Eine neue Reparaturstation für Fahrräder am Ebnisee

Ein wunderbarer, lockender Sonntagmorgen: strahlend blauer Himmel mit nur einzelnen Schäfchenwolken, eine leichte Brise, die das Brennen der Sonnenstrahlen auf der nackten Haut sanft kühlt – also perfekte Bedingungen, um in die Radlerkluft zu schlüpfen, Helm und Sonnenbrille aufzuziehen, sich auf den Sattel zu schwingen und hurtig loszustrampeln. Schließlich, was gibt es an so einem Tag Schöneres, als in die Pedale zu treten und alle Last des Alltags hinter sich zu lassen, sich bei Haubersbronn die Steige hinaufzuschrauben und Kilometer um Kilometer die Schönheit des Schwäbischen Waldes zu genießen und in sich aufzunehmen.
Für technische Laien gibt's nützliche Ratschläge über einen QR-Code
Und wenn man dann endlich am Ufer des Ebnisees steht, mit wackeligen Knien und zuckenden Schenkeln, dann weiß man sich dort nicht nur angekommen, sondern auch gut aufgehoben: Bei einem wackelnden Sattel, scharrender Kette oder sogar platten Reifen sind weder Stress noch Hektik angesagt, die neue SB-Fahrrad-Reparaturstation an der Infohütte des Ebnisee-Vereins verheißt Hilfe! Es handelt sich um eine blaue, circa anderthalb Meter hohe, auf den ersten Blick unscheinbare Säule, in der offen zugänglich Schraubendreher, Winkelschlüsselsatz, Torx-Schlüssel, Maulschlüssel, Rollgabelschlüssel (Engländer), Reifenheber und sogar Luftpumpe für alle Eventualitäten bereitstehen. Eine Aufhängevorrichtung bietet zudem den Luxus, dass der sachkundige Radfahrer und natürlich auch die Radfahrerin alle Arbeiten an der Maschine aufrecht und auf Augenhöhe ausführen kann. Und für wen die Technik ein Buch mit sieben Siegeln darstellt, der kann sich über einen QR-Code nützliche Ratschläge abrufen.
Die Sorge vor Vandalismus
Die Kaisersbacher Bürgermeisterin Katja Müller, der Vorsitzende des Ebnisee-Vereins, Konrad Jelden, und Jürgen Ehrmann, der ADFC-Beauftragte für Backnang und die Backnanger Bucht, übergaben am Sonntag diese Wunderstation gemeinsam der Öffentlichkeit. Es handle sich um eine von insgesamt 40 derartiger Reparaturstationen, mit denen ADFC und Kreis flächendeckend die Landschaft überziehen, ein „Initialprojekt“, erklärt Ehrmann. Der ADFC habe aus dem Fördertopf des Landkreises „Klima 2030“ insgesamt 16 800 Euro beantragt, mit denen die ersten 22 Stationen, die aufgestellt wurden, mit jeweils 700 Euro bezuschusst wurden, „und das ist ein ordentlicher Batzen“, betont er, wenn man bedenke, dass eine Station bei dem polnischen Hersteller für 1000 Euro zu haben sei. 35 Stationen seien bereits aufgestellt, für vier weitere lägen dem Bestellungen vor, die Stadt Welzheim sei noch unentschlossen und überlege. Die jeweiligen Stationen gehen ins Eigentum der Gemeinde über, in deren Gebiet sie aufgestellt werden, der ADFC würde aber einmal jährlich die Dichtungen an der Luftpumpe wechseln, bei Ersatzteilbedarf bei dem – wie er betonte, sehr zuverlässigen – Hersteller Sammelbestellungen vornehmen und auch regelmäßig schauen, ob die einzelnen Stationen in Ordnung seien. Dies sei leider notwendig, „denn wir leben in einer Zeit des Vandalismus und der Sachbeschädigung“, bedauerte Ehrmann. Die Station in Schwaikheim sei bereits mit Farbe beschmiert worden, die in Beinstein wurde nach nur einer Woche mit Brachialgewalt aus ihrer Verankerung gerissen und in die Rems geschmissen.
Der Ebnisee ist jetzt mit einem breiten Hilfsangebot ausgestattet
Bei der vom Bauhof aufgestellten Station am Ebnisee handle es sich um ein weiteres Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Kaisersbach und des Ebnisee-Vereins, erklärte Katja Müller. Sie werde bereits eifrig genutzt, wie sie sich selbst überzeugen konnte und wie auch der Gemeindevollzugsdienst berichtete, der regelmäßig am See unterwegs sei. Da sie sich direkt an der Straße bei der Infohütte des Vereins befinde, sei sie jederzeit bequem erreichbar und frei einsehbar, nicht nur an den Wochenenden, da auch unter der Woche zahlreiche Wanderer, Rad-, Autofahrer und Insassen des Waldbusses hier unterwegs seien. Mit dieser Station und der Notrufsäule, die im März noch kurz vor dem Corona-Ausbruch in Zusammenarbeit mit DLRG und Björn-Steiger-Stiftung installiert wurde, sei der Ebnisee mit einem umfassenden Hilfsangebot für Notfälle ausgestattet.
Der Ebnisee wird in Corona-Zeiten noch mehr Besucher anlocken als sonst
Dass der Ebnisee als zentraler Punkt zahlreicher Wander- und Radwege in diesem Jahr von noch mehr Besuchern als sonst aufgesucht wird, davon ist Konrad Jelden überzeugt. Bereits während des Lockdowns hätten zahlreiche Menschen seinen Erholungswert schätzen und nutzen gelernt. Nun sei davon auszugehen, dass in den Urlaubswochen viele ihre Liebe zur Natur vor der Haustür entdecken und im Land bleiben werden. Der Ebnisee-Verein habe bis Ende September seine Infohütte jeden Sonntag und während der schulfreien Zeit auch samstags geöffnet. „Wir freuen uns, wenn wir den Besuchern mit Rat und Tat behilflich sein können und so dazu beitragen, die Attraktivität des Naherholungsgebiets Schwäbischer Wald weiter zu steigern.“ Was er besonders bedaure, sei, dass alle drei Termine des inklusiven Angebots „Ebnisee für alle“ der Corona-Pandemie zum Opfer fielen und abgesagt werden mussten. Aber er hoffe schwer, dass sie im kommenden Jahr nachgeholt werden können.