Lebensmittelmarkt in Beinstein: Umbauarbeiten haben begonnen
Waiblingen. Ein Dreivierteljahr stand der Beinsteiner Lebensmittelmarkt leer, jetzt sind die Handwerker eingezogen. Mitte Oktober eröffnet nach umfangreichen Umbauarbeiten ein Cap-Markt im ehemaligen Lebensmittelmarkt Hezel. Wie in anderen Cap-Filialen werden dort Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten. Exklusiver und schicker als andere soll der Beinsteiner Markt indes werden: „Beinstein soll ein Vorzeigeprojekt werden“, kündigt Gdw-Sozialmanager Thomas Heckmann an.
Dem Beinsteiner Ortsvorsteher Thilo Schramm ist ein Stein vom Herzen gefallen, als der neue Lebensmittelmarkt in trockenen Tüchern war. Seit seinem Amtsantritt in Beinstein sei dies der wichtigste Punkt gewesen, versichert Schramm: ohne Lebensmittler kein Metzger und kein Bäcker. „Ohne Lebensmittler stirbt eine Ortsmitte“, sagt er. „Da fliegt alles auseinander.“
Dass dies verhindert werden kann, ist der gdw Süd zu verdanken, der Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd. Zahlreiche Verhandlungen hatten Thilo Schramm und der Waiblinger Wirtschaftsförderer Marc Funk nach dem Konkurs von Eberhard Hezel geführt, um einen neuen Betreiber zu finden. Die Suche erwies sich als zäh und schwierig: „Unter 800 Quadratmetern bekommt man niemanden mehr“, sagt Thilo Schramm. Keiner der großen Filialisten habe an einem so kleinen Markt Interesse gehabt, aber auch kleine Familienunternehmen mit südeuropäischen Wurzeln und Bio-Märkte hätten abgewunken. Am Ende seien nur Bonus und Cap übrig geblieben. In Bonus-Märkten werden Langzeitarbeitslose beschäftigt, während in den Cap-Läden Menschen mit Behinderung eine Arbeit finden. Erworben wurde der Laden vom Stuttgarter Immobilieninvestor Maik Dürr, der eine satte Million Euro in den Umbau investiert und den Laden an den Capmarkt-Betreiber gdw verpachtet hat.
Markt wird derzeit renoviert
Bis Oktober sind jetzt die Handwerker zugange. Der Markt wird total umgebaut, kündigt Gdw-Sozialmanager Thomas Heckmann an. Beinstein solle ein Mustermarkt im Segment der kleineren Läden und ein Vorzeigeprojekt werden, an dem sich andere Cap-Märkte orientieren können. „Wir werden alles ändern, Sie werden den Laden nicht wiedererkennen“, versichert Heckmann. Eine Metzger-Theke wird es im Cap-Markt nicht mehr geben, auch frische Backwaren wird man dort vergeblich suchen. Beides, eine Metzgerei und eine Bäckerei, gebe es ja gleich gegenüber, sagt Heckmann. Dafür sollen eine „wunderschöne Obst- und Gemüseabteilung“ und eine gut sortierte Molkereiabteilung entstehen, wobei im Cap-Markt möglichst vieles aus der Region stammen soll. Hauptlieferant ist Edeka, so dass es im Cap-Markt alle Artikel geben wird, die auch in Edeka-Märkten angeboten werden. Zu den gleichen Konditionen. „Daher ist der Markt absolut konkurrenzfähig und ein echter Gewinn für Beinstein“, freut sich Wirtschaftsförderer Marc Funk.
Ausbildung für Menschen mit Behinderung
Sechs Menschen mit und fünf Menschen ohne Behinderung sollen im neuen Cap-Mark eine Arbeit finden, wobei die Behinderung körperlicher, geistiger oder seelischer Natur sein kann. Nach Angaben Heckmanns werden die behinderten Menschen als Verkaufshelfer eingestellt, Ziel sei aber, ihnen eine Ausbildung zum Verkäufer oder Einzelhandelskaufmann zu ermöglichen.
Der Mietvertrag läuft über zehn Jahre. Spätestens dann muss der Laden laufen. „Auch wir müssen mit einer schwarzen Null rauskommen“, sagt Heckmann. Sehr zuversichtlich ist er, dass dies in Beinstein gelingen wird. Für große Ketten sei der Laden zu klein, nicht aber für den Cap-Markt, sagt er. Die Erfahrung aus anderen Märkten wie dem in Beutelsbach zeige, dass die Kunden höchstens am Anfang Probleme mit den behinderten Verkäufern hätten.
Nahversorgung mit Lebensmitteln gesichert
„Jetzt gehen die Menschen aus dem Laden und fragen, wer überhaupt behindert ist“, berichtet Heckmann. Eine leichte Lernbehinderung oder ein seelisches Problem sehe man den Menschen schließlich nicht an. „Es funktioniert gut“, resümiert der Sozialmanager. „Und die Bevölkerung ist dankbar, dass auf diese Weise die Nahversorgung gesichert wird.“
Richtig glücklich darüber ist Ortsvorsteher Thilo Schramm. Er habe keinen Hehl daraus gemacht, dass Beinstein ohne Lebensmittelgeschäft „im Tal der Tränen“ war, erzählt er. Das städtische Grundstück im Gewerbegebiet, das als Option für einen großen Markt gehandelt wurde, sehe er absolut nicht als Lösung für Beinstein. „Wir wollten in die Ortsmitte, um die Leute am Ort zu halten und die Gewerbetreibenden zu unterstützen.“
Arbeit für Menschen mit Handicaps
Cap-Läden sind Läden, in denen Menschen mit Handicaps arbeiten. Männer und Frauen, mit mehr oder weniger schwerwiegenden Behinderungen – Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt nicht so leicht zu vermitteln sind.
Grundgedanke ist die Verbesserung der Arbeitsplatzsituation und die Erweiterung der Möglichkeiten für die Beschäftigung dieser Menschen. Durch die Eröffnung solcher zentrumsnahen Lebensmittelmärkte sollen geeignete Arbeitsplätze langfristig gesichert werden.
In Beinstein soll ein Vollsortiment mit rund 5500 Artikeln zu marktgerechten Preisen angeboten werden. Die Ladenfläche liegt bei 343 Quadratmetern, das Einzugsgebiet umfasst 4200 Einwohner.
Zum Konzept gehören auch die zentrale Lage im Ortskern sowie die fußläufige Erreichbarkeit.