Nach Beschwerden von Eltern: Gibt es jetzt genug Schulbusse für die Waiblinger Schüler - und auf welchen Strecken gibt es Entlastung?

Zu volle Busse, nicht an die Unterrichtszeiten angepasste Abfahrtszeiten, Verspätungen und verpasste Anschlusszüge am Waiblinger Bahnhof: Bereits zu Beginn des Schuljahres 2019/2020 beschwerten sich viele Eltern über den Schulbusverkehr in Waiblingen.
Insbesondere die Strecken von Bittenfeld zum Salier- und Stauferschulzentrum sowie von Hegnach zum Salierschulzentrum standen seither in der Kritik. Die große Frage ist nun: Konnten die Stadt Waiblingen und der Rems-Murr-Kreis etwas verbessern?
Einfach an Kindern vorbeigefahren
„Manche Busse sind in Neustadt an der Haltestelle weitergefahren, weil die Busse so voll waren“, betonte die Waiblinger SPD-Stadträtin Lissy Theurer in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Soziales und Verwaltung (BSV). Bereits vor Corona war die Lage also angespannt. Erika Schwiertz, Leiterin des Fachbereichs Bildung und Erziehung, stellte in der Sitzung die aktuelle Situation dar.
Maximal 15 Minuten Wartezeit
Waiblingen selbst ist gar nicht für die Busse zuständig. Das ist Sache des Landkreises – und der plant seinen Buslinienverkehr so, dass an die Bedürfnisse aller Fahrgäste gedacht wird. Sprich: Es dreht sich nicht nur um die Schüler. So gelten zum Beispiel bis zu 1,5 Kilometer Fußweg bis zu einer Haltestelle als zumutbar. Auch eine Wartezeit von bis zu 45 Minuten bei Ankunft beziehungsweise bei Abfahrt vom Schulort müssen Schüler theoretisch verkraften. So steht es in der Schülerbeförderungskostensatzung. Fakt ist, dass Waiblingen es aber schafft, seine Fahrgäste nur maximal 15 Minuten warten zu lassen.
„Wir prüfen tatsächlich jede einzelne Beschwerde“
Erika Schwiertz verwies darauf, dass die Stadt mit dem Landratsamt, den Busunternehmen und dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) die Lage analysiert hat. „Wir prüfen tatsächlich jede einzelne Beschwerde.“ Dies hatte auch Änderungen zur Folge. Bislang meldete die Stadt die Schülerzahlen fürs laufende Schuljahr immer erst im Oktober ans Landratsamt, da erst da die amtliche Schulstatistik vorliegt.
Jetzt werden Schülerzahlen bereits vor den Sommerferien übermittelt
Problem bei der Vorgehensweise war, dass das neue Schuljahr schon im September anfängt und damit in den ersten Wochen die Busse nicht auf den genauen Bedarf abgestimmt waren. Nun erfolgt die Busplanung des Landratsamts auf Basis der vorläufigen Schulstatistik, die bereits vor den Sommerferien vorliegt.
Die Stadt geht davon aus, dass die Kapazitäten ausreichen
Wegen der Beschwerden der Eltern wurden zudem stichprobenartig die Fahrgäste in den Bussen gezählt. Dabei ist nach Angaben der Waiblinger Verwaltung herausgekommen, dass die Buskapazitäten grundsätzlich nicht erweitert werden müssen. Das Problem, so Fachbereichsleiterin Erika Schwiertz, liege eher darin, dass Schüler vor allem bestimmte Busse nutzen – mit der Folge, dass diese dann zu voll sind. So entstehe der Eindruck, dass die Kapazitäten nicht ausreichen.
Platz für 75 Fahrgäste, wenn viele Schüler mit Schulranzen im Bus sind
Ein Bus gilt allerdings noch lange nicht als überfüllt, nur weil ein paar Kinder stehen müssen. Ein normaler VVS-Bus hat laut Erika Schwiertz Platz für 85 Fahrgäste – und davon können sich nur 38 hinsetzen. Wenn morgens und nach der Schule viele Kinder mit Schulranzen und vielleicht noch einem Musikinstrument im Bus sind, dann wird damit gerechnet, dass weniger Menschen Platz haben – nämlich nur noch 75.
Schüler sollen im Bus eine Maske tragen
Damit die Information über das Angebot an unterschiedlichen Abfahrtszeiten der Buslinien auch wirklich bei allen Schülern und Eltern ankommt, geben in Waiblingen nun auch die Schulsekretariate Fahrplanbroschüren heraus. Dort werden auch die Ansprechpartner der Buslinien genannt, damit sich die Eltern dort direkt melden können. Erika Schwiertz wies zudem noch mal darauf hin, dass Schüler wegen Corona in den Bussen und beim Warten an den Haltestellen Masken tragen müssen – schließlich kann der Mindestabstand kaum eingehalten werden.
Klar ist natürlich auch: Eine Trennung von Jahrgängen, wie es sie an den Schulen aus Sicherheitsgründen gibt, kann in Schulbussen nicht umgesetzt werden.
Besonders belastet: Die Linien 201 und 204
Da viele Eltern zu volle Busse in Corona-Zeiten als Problem ansehen, nutzt der Rems-Murr-Kreis ein Programm des Landes für sogenannte Verstärkerfahrten. Nun fahren diese Busse seit Montag, 2. November, auf den besonders belasteten Linien 201 und 204 vor und nach Schulbeginn.
Diese Busse fahren jetzt zusätzlich
Von Bittenfeld zum Salierschulzentrum fährt jetzt an Schultagen zusätzlich um 6.54 Uhr ein Bus der Linie 201 los, vom Stauferschulzentrum nach Hohenacker um 13.05 Uhr. Von Hegnach zum Endersbacher Bahnhof fährt der Bus der Linie 204 an Schultagen zusätzlich um 7.42 Uhr los, vom Stauferschulzentrum nach Hegnach zusätzlich um 12.15 Uhr und vom Waiblinger Bahnhof nach Hegnach zusätzlich um 13.35 Uhr.
Das Land zahlt diese zusätzlichen Fahrten allerdings erst mal nur bis Ende des Jahres 2020 – und genau das machte einigen Stadträten im Ausschuss für Bildung, Soziales und Verwaltung Sorgen.
Was sagt die Erste Bürgermeisterin der Stadt Waiblingen?
Sabine Häfner (CDU/FW) betonte, dass auch in den Monaten Januar und Februar erfahrungsgemäß kaum Schüler aufs Fahrrad umsteigen. Sprich: Die Verstärkerbusse werden auch in dieser Zeit gebraucht. Die Erste Bürgermeisterin Christiane Dürr stellte daraufhin klar, dass die Stadt davon ausgeht, dass die zusätzlichen Busse auch im Januar und Februar fahren werden. Szenarien, bei denen Schüler nicht mehr in einen Bus einsteigen können, will sie vermeiden. „Natürlich ist es uns auch wichtig, dass die Kinder mitgenommen werden.“