Dalmstock Open Air
Leutenbach. Die Hardrock-Szene hat sich am Freitag und Samstag zum lautstarken Dalmstock Open Air versammelt. Wegen des schlechten Wetters kamen insgesamt allerdings nur wenige Besucher.
Nasskalt ist es beim Start des Dalmstock-Open-Air-Festivals am Freitagabend, aus bleigrauem Himmel gießt es in Strömen. So wagen sich erst nur eine Handvoll Besucher auf den Sportplatz am Ortsrand von Leutenbach. Die Rockinitiative Leutenbach stemmt das zweitägige Konzert bereits zum 21. Mal – die Tradition verpflichtet, eine Absage kommt nicht infrage. Oliver Idler, der Vorsitzende des Vereins, lässt sich seine gute Laune nicht nehmen: „Auf jeden Regen folgt Sonne, und wenn die Musik anfängt, verziehen sich die Wolken.“
Kurzfristig wird Rindenmulch organisiert
Seit Monaten hat die Rockinitiative das Fest vorbereitet, für alles ist gesorgt - für das Sicherheitspersonal, die Einsatzkräfte vom Roten Kreuz, den Zeltplatz (der freilich nur von wenigen in Anspruch genommen wird), den Wurstgrill, die Bühne und auch das Schlagzeug. „Das ist unser Anspruch“, betont der 32-Jährige. Zu den Vorbereitungen gehörten auch die Telefonate mit dem Ordnungsamt, das an den zwingenden Musikschluss um 23.30 Uhr erinnert. Was anfangs fehlt, ist der Rindenmulch, damit die Besucher besser über das völlig durchweichte Gras kommen. Aber Olli rennt los zum nächsten Bauernhof und lässt sich einen großen Eimer füllen.
Für 2000 Gäste wäre Platz, am Freitag wagen sich nur 50 raus
Autumn nennt sich die erste Gruppe, die die regenschwere Luft zum Vibrieren bringt. Die Jungs legen sich gleich mächtig ins Zeug, der Mann am Mischpult dreht die Soundregler bis zum Anschlag hoch. Sänger Podge, weißes Hemd und schwarze Fliege, übt sich in brachialen Shouts, so heißt das in der Szenesprache. Die drei Gitarristen verlangen ihren Instrumenten alles ab, der Schlagzeuger haut kräftig zu. Vor der Bühne mit roten und blauen Strahlern samt Nebeleffekten stehen aber gerade mal eine Handvoll tapferer Fans.
Es geht hart zur Sache
Später am Abend kommen ein paar weitere Besucher, knapp 50 verteilen sich auf dem Festgelände an den Bierständen und in den Zelten. Eigentlich wäre für bis zu 2000 Gäste Platz. Die nächste Gruppe, sie nennt sich Fateful Finality, legt in ihrem dreiviertelstündigen Auftritt am Freitagabend noch eine Schippe Professionalität drauf. Ihnen eilt der Ruf als eine der hoffnungsvollsten neuen deutschen Heavy-Metal-Formationen voraus. Breitbeinig, in Army-Hosen, rackern sie sich auf der Bühne ab, lärmend und mit derben Stimmen. Es folgt Undertow, seit langen Jahren im Metal-Geschäft - auch keine Jungs von Traurigkeit. Nein, ein Heavy-Metal-Konzert ist keine Veranstaltung für Schmusesongs à la Abba, hier geht es richtig hart zur Sache. Je mehr Dezibel, umso besser. Der eine mag es als ohrenbetäubendes Gegröle abtun, der andere findet es echt cool.
Die Band Fateful Finality war kürzlich in Wacken zu hören
Auch Heike Quenser aus Markgröningen gehört zu den eingefleischten Hardrock-Fans. Erst vor wenigen Tagen war sie beim Wacken Open Air in Schleswig-Holstein, mit 80 000 Besuchern die größte Veranstaltung dieser Art weltweit. „Da war auch schon Fateful Finality dabei“, erzählt sie. Nach Leutenbach ist sie vor allem wegen den Nitrogods gekommen. Stundenlang harrt sie im klammen Zelt aus, applaudiert den anderen Gruppen, bis endlich die ersehnte Band auftritt, ein Headliner, wie es im Branchenjargon heißt.
Nah dran an der Musik
Für alle Fans, die dem Regen trotzen, hat sich der Besuch auf dem Leutenbacher Sportgelände auf jeden Fall gelohnt. Da sind sie echt nah dran an ihrer Musik, direkt an der Bühne, ohne Gedränge. Und Olli bilanziert zufrieden: „Die Stimmung war sehr gut, hat Spaß gemacht – nächstes Jahr wieder!“
Am Samstag sind dann etwa 200 auf dem Platz, es tröpfelt nur noch wenig. Mit leuchtenden Teufelshörnern auf dem Kopf feiern die Fans von The Jack ein furioses Finale und lassen’s mal wieder richtig krachen in Leutenbach.