Präsenzunterricht für 5. und 6. Klasse: Rektoren aus Waiblingen sprechen über Probleme

Von Montag, 15. März, an gibt es für die Fünft- und Sechstklässler an weiterführenden Schulen wieder Präsenzunterricht. Die Corona-Selbsttests für die Schüler in Waiblingen, welche die Stadt bestellt hat, werden an jenem Tag noch gar nicht einsatzbereit sein. Ein weiteres Problem ist die Einhaltung des Mindestabstands im Klassenzimmer: Es gibt Schulen wie die Friedensschule in Neustadt, die über großzügige Räume verfügt – andere wie die Staufer-Realschule in der Kernstadt stehen dagegen vor einer organisatorischen Herausforderung.
Staufer-Realschule: Klassenzimmer werden von durchschnittlich 30 Schülern besucht
Dass eine komplette fünfte oder sechste Klasse in einem Raum unterrichtet wird, schließt Rektor Axel Rybak für seine Schule definitiv aus. Das begründet er zum einen damit, dass die Klassen von durchschnittlich 30 Schülern besucht werden. Gleichzeitig sind die Klassenzimmer nach seinen Angaben zwischen 69 und 73 Quadratmeter groß. Es gibt nur einen Raum, der groß genug wäre für eine ganze Schulklasse – aber der wird laut Axel Rybak derzeit fürs Schreiben von Klassenarbeiten genutzt.
Staufer-Realschule könnte Infektionsschutz bei voller Klassenstärke im Präsenzunterricht nicht gewährleisten
Der Mindestabstand, der in puncto Infektionsschutz eigentlich sinnvoll wäre, kann an der Staufer-Realschule bei vollen Klassenstärken nicht eingehalten werden. Sprich: Eigentlich müsste jede Klasse geteilt werden – aber dafür sind dann auch mehr Lehrer erforderlich. „Wir können nicht aus einem Lehrer zwei machen“, sagt Axel Rybak, der zugleich geschäftsführender Waiblinger Schulleiter ist.
Britische Mutante ist mittlerweile für mehr als die Hälfte der Corona-Infektionen verantwortlich
Natürlich steht in der aktuellen Corona-Verordnung nicht drin, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern im Klassenzimmer zwingend einzuhalten ist. Andererseits ist die britische Mutante weiter auf dem Vormarsch und macht inzwischen mehr als die Hälfte der Neuinfektionen aus. Die Mutante B.1.1.7 ist zum einen wesentlich ansteckender und zum anderen sind die Krankheitsverläufe schwerer.
So gesehen findet es Axel Rybak wichtig, den Unterricht so zu organisieren, dass die Infektionsgefahr nicht zu hoch ist. Es habe bereits einen Schüler gegeben, bei dem die Mutante nachgewiesen worden sei. Dieser sei allerdings zum besagten Zeitpunkt nicht an der Schule gewesen. Wenn solch ein Fall im Präsenzunterricht eintreten würde, müsste die ganze Klasse in Quarantäne.
Staufer-Realschule: Rektor sieht im Wechselunterricht viele Vorteile
Axel Rybak hätte sich gewünscht, dass das Kultusministerium Wechselunterricht anordnet. Dann würden weniger Schüler gleichzeitig kommen. An den städtischen Schulen in Waiblingen hat es nach Aussage des geschäftsführenden Schulleiters bislang keine einzige Corona-Infektion im Rahmen von Wechselunterricht gegeben. Dieser hat ja nach Ende des Lockdowns in den Wochen vor den Sommerferien 2020 stattgefunden. „Da ist in den kleinen Gruppen nichts passiert.“
Ständige Änderungen der Stundenpläne strapazieren die Nerven
Die Lage ist dabei an jeder Schule in Waiblingen etwas anders. Schließlich hängt die Personallage davon ab, wie viele Kollegen gerade krank oder schwanger sind. Axel Rybak vergleicht die Lage, vor der viele Schulen stehen, mit dem berühmten Gordischen Knoten, der einfach nicht zu lösen ist. Dazu kommen die ständigen Änderungen, die in diesem Schuljahr die Nerven strapazieren. „Ich bin mittlerweile bei Stundenplan Nummer 17.“
Am Staufer-Gymnasium wird es Wechselunterricht geben, damit der Infektionsschutz gewährleistet wird
Volker Losch ist Rektor des benachbarten Staufer-Gymnasiums. Er hält es nicht für vertretbar, dass an seiner Schule 30 Schüler auf einmal in einem Klassenzimmer sitzen. Darum hat er Wechselunterricht angeordnet. Heißt: Ein Teil der Klasse wird am Montag und Dienstag unterrichtet, der andere am Mittwoch, Donnerstag und Freitag. Und in der folgenden Woche werden die Wochentage für die Gruppen getauscht, so dass jeder Schüler die gleiche Menge Präsenzunterricht erhält.
Corona-Schnelltests: Rektor Volker Losch aus Waiblingen informiert sich bei Modell-Schulen in Tübingen und Stuttgart
Jene Kinder, die zu Hause sind, bekommen in dieser Zeit Fernlernunterricht. Volker Losch hat sich bei seinem Modell nach eigener Aussage eng mit dem Salier-Gymnasium abgestimmt. Bei der Frage, wie die Umsetzung der Corona-Schnelltests funktioniert, will er sich mit seinen Kollegen am Staufer-Schulzentrum absprechen. Zugleich informiert sich Volker Losch gerade, wie Modell-Schulen in Tübingen und Stuttgart die Schnelltests vor Ort organisieren.
Staufer-Gemeinschaftsschule unterrichtet sogar in der Aula
Eva Neundorfer, Rektorin an der Staufer-Gemeinschaftsschule, muss keinen Wechselunterricht wie am Staufer-Gymnasium einführen, da sie Glück bei der Schülerzahl ihrer Fünft- und Sechstklässler hat. Die beiden fünften Klassen werden von je 16 Kindern besucht, die beiden sechsten Klassen von 20 respektive 21 Kindern. Eva Neundorfer wird vier große Räume für den Unterricht vorsehen, darunter auch die Aula. Das Ganze geht aber nur, weil andere Jahrgangsstufen noch komplett im Fernlernunterricht sind.
Friedensschule Neustadt profitiert von großzügigen Räumen
An der Friedensschule in Neustadt, zu der eine Grundschule und eine Gemeinschaftsschule gehören, kann Rektorin Gabriele Gollnick die Lage ebenfalls noch halbwegs entspannt sehen. Grund dafür sind die großzügigen Räume, etwa in Form von Doppelzimmern und parallel liegenden Klassenzimmern. So kann Gabriele Gollnick die Fünft- und Sechstklässler unter Einhaltung des Mindestabstands gut verteilen.
Das funktioniert aber nur, weil die Siebt- und Achtklässler derzeit noch nicht in den Präsenzunterricht zurückgeholt werden. Und auch die Neunt- und Zehntklässler sind gerade wegen der Prüfungsvorbereitung nur in den Hauptfächern im Präsenzunterricht.
Rektorin der Friedensschule Neustadt ist froh, dass die Fünft- und Sechstklässler wieder kommen dürfen
Ein großes Glück für die Friedensschule ist auch, dass sie auf sieben Gebäude verteilt ist, darunter drei Pavillons. „Dadurch können sich die Schüler an den Eingängen nicht begegnen“, sagt Gabriele Gollnick. Insgesamt ist die Rektorin froh, dass die Fünft- und Sechstklässler wieder kommen dürfen. Diese bräuchten einfach auch wieder den direkten Kontakt – was nicht bedeute, dass der Fernlernunterricht schlecht gelaufen sei. „Die haben das supertoll gemacht von zu Hause.“