Erstmals Flyer zu KZ-Gedenkstätten
Welzheim. Dietrich Frey, Vorsitzender des Historischen Vereins, fühlt sich für seine Organisation ausgezeichnet. Die Welzheimer Erinnerungsarbeit zum KZ Welzheim in der Stadt erfährt durch das Rahmenprogramm der Gedenkfeier des Landtags am Freitag, 27. Januar, eine besondere Würdigung. Aus diesem Anlass wurde zusammen mit der Stadt erstmals eine Informationsbroschüre über das KZ Welzheim aufgelegt.
Der Flyer zum Download.
Bürgermeister Thomas Bernlöhr bestärkt den Verein während eines Pressegesprächs am Montag im Museum in der Pfarrstraße in seinem Tun: „Die Geschichte unserer Stadt bietet nicht nur Material für Werbung und Marketing. Auch diese dunkle Facette in der Historie gehört dazu.“ Die Rolle Welzheims als Außenlager der Gestapo bringe eine besondere Verantwortung mit sich. Deshalb sei er froh über die verschiedenen Aspekte der Erinnerungskultur, die in den letzten Jahren unter der Koordination des Historischen Vereins auf den Weg gebracht worden seien.
Aktivitäten des Vereins werden vorgestellt
Der Historische Verein Welzheimer Wald wird neben rund 20 anderen Organisationen aus ganz Baden-Württemberg seine Erinnerungsarbeit und Aktivitäten zum KZ Welzheim im Foyer des Landtags präsentieren. „Unser ehrenamtlichen Engagement in den letzten Jahren wurde wahrgenommen. Das ist Bestätigung und Auftrag, daran weiter zu arbeiten“, stellte dazu Frey fest. Die Einladung sei für Verein und Stadt jetzt auch Ansporn gewesen, mit einem eigenen Flyer an die Öffentlichkeit zu gehen.
Der ehemalige Regierungspräsident Johannes Schmalzl war Ende 2012 auf die Stadt Welzheim zugekommen, am 27. Januar 2013 eine Gedenkveranstaltung zum Holocaustgedenktag in Welzheim durchzuführen. Die Stadt und der Historische Verein Welzheimer Wald gründeten daraufhin eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung einer begleitenden Sonderausstellung über das KZ Welzheim, die im Rahmen der Gedenkveranstaltung im Museum Welzheim der Öffentlichkeit gezeigt werden sollte.
Landesweite Beachtung und große Resonanz
Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wurde die Sonderausstellung „Spurensuche zum KZ Welzheim“ im Museum Welzheim eröffnet. Die Ausstellung besteht aus bebilderten Textfahnen mit Informationen über das KZ Welzheim. Gezeigt wurden auch einige wenige noch existierende schriftliche Dokumente. Beeindruckend sind vor allem die noch erhaltenen Tondokumente über die Befragung der Zeitzeugen durch Gerd Keller aus dem Jahr 1975, die im Rahmen der Ausstellung abgehört werden konnten.
Die Sonderausstellung fand landesweit Beachtung und große Resonanz, alle drei Veranstaltungen - Holocaust-Gedenktag, eine Vortragsveranstaltung sowie die Ausstellungseröffnung - stießen insbesondere auch in der Bevölkerung auf ein großes Interesse.
Neue Zeitzeugen haben sich gemeldet
Besonders bemerkenswert war für Dietrich Frey, dass während der Sonderausstellung einige Besucher und Zeitzeugen ins Museum in der Pfarrstraße kamen, die sich noch an das KZ Welzheim erinnerten und auch noch über eigene Erlebnisse im Zusammenhang mit dem KZ berichteten. Der Verein ergriff daraufhin die Initiative und beauftragte Frederic Keller, einen jungen Welzheimer Historiker, mit der Befragung der noch lebenden Zeitzeugen, die bereit waren, ihre Erlebnisse in Form eines Interviews zu schildern. Heiner Lindauer, aktiver Ehrenamtlicher des Vereins, berichtet, dass die Auswertung und Dokumentation als unwiederbringliches Dokument dem Verein vorliege.
Das Lager firmierte unter der Bezeichnung „Polizeigefängnis Welzheim“. Es war eine Nebenstelle der Gestapoleitstelle Stuttgart (Hotel Silber). Der Begriff „Konzentrationslager“ wurde aber sorgfältig vermieden, die Art des Lagers entsprach jedoch einem Konzentrationslager.
Bis zu 200 Häftlinge waren gleichzeitig untergebracht
Im KZ Welzheim waren anfangs politisch nicht konforme Personen inhaftiert. Später saßen Personen aus allen Bevölkerungsschichten und am Ende des Krieges auch Fremdarbeiter und Kriegsgefangene ein. Die Häftlinge wurden entweder kurz, dauerhaft oder auch nur vorübergehend bis zum Weitertransport in eines der großen Konzentrationslager inhaftiert.
Zu Beginn waren um die 20 Häftlinge im Schutzhaftlager untergebracht und in der Endphase waren es bis zu 200 Häftlinge. Insgesamt passierten von 1935 bis 1945 bis zu 15 000 Häftlinge das KZ Welzheim.
Info
Weitere Informationen und Termine für Führungen zu den Gedenkstätten mit dem Historischen Verein gibt es in der Tourismusinfo der Stadt Welzheim am Kirchplatz unter der Telefonnummer 07182/ 80 08-15 oder E-Mail: tourist@info-welzheim.de.