Waiblingen

Wieder Kita-Streik: Verständnis bei Eltern in Waiblingen für die Erzieher sinkt - vor allem wegen Corona

Kitastreik
Im Kinderhaus Im Sämann auf der Korber Höhe gab es am Mittwoch eine Notbetreuung. © Benjamin Büttner

„Das ist jetzt die Schmerzgrenze“: Yvonne Bayer, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Waiblinger Kindertageseinrichtungen, hat für den zweiten Streiktag an den Waiblinger Kitas deutlich weniger Verständnis als noch für den ersten am 7. Oktober. Sieben Waiblinger Kitas waren am Mittwoch, 21. Oktober, komplett geschlossen, in fünf Kitas organisierte die Stadt eine Notbetreuung. Damit wurde eine Kita mehr bestreikt als noch vor zwei Wochen.

Weniger Streikende bei den Ganztagsbetreuungen an Schulen

Bei den Ganztagsbetreuungen an den Waiblinger Grundschulen waren die meisten regulär geöffnet. Nur eine war geschlossen, und bei zweien fielen Früh- und Spätbetreuung aus. Für das Mittagsband gab es jeweils eine Notbetreuung.

Arbeitgeber haben Angebot gemacht

Yvonne Bayer fragt sich derweil, wie es bei diesem Streik nun weitergehen soll. Die Arbeitgeberseite hat den Gewerkschaften mittlerweile ein Angebot gemacht. Und die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats fragt sich: Warum muss jetzt angesichts steigender Corona-Zahlen und den damit zusammenhängenden Belastungen weitergestreikt werden?

Mutter: „Muss das sein?“ 

Unsere Zeitung hat am Mittwochmorgen vor dem Kinderhaus Im Sämann auf der Korber Höhe mit rund zehn Eltern gesprochen. Viele waren in Eile, aber sagen wollten doch die meisten etwas. Eine Mutter gab zu, den Streik deswegen etwas entspannter sehen zu können, weil sie derzeit in Elternzeit sei. Eine weitere Mutter zeigte ihren Ärger. „Muss das sein?“, fragte sie und erinnerte an alle jene voll berufstätigen Eltern, die keine Großeltern haben. Die Arbeitgeber seien auch nicht begeistert, wenn ein Elternteil dann kurzfristig am Streiktag Urlaub beantragt oder sich krankmeldet.

Gewerkschaft fordert 4,8 Prozent mehr Lohn

Ohnehin, sagt die Mutter, seien die Sorgen der Eltern in dieser Corona-Zeit groß. „Corona war mehr als eine Belastung.“ Die Mutter erzählt, dass sie im Frühjahr im Home-Office gearbeitet habe – und das sei mit Kind alles andere als leicht gewesen. Andere Eltern hatten allerdings auch Verständnis für die streikenden Erzieher, die derzeit für 4,8 Prozent mehr Lohn auf die Straße gehen. „Nur so kann man was erreichen“, meinte eine Mutter.

Eltern müssen Urlaub opfern

Yvonne Bayer vom Gesamtelternbeirat kennt indes genug andere Stimmen. Nicht wenige Eltern, sagt sie, hätten an diesem Streiktag ein Betreuungsproblem. Nicht jeder habe einen Platz in einer Notgruppe erhalten – und der Urlaub sei wegen Corona bereits aufgebraucht. Wer doch noch wenige Resttage übrig habe, der müsse nun wegen des Streiks kostbaren Urlaub opfern, der dann an Weihnachten fehlt.

Die Frage, wie viel Verständnis Eltern für die Streikenden hätten, hängt laut Yvonne Bayer auch immer davon ab, wie viel Verständnis sich jemand leisten könne. Wer in Elternzeit ist oder Großeltern hat, ist ja nicht so stark betroffen wie etwa eine Alleinerziehende ohne Oma und Opa.

Kundgebung trotz steigender Corona-Zahlen

Angesichts steigender Infektionszahlen findet es Yvonne Bayer unangebracht, dass die Gewerkschaft Verdi für Mittwoch zu einer Kundgebung aufgerufen hatte. Eigentlich, findet die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, sollen sich Menschen doch nicht mehr in größeren Gruppen versammeln. Für Erzieher, die zu Hause auf dem Sofa sitzen und so einen Streiktag verbringen, hat sie angesichts der Probleme vieler Eltern aber auch wenig Verständnis.


Es ist in der Pandemie schwerer, Notgruppen zu bilden

Schließlich ist es in Corona-Zeiten viel schwerer, Notgruppen zu bilden – denn für eine Gruppe darf nicht einfach ein Erzieher aus einer anderen Gruppe geholt werden. Mischen ist derzeit aus Gründen des Infektionsschutzes untersagt. Folge: „Die Notgruppen reichen teilweise nicht aus.“

Was sagt die Stadt Waiblingen?

Christiane Dürr, Erste Bürgermeisterin der Stadt Waiblingen, gibt zu, dass es schwierig war, die Notbetreuung zu organisieren. Was vielen Eltern nach ihrer Erfahrung geholfen hat, ist die rechtzeitige Bekanntgabe der bestreikten Einrichtungen und der Notgruppen durch die Stadtverwaltung. „Wir tun, was wir können.“

Noch haben viele Eltern nach Angaben der Ersten Bürgermeisterin Verständnis für die Erzieher. Bei weiter andauernden Streiks sieht Christiane Dürr die Gefahr von personellen Engpässen bei manchen Kitas – schließlich beginnt unabhängig von Corona Ende Oktober, Anfang November traditionell die erste Grippewelle.

„Das ist jetzt die Schmerzgrenze“: Yvonne Bayer, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Waiblinger Kindertageseinrichtungen, hat für den zweiten Streiktag an den Waiblinger Kitas deutlich weniger Verständnis als noch für den ersten am 7. Oktober. Sieben Waiblinger Kitas waren am Mittwoch, 21. Oktober, komplett geschlossen, in fünf Kitas organisierte die Stadt eine Notbetreuung. Damit wurde eine Kita mehr bestreikt als noch vor zwei Wochen.

Weniger Streikende bei den

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