Hermann Schwabs 20. Todestag naht: Erinnerung an einen besonnenen Beweger
Die Stadt Winnenden erinnert an ihren früheren Bürgermeister und Oberbürgermeister Hermann Schwab, der am 1. November vor 20 Jahren gestorben ist. Pressesprecherin Emely Rehberger hat die Würdigung des Mannes verfasst, der 83 Jahre alt geworden ist.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Hermann Schwab Winnendens erster Bürgermeister und wurde in seiner Amtszeit gleichermaßen von Bevölkerung, Gemeinderat und der US-Militärregierung geschätzt. Einstimmig wurde Hermann Schwab am 14. April 1947 vom Gemeinderat gewählt und anschließend von der Besatzungsmacht bestätigt. Wenig später, am 22. Februar 1948, fand die erste demokratische Wahl statt, bei der der ehemalige Regierungsinspektor vom Landratsamt Aalen von der Bevölkerung mit überwältigender Mehrheit in seinem Amt bekräftigt wurde.
Von 1947 bis 1978 regierte der in Schwäbisch Hall geborene Hermann Schwab die Stadt Winnenden. Zuerst als Bürgermeister und ab 1973 dann als Oberbürgermeister, denn durch die Eingliederung der Nachbargemeinden Baach, Birkmannsweiler, Breuningsweiler, Bürg, Hanweiler, Hertmannsweiler und Höfen überschritt Winnenden die Zahl von 20 000 Einwohnern und wurde zur Großen Kreisstadt erhoben.
In seinen 30 Jahren als Rathauschef hat Hermann Schwab vieles bewegt und Spuren hinterlassen, die Winnenden noch heute prägen. Der dreifache Familienvater verfügte über einen großen Gerechtigkeitssinn und die Gabe, Spannungen abzubauen. Mit seiner besonnenen Art gelang es ihm, die durch den Krieg tief gespaltene Gesellschaft wieder zu einen und die Demokratie vor Ort zu stärken. Doch nicht nur das. Viele Straßen und Gebäude waren im Krieg zerstört worden. Es herrschte eine große Wohnungsnot. Um diese zu lindern, gründete Schwab am 4. August 1948 die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft und ebnete damit dem sozialen Wohnungsbau in Winnenden den Weg. Weil in der Zeit auch Nahrungsmittel knapp waren, initiierte der Bürgermeister zudem die sogenannte Gartenlandaktion. Dabei erhielten rund 380 Winnender Familien Pachtland zugeteilt, auf dem sie nun ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen konnten.
„Spontan isch bei mir nix bassiert“, soll Schwab einmal gesagt haben. Rückblickend lässt sich das bestätigen. Auf ihn geht der Bau der Stöckachschule zurück, denn dem Bürgermeister war es wichtig, den Kindern das Lernen wieder zu ermöglichen. Sie wurde am 15. September 1951 eingeweiht und war im Altkreis Waiblingen eine der ersten Schulen nach dem Krieg. Weiterhin siedelte der Rathauschef Industriebetriebe wie beispielsweise die AEG in Winnenden an. Dadurch entstand fast zeitgleich der Wohnbezirk Schelmenholz, denn hier wohnte die dort arbeitende Bevölkerung hauptsächlich. Ebenfalls auf Hermann Schwab geht die Begründung der Städtepartnerschaft mit Albertville zurück.
Ein besonderes Projekt in Hermann Schwabs Amtszeit war die 1956 erbaute Winnender Stadthalle, die heute seinen Namen trägt. Mit ihr ging der Wunsch der Bevölkerung nach einem Fest- und Versammlungsraum für Bürger und Vereine in Erfüllung. Sie galt als Meilenstein in der damaligen Zeit, so erhielt sie unter anderem einen Orchestergraben vor der Bühne, um neben Theater- auch Opernaufführungen nach Winnenden zu holen. Nach wie vor finden in der Halle zahlreiche Veranstaltungen statt, die das kulturelle Angebot und das Vereinsleben in Winnenden bereichern, und mit ihrem Namen erinnert sie an Winnendens ersten Bürgermeister nach dem Krieg.