Waiblingen

Neue Ehrenamtskoordinatorin für Waiblingen

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© Ramona Adolf
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© Ramona Adolf

Waiblingen. Als Sozialarbeiterin hat sie Kommunikationsstrategien von Berufs wegen intus, als aufgeweckte und freundliche Frau versteht sie es ohnehin, mit anderen in Kontakt zu kommen. Und wenn’s mal dumm läuft? Dann könnte ihr der blaue Gürtel helfen, den sie in Judo gemacht hat: Lara Stoll heißt die Neue, die das Ehrenamt im Bereich Asyl koordinieren soll.

Na, das ging mal ruck, zuck: Im Oktober hat der Gemeinderat die Stelle zur Unterstützung der städtischen Integrationsbeauftragten beschlossen, Ende November stellte sie sich vor, im Januar war Lara Stolls erster Arbeitstag. „Es ging Schlag auf Schlag“, bestätigt die 26-jährige Rommelshäuserin vergnügt. Künftig wird sie im Team mit der Integrationsbeauftragten Ute Ortolf arbeiten und als „Koordinatorin Ehrenamt/Netzwerk Asyl“ vor allem die Ehrenamtlichen unterstützen. Zudem soll sie Projekte mit Flüchtlingen anstoßen, neue Begegnungsmöglichkeiten schaffen und das Netzwerk Asyl ausbauen. Ein paar Wochen im Amt, war Lara Stoll auf Tour durch die Gemeinschaftsunterkünfte. Sie lernte die Kollegen im Rathaus kennen, Sozialarbeiter in den Flüchtlingsheimen und viele Helfer. Alles positive Erfahrungen, versichert die 26-Jährige. Vor allem die Ehrenamtlichen freuten sich sehr über ihre neue Ansprechpartnerin.

Manche Ehrenamtliche muss man vor sich selbst schützen

Zu tun haben wird die neue Ehrenamtkoordinatorin genug, davon ist auch Erste Bürgermeisterin Christiane Dürr überzeugt. Immerhin hat sich im vergangenen Jahr die Zahl der Flüchtlinge in Waiblingen vervierfacht: Statt 200 leben jetzt rund 800 Asylbewerber in den Unterkünften. Das war und ist eine Herausforderung. Nun sei es wichtig, das hohe Engagement der Ehrenamtlichen zu halten und neue Helfer zu werben, sagt Christiane Dürr. „Das braucht die Unterstützung der Stadt. Auch weil manche Leute in ihrem Engagement vor sich selbst geschützt werden müssen.“ Tatsächlich stehen die Helfer mitunter vor enormen Belastungen. Manche Flüchtlinge litten unter Traumata, weiß Lara Stoll. Andere benötigten eine Rechtsberatung. Beides überschreite das, was Ehrenamtliche leisten können: „Wir raten, solche Probleme in die Hände von Fachkräften, zum Beispiel Traumatatherapeuten und fremdsprachige Anwälte, zu legen.“

Schon jetzt ist klar, dass die Integration der Flüchtlinge noch Jahre dauern wird. „Man braucht die Ehrenamtlichen noch lange“, ist Lara Stoll überzeugt. Strukturen müssten aufgebaut, die Netzwerke untereinander ausgebaut werden. Dazu kommen inhaltliche Projekte: Fortbildungen für Ehrenamtliche will die neue Koordinatorin anbieten, über die rechtlichen Rahmenbedingungen etwa, aber auch zu den Grenzen des Ehrenamtes und den Zuständigkeiten vor Ort. In Neustadt soll die Fahrradwerkstatt weiterlaufen. Neuster Plan ist ein Garten, der auf einem Grundstück neben der Asylbewerberunterkunft angelegt werden soll: Flüchtlinge und Ehrenamtliche werden gemeinsam graben, hacken, säen und ernten. Im Moment, sagt Stoll, ist das Gelände gerodet. „Im Frühling geht es richtig los.“

Schaltstelle und Ansprechpartnerin für hoch motivierte und mitunter genervte Ehrenamtliche, Kooperationsfrau für Kirchenleute, Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen, Familienzentren und Vereinen, in Ausnahmefällen auch Helferin für einzelne Flüchtlinge: Lara Stoll wird ein großes Maß an Fingerspitzengefühl und Kommunikationsvermögen brauchen. Als gelernte Sozialpädagogin bringe sie viel Know-how mit in Sachen Gesprächsführung und Konfliktmanagement, versichert sie. „Ich bin aber auch ein kommunikativer Mensch und kann auf andere Menschen zugehen. Ich merke es, wenn’s klemmt.“

Dazu hat möglicherweise auch ihr Engagement als Judo-Trainerin beim SV Fellbach beigetragen. Den blauen Gürtel hat sie schon, der schwarze steht ganz oben auf ihrer Agenda, bekennt sie lachend. „Ich weiß mich durchzusetzen. In einer männergeprägten Domäne bin ich einiges gewohnt.“

Verschnaufpause bei den Zuweisungen

„Noch gibt es keine Hinweise, dass bald weitere Flüchtlinge folgen“, sagt Erste Bürgermeisterin Christiane Dürr. Doch der Zuweisungsdruck sei groß. Bei der Stadt gehe man deshalb davon aus, dass in diesem Jahr weitere Asylbewerber kommen.

Als Unterkunft ist die ehemalige Ludwig-Schlaich-Akademie in der Rötestraße im Gespräch.

Als Kreisstadt habe Waiblingen eine besondere Verantwortung. „Im Moment sind wir aber dankbar für die Verschnaufpause“, sagt die Bürgermeisterin.