Welzheim

Fasching mit dem Coronavirus: Was ist los in Welzheim?

Welzheim_Ortsschild
Symbolfoto. © Gabriel Habermann

„Die Pandemie ist vorbei.“ Das hat vor ein paar Wochen niemand Geringeres gesagt als Professor Christian Drosten, der während der „Hochzeit“ von Corona die Bevölkerung mit einem sachlich informativen Podcast auf dem Laufenden hielt (und sich damit bei Querdenkern und Impfgegnern zahllose Feinde machte). Faktisch ist das sicher richtig, aber anstecken kann man sich trotzdem immer noch. Erst vor wenigen Tagen ging durch die Medien, dass sich in Nordrhein-Westfalen nach dem Abschluss der Karnevals-Saison die Zahl der Corona-Infektionen verdoppelt hat - kein Wunder, das Bundesland ist ein Zentrum der feiernden Jecken. Aber auch woanders wurde im Kostüm ausgelassen gefeiert – mit ähnlichen Folgen.

Kein Superspreading-Event mehr, aber warum?

Britta aus Welzheim (Name geändert) hat sich wie verrückt auf den Handballer-Fasching gefreut – „das ist für mich der beste Tag des Jahres“, sagt sie am Telefon. Vor allem, weil er nach zwei Jahren Zwangspause endlich wieder stattfand. Ohne Maskenpflicht, ohne Testzwang oder sonstige Schutzmaßnahmen. Die meisten sind inzwischen sowieso ausgelaufen oder tun es demnächst; die Testzentren in Welzheim sind seit dem ersten März geschlossen. Dass die Pandemie zwar vorbei ist, das Risiko, zu erkranken, aber keineswegs, merkt sie drei Tage später, als sie morgens nach dem Aufwachen feststellt, dass sie Atemnot, Husten und Fieber hat.

30 Personen auf Handballer-Party in Welzheim infiziert

Ein Schnelltest zeigt, dass sie mit Corona infiziert ist, aber einen PCR-Test kann sie vor Ort nicht machen, denn das Testzentrum in der Pfarrstraße hat erst am letzten Februar-Wochenende wieder Testtermine frei (die Hauptamtlichen sind in Urlaub, die ehrenamtlichen Helfer führen den Test nicht durch). Da sie aber eine offizielle Bescheinigung braucht, um sich in ihrer Berufsschule krankmelden zu können, geht sie für den Test in eine Alfdorfer Apotheke – auch der ist positiv.

In kürzester Zeit stellt sie fest, dass sich allein in ihrem Freundeskreis mindestens dreißig Leute ebenfalls auf der Handballer-Party infiziert haben. „Und das sind bloß die, die ich kenne.“ Sie fragt herum, ob noch jemand darüber reden möchte, aber bis auf Maja (Name ebenfalls geändert) will das keiner. Begreiflicherweise, denn niemand möchte den Organisatoren vom TSF Welzheim die Schuld geben – weil die tatsächlich auch keine Schuld trifft, denn sie haben nur das getan, was sie inzwischen wieder dürfen: eine beliebte Faschingssause veranstaltet, auf die sich auch Maja gefreut hat und zu der am 18. Februar Hunderte von Gästen erschienen sind. Maja hat im Kostüm mitgefeiert und am Mittwoch danach festgestellt, dass sie und ihr Freund sich angesteckt haben.

Kein großer Anstieg an Schnelltests nach Handballer-Fasching

Auf ihre Social-Media-Story zum Thema haben sich wenigstens zehn Bekannte gemeldet, die es ebenfalls „erwischt“ hat. „Ich trag' in Bus und Bahn Maske“, sagt Maja ziemlich gelassen, „ich bleib' zu Hause, bis ich wieder negativ bin, und geimpft bin ich auch. Es tut mir kein bisschen leid, dass ich hingegangen bin.“ (Dasselbe hat auch Britta gesagt, fast wortwörtlich.) Einen großen Anstieg an Schnelltests habe sie nach dem Handballer-Fasching nicht bemerkt, sagt Petra Ellwanger-Röderer, Inhaberin der Welzheimer Apotheke am Kirchplatz. „Aber die Leute testen sich ja inzwischen oft selbst“, meint sie. Und kennt selbst wenigstens acht Faschingsbesucher, die Pech gehabt haben, darunter zwei Mitarbeiter.

Die Pandemie ist vorbei, das Virus ist geblieben, hat jedoch einiges von seinem Schrecken verloren. Irgendwie haben es die Menschen mittlerweile in ihren Alltag integriert wie ein unvermeidliches Übel. „Das ist jetzt halt so“, hat eine Mitarbeiterin des Testzentrums am Fitness-Center „CleverFit“ lakonisch festgestellt, wenige Tage, bevor es geschlossen wurde. „Wir müssen einfach damit leben.“

„Die Pandemie ist vorbei.“ Das hat vor ein paar Wochen niemand Geringeres gesagt als Professor Christian Drosten, der während der „Hochzeit“ von Corona die Bevölkerung mit einem sachlich informativen Podcast auf dem Laufenden hielt (und sich damit bei Querdenkern und Impfgegnern zahllose Feinde machte). Faktisch ist das sicher richtig, aber anstecken kann man sich trotzdem immer noch. Erst vor wenigen Tagen ging durch die Medien, dass sich in Nordrhein-Westfalen nach dem Abschluss der

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