Freibäder in Weinstadt: Ein Sommer zum Vergessen

„Abhaken!“, so lautet Sylvia Brüchners knappes Fazit für diesen Sommer. Ach, was heißt hier überhaupt „Sommer“? Die Betriebsleiterin der Weinstädter Bäder sagt: „Es gab zwei Wochen in diesem Sommer, in denen wirklich Sommer war.“ Ansonsten: viele Wolken, viel Regen, niedrige Temperaturen. Und dementsprechend: kaum Freibadgäste. Insbesondere die Kinder und Jugendlichen haben sich, wie schon im Corona-Jahr 2020, kaum blicken lassen. Am kommenden Sonntag endet so eine weitere denkwürdige Saison in Beutelsbach und Strümpfelbach.
Von 1200 Besuchern wie in früheren Jahren ist das Freibad weit entfernt
Im Juni, als das Bad frisch geöffnet hatte und es fast 40 Grad heiß war, und dann noch einmal Ende Juli gelangte das Beutelsbacher Freibad an seine Kapazitätsgrenze. Unter Corona-Bedingungen freilich: Das Tageslimit lag auch in diesem Sommer zeitweise noch bei 400. Mittlerweile ist die Besucherbeschränkung aufgehoben.
Die Gefahr, dass die Menschen ohne Abstand dicht an dicht die Wiese bevölkern: gering. „Das Wetter ist einfach zu unbeständig“, sagt Sylvia Brüchner.
In früheren Jahren, ohne Virus, dafür aber mit viel Sonne, sind immer wieder bis zu 1200 Menschen in das Freibad am Ortsrand geströmt. Eine genaue Statistik liegt aktuell nicht vor, aber so viel steht fest: Es waren 2021 ähnlich wenige Badegäste wie im Jahr 2020, als das Bad sogar einen Monat weniger geöffnet hatte.
Harte Zeiten für die Kiosk- und Imbissbetreiberinnen
Auch in Strümpfelbach sah das nicht anders aus. „Karle“ Maier, der legendäre Imbiss-Pächter, der vor der Saison seinen Rücktritt vom Rücktritt erklärt hatte, habe ihr erzählt, an eine ähnlich verregnete Saison könne er sich überhaupt nicht erinnern. Und für seine Kollegin, die Kioskbetreiberin in Beutelsbach, war es in diesem Jahr wirtschaftlich wichtig, dass sie an der Kasse eingesetzt wurde – mangels kaufkräftiger, hungriger Kunden.
Aufgeschlossen hat Sylvia Brüchner das Beutelsbacher Freibad trotzdem immer. Das war sie schon ihren Stammkunden schuldig, „die Wind und Wetter trotzen“. Und so ist dann doch nicht alles schlecht gewesen in diesem Sommer, die Atmosphäre zum Beispiel. „Wir haben das Beste draus gemacht. Das macht das Bad aus, dass es so familiär ist“, sagt Sylvia Brüchner.
Entspannen nach dem Bad im 19 Grad kalten Wasser
Zu ihren Stammgästen zählt Christa Dilli-Mayer. Sie hat es sich an diesem Mittag nach ein paar Bahnen im 19 Grad kalten Wasser am Beckenrand bequem gemacht. Seit 39 Jahren wohne sie in Beutelsbach, berichtet die Seniorin. Mit ihrem Mann komme sie seit Tag eins ins Beutelsbacher Freibad.
Wie oft? „Jeden Tag, wenn's Wetter mitmacht!“ Insbesondere, dass wieder einmal überhaupt keine Jugendlichen und Kinder den Weg hierher gefunden haben, verblüfft sie: „Hier kann man Beachvolleyball spielen, Tischtennis, Karten, Minigolf ... Was will man mehr?“
Kommen die Kinder wieder? Die Betriebsleiterin bleibt positiv
Hat die Pandemie die Kinder entwöhnt? Werden sie gar nie wieder zurückkehren ins Freibad, diesen Nummer-eins-Sommer-Treffpunkt mit Pommes, Eis und Sonnenbrand? Das glaubt Sylvia Brüchner nicht. Die vergangenen zwei Jahre ließen sich zwar nicht nachholen, und dass viele Kinder nicht mehr Schwimmen lernten, sei ein ernstes Problem, aber mit dem nächsten richtigen Sommer kämen bestimmt auch die jungen Gäste wieder ins Freibad. „Immer positiv denken!“, sagt die Betriebsleiterin.