Waiblingen

Wiegen Handys den Schulleiter auf?

Salier-Gymnasium Sammelaktion Handys Smartphones Schey Schüler_0
Große Pause am Salier-Gymnasium – alle sind gespannt, wie viel Schulleiter Peter Schey auf die Waage bringt. Die Schätzungen der Schüler reichten von 60 bis 160 Kilogramm ... © Habermann / ZVW

Waiblingen. Millionen Handys liegen ungenutzt in unseren Schubladen herum. Hier schlummern wertvolle Rohstoffe. Das Salier-Gymnasium will zeigen, dass es anders geht, und sammelt seit vergangenen Mittwoch ausrangierte Geräte zugunsten von Bildungs- und Gesundheitsprojekten in Afrika. In zwei Wochen sollen genug Handys zusammengekommen sein, um den Schulleiter Peter Schey aufzuwiegen.

Wir alle horten Gold, seltene Erden, kurz: wertvolle Rohstoffe in unseren Schubladen. Natürlich selten in Reinform, oft jedoch als eines der über 100 Millionen Handys, die ungenutzt in Deutschland herumliegen. Am Salier-Gymnasium hat die Fachschaft Religion unter Leitung von Ulrich Ziegler nun eine Aktion gestartet, bei der das Gewicht von Schulleiter Peter Schey eine tragende Rolle spielt: In den kommenden zwei Wochen werden an der Schule ausrangierte Handys gesammelt. Das Ziel: Die ausrangierten Schüler-Handys sollen insgesamt mehr wiegen als Schey. Dann werden die Geräte recycelt.

Der Erlös, den die Aktion generiert, fließt in Bildungs- und Gesundheitsprojekte in Afrika. So soll beispielsweise eine Gesundheitsversorgung im Kongo aufgebaut oder jungen Menschen eine Ausbildung ermöglicht werden. Das Salier-Gymnasium erhält später eine Auflistung der Menge der zurückgewonnenen Rohstoffe.

Wie viel wiegt er denn, der Rektor? 

Für die Aktion musste erst einmal festgestellt werden, wie viel Gewicht der hochgewachsene Peter Schey auf die Waage bringt. Er hatte sich nach eigener Aussage in der Weihnachtszeit „auf die Aktion vorbereitet“. Die Schüler schätzen sein Gewicht auf zwischen 60 und 160 Kilogramm. Am Ende stehen 111 Kilogramm auf der Waage. Bei 728 Schülern am Salier-Gymnasium und ungefähr 150 Gramm je Handy müssten also 745 Handys zusammenkommen. Die Schülervertretung verspricht eine Belohnung: Für jedes abgegebene Handy erhält der Spender etwas Kleines zum Naschen. Die Klasse mit den meisten abgegebenen Handys bekommt sogar ein Frühstück gesponsort.

Die spaßige Aktion hat einen ernsten Hintergrund: In anderen Ländern bekommen die Menschen unseren Konsum zu spüren. Elena Muguruza vom Dachverband Entwicklungspolitik Baden Württemberg berichtete bei der Auftaktveranstaltung am Salier-Gymnasium von Umweltproblemen bei der Gewinnung von Rohstoffen, die in Handys verarbeitet werden. Durch den Einsatz giftiger Chemikalien beim Abbau dieser Rohstoffe wird Trinkwasser verschmutzt – die Folge: Menschen werden krank. Daher ist es wichtig, alte Handys zu recyceln, um die Umweltbelastung möglichst gering zu halten.

Bewusstsein schaffen

Der Religionslehrer Ulrich Ziegler hatte die Idee zur Aktion. Schulleiter Peter Schey war einverstanden, dafür auf die Waage zu steigen: „Ich finde es gut, dass auch im Religions- und Ethikunterricht darüber informiert wird, wie unser Konsum oft zulasten der Dritten Welt geht. Vor allem das Recycling könnte besser sein. Daher gefällt mir, dass so ein Bewusstsein für das Problem erzeugt wird.“

Die Handy-Aktion gibt es bereits seit 2015, gefördert wird sie von verschiedenen kirchlichen und staatlichen Trägern. Die Deutsche Telekom übernimmt die Rücknahme, Weiternutzung und das Recycling der gesammelten Mobiltelefone. In zwei Wochen steht fest, ob es die gesammelten Handys gewichtsmäßig tatsächlich mit dem Schulleiter aufnehmen können. Ein Wetteinsatz Peter Scheys ist nicht übermittelt – seine Schüler werden sich aber bestimmt etwas einfallen lassen.