Mediterranes Flair in Beutelsbach
Weinstadt-Beutelsbach. Wer träumte nicht davon, von Urlaub, Sommer, Sonne und Strand, der Leichtigkeit des Seins. Für zwei Abende bot sich am Wochenende die Gelegenheit, den Alltag abzustreifen, sich einfach nur fallenzulassen und einzutauchen in die „mediterranen Nächte“, organisiert von der Vereinigung der Weinstädter Unternehmer.
Wobei: Die drückende Schwüle am Freitag in den Gassen, die stechende Sonne und die sich drohend zusammenballenden Wolken, sie erinnern eher an Kalkutta als an Malle oder Teneriffa. Und Beutelsbach feiert eine Hocketse, die bisweilen zu einer „Schiebetse“ und „Drängletse“ wird. Die Biergarnituren sind an diesem Abend ordentlich gefüllt, die Verkaufsstände intensiv belagert. „Lassen Sie sich von den vielseitigen Angeboten und Aktionen der Beutelsbacher Unternehmen begeistern“, hieß es in der Pressemitteilung für die beiden langen Einkaufsnächte am Freitag und Samstag.
Man hat sich wirklich ordentlich etwas einfallen lassen, um die Weinstädter ins Beutelsbacher Ortszentrum zu locken und das Einkaufen zu einem eigenen Event zu machen. Ein Angebot für Groß und Klein: angefangen beim Kinderschminken in der Buhlstraße über die Karussellstraße und den Ballonkünstler Lino in der Ulrichstraße bis hin zu Essen und Trinken bis zum Abwinken: Lebkuchen, diverse Fisch-, Fleisch- und fleischlose Pfannen, Grillgerichte wie Garnelen, Cevapcici und Souflaki, Baguettes und Toscanibrötchen, aber auch bodenständige Schlemmersteaks, heimische Frucht- und Obstvariationen, Smoothies und Crepes und, und, und.
Für eine Pizza und einen Wein ist immer Platz
Was die ausgeschenkten Weine betrifft, da steht bei den „Heimischen“ anscheinend der Zweigelt ganz oben auf den Karten, ein fruchtig geschmacksintensiver Mischling aus St. Laurent und Blaufränkisch, der in den letzten Jahren vom Neusiedler See her ins Remstal eingewandert ist und hier unter den Viertelesschlotzern zaghaft Wurzeln schlägt. Kurz und bündig, dem Besucher bietet sich an diesem Abend eine Komposition von Farben, Gerüchen und Geschmacksreizen, der man sich nur schwerlich entziehen kann. Einzig der Geldbeutel muss ordentlich dick und ausreichend bestückt sein.
Um wirklich auch alle Sinne zu betören, hat sich die „Grupo Doma“ um Donald Bieß und Marc Delpy auf der Bühne auf dem Vollmarsplatz eingerichtet, um ihr Publikum mit Gitarren- und Cajónklängen in laue „andalusische Nächte“ zu entführen, in denen es von den Sängerinnen Julia Brocal und Carmen Ramirez bezirzt wird: „En mi casa siempre se baila, oiga, y en mi casa siempre se canta… (In meinem Haus wird immer getanzt, hören Sie, und in meinem Haus wird immer gesungen…)“ locken diese mit samtenen Stimmen. Als Alternative dazu steht „Spaghetti Funky“ an der Ecke Markt-/Ulrichstraße, legt Platten auf und schiebt die Regler hoch und runter.
„He, seid ihr auch hier. Das ist ja eine Überraschung. Setzt euch doch einfach zu uns, es ist noch genug Platz frei!“, ruft es von einer Biergarnitur am Straßenrand entgegen. Der im Besucherstrom derart Angesprochene reagiert prompt: „Wir wollten eigentlich erst nur kurz durchlaufen.“ – „Ach was“, entscheidet resolut die Frau an seiner Seite, „für eine Pizza und einen Wein ist immer Platz!“, und steuert, ihn im Schlepptau, auf das Paar zu, das einladend zur Seite rutscht. Ganz andere Sorgen scheint der junge Mann zu haben, der sein Söhnchen zum wie vielten Mal schon von den Schultern lupft und auf den Boden stellt: „Aber wenn ich dich jetzt herunternehme, dann läufst du den Rest des Abends auch selber!“ Der Knirps steuert unbeeindruckt von dieser Drohung zielstrebig auf das Wasserbecken vor der VR-Bank zu, um die darin schwimmenden Enten und damit Punkte zu angeln, wohl wissend, dass der Logenplatz auf Papa immer für ihn exklusiv frei ist.
Feiern und rödeln
Und während die einen feiern, die diversen Shows des Abends genießen, war Wolfgang Veicht, der Vorsitzende des Gewerbevereins, noch am Rödeln. Er bereitete alles vor, damit es mit Public Viewing des Fußball-Länderspiels Deutschland-Italien klappt.