Politischer Aschermittwoch: CDU feiert "Guido, Guido!"
Fellbach.
Es ist ein Highlight im Lokaljournalismus, ein Termin zum Drauf-Freuen, ein Treff, der einfach ganz eigen ist – „ja“, sagt Gastgeber Christoph Palm und lacht, „darauf können wir uns problemlos einigen“. Politischer Aschermittwoch in Fellbach. Mit dem gewichtigsten Mann der Berliner Politik: Peter Altmaier. Diesen Witz haben im Übrigen die Herren Politiker gerissen, die Lokalzeitung würd’ das nie wagen.
Die Sache mit der Fastenzeit, sagt Guido Wolf, Spitzenkandidat der Landes-CDU und Hauptredner beim Politischen Aschermittwoch, werde in der Fellbacher Alten Kelter offenbar „unterschiedlich gehandhabt“. Das allerdings ist so Tradition und der Berliner Gast Peter Altmaier ist mit seinen zwei Tellern Weißwürschtel, die er nach seiner Rede noch essen will, sicher nicht allein. Und doch ist dieser Politische Aschermittwoch ein anderer als sonst: kein Tschingdarassabum beim Einzug der Politiker zu Beginn, keine Badener-Hymne und kein Württemberger-Lied am Ende. Dafür eine Schweigeminute: Gedenken an die Opfer des Zugunglücks bei Bad Aibling.
Sie sind wieder alle versammelt, die man so kennt. Und viele, die man eigentlich auch nicht kennt. Steffen Bilger, einst Chef der Jungen Union im Kreis, aber längst in Berlin angekommen, zählt sie auf. Allerdings so schnell, es ist kaum möglich, mitzuschreiben: Norbert Bartle, Rainer Wieland, Wilfried Klenk, Peter Hauk, Jenninger, Stratthaus, Andriof, diverse Gäste aus der Wirtschaft, Generalkonsuln aus der Türkei, Serbien, dem Vereinigten Königreich, den Kapverden, Ungarn und – puh – jemand vom Beamtenbund, der christlichen Gewerkschaft und dem Roten Kreuz.
"Baden-Württemberg ist kein Windland und wird nie eins werden"
In Fellbach also, von dem Guido Wolf sagt, da gäb’s Wein, aber bei ihm zu Haus gäb’s Kartoffeln, in Fellbach kommt die Welt zusammen. Aber wir konzentrieren uns auf das, was uns hier angeht: Was will die CDU mit dem Rems-Murr-Kreis machen? Baden- Württemberg, sagt Wolf, sei kein Windland und „wird nie eins werden“ – die Windradgegner von der Korber Höhe werden ihn lieben. Er, Wolf, sehe bei den Kommunen und den Ehrenamtlichen eine „faktische Erschöpfung“ die Flüchtlinge betreffend – ob die vielen Engagierten in Waiblingen, Schorndorf, kurz, überall im Kreis, das so unterschreiben werden? Und wenn Sie in nächster Zukunft das Gefühl haben, Sie hätten ein visuelles Problem: Das liegt am Auftrag, den Guido Wolf seinen Parteifreunden erteilt hat. „Begreift euch als Leuchtturm“, hat er gesagt. Und: „Blinket Se, blinket Se, blinket Se – nur bei Nacht sollet Se uffhöra!“ Blinken für den Wechsel am 13. März.
Peter Altmaiers Rede muss an dieser Stelle zu kurz kommen. Denn sie fliegt quasi über den Rems-Murr-Kreis hinweg und bewegt sich auf höherer politischer Ebene. Sie wird an anderer Stelle in dieser Zeitung gewürdigt. Aber eines kann nicht unerwähnt bleiben. Sein Zeichen, sein Signal, so leuchtend, so rosa, so wolkenseidig – das Innenfutter von Altmaiers Jackett, das gleich zu Anfang seiner Rede das Licht im Saal überstrahlt, kann nur bedeuten: So wird unsere Zukunft sein.
Thomas Strobl dagegen bedient sich weniger der Farbsymbolik als einiger Zitate aus dem Leben des Sports. „Wir brennen“, sagt er. Und: „Wir wollen gewinnen.“ Genau das hatte Kevin Großkreutz kurz vor dem Spiel des VfB gegen die Borussia gesagt. Schade, Dortmund hatte trotzdem gewonnen.
Überhaupt sind Zitate eine wunderbare Sache: Guido Wolf kommt noch auf die Wohnungsnot in den Städten zu sprechen. Den bezahlbaren Wohnraum meint er. Und dass diese Not durch die Flüchtlinge noch verschärft werde. Aber dass man doch die nicht vergessen dürfe, die schon vor den Flüchtlingen da waren. Die Deutschen, die eben auch keine goldenen Berge verdienten. Das hatte, wenige Tage zuvor, Oskar Lafontaine beim ARD-Talk von Anne Will aufs Tapet gebracht. Genau der Oskar Lafontaine von den Linken, von dem Thomas Strobl in seiner Rede sagt, er sei – Altmaier wird’s ihm verzeihen – sein liebster Saarländer, denn er habe die SPD ruiniert. Beim Aschermittwoch in der Fellbacher Kelter gibt’s seltsame Zusammentreffen.
Zitate
- „Kretschmann ist ein Grüner, der schwarz redet, ohne rot zu werden.“ Guido Wolf
- „Winfried Kretschmann ist ja ein Filou.“ Peter Altmaier
- „Die Grünen verbringen mindestens die Hälfte ihrer Zeit mit der Lösung von Problemen, die es ohne Rot-Grün gar nicht gäbe.“ Peter Altmaier
- „Es ist kein westlicher Imperialismus, wenn wir sagen: Die Menschenrechte sind universell.“ Peter Altmaier