilcourage „in einer Zeit, in der diese Taten nicht willkommen waren“, betonte Pfarrer Dieter Koch sein Wirken gegen das „Terrorregime“. Die Gesellschaft brauche keine Helden, sondern Menschen wie ihn, „die in Treue sich einsetzen, der Gewalt widerstehen und menschlichen Werten Raum geben.“
Raum - nach Aussage von Landschaftsarchitekt Wolfgang Preuss auf einer Fläche von 390 Quadratmetern - gibt nun die Gemeinde dem neu geschaffenen Verweilort, der parkähnlich aufgebaut ist. Alfred Leikam stand für Aufrichtigkeit, was symbolisiert werde durch sechs Säulen im Zentrum, die aufrecht in den Himmel aufragen, schilderte der mit Planung und Realisierung beauftragte Landschaftsarchitekt seine Vorgehensweise. Drei Eiben stehen stellvertretend an den drei Eckpunkten des Gartens und bilden ein Dreieck - abgeleitet vom Logo des CVJM, einem roten gleichschenkligen Dreieck, für Geist, Körper und Seele. Alfred Leikam war Mitglied des CVJM. Er erlitt das Konzentrationslager in Buchenwald und fand trotzdem die Kraft, am Aufbau der neuen Bundesrepublik mitzuwirken - als Sozialdemokrat und in evangelischen Kirchengremien. Er leitete die Spruchkammer für Entnazifizierung in Waiblingen.
Der Korber Bildhaue Guido Messer lässt das Engagement in seiner Kopf-Hand-Skulptur aufleben. Die aufgestellte Hand im Zentrum des Kopfes stehe bildhaft für ein „Stopp, so nicht“. Auf der Handinnenseite weist ein Kreuz auf den christlichen Glauben hin, der Leikams Denken und Handeln geprägt habe. Seine Kraft zum Widerstand habe der gläubige Christ aus „der Nähe zur bekennenden Kirche“ gezogen, so Messer. Im Kopf, wo „die entscheidenden Gedanken“ entstehen, habe er Brille und Augen überbetont: „Leikam sah die unguten Entwicklungen entstehen, überlegte und handelte.“
Parallel zur Einweihung des Gartens zog die Korber Kirbe mit Krämermarkt, Kunsthandwerkern und vielen Aktionen in den geöffneten Fachgeschäften unzählige Besucher in den Ort. Herbstliche Gerichte, erste weihnachtliche Deko- und Geschenkideen und selbst gebastelte Sisal-Herbstblätter, Genähtes und Gefilztes, Handschuhe, Stulpen und Wollsocken fielen ins Auge. Neben Wein wurden auch schon die ersten Tassen Glühwein ausgeschenkt.