Winnenden

Immer mehr Wohngeld-Anträge in Winnenden: Das müssen Antragsteller beachten

Miete Wohnen Geld
Teure Miete? Immer mehr Menschen haben Anspruch auf Wohngeld vom Staat. Symbolfoto: Büttner © Benjamin Büttner

Immer mehr Menschen drehen jeden Cent um, weil die Kosten in vielen Lebensbereichen so stark gestiegen sind – und immer mehr sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Zum Beispiel auf Wohngeld. Nach einer Gesetzesreform sind jetzt deutlich mehr Menschen berechtigt, Wohngeld zu empfangen. Auch in Winnenden ist die Zahl der Anträge deutlich gestiegen. Was gilt es bei einem Antrag zu beachten? Und kommt die Behörde im Rathaus überhaupt mit der Bearbeitung hinterher? Unsere Redaktion hat nachgefragt.

Fast doppelt so viel wird ausgezahlt

„Wohngeld Plus“ heißt die nach Angaben der Bundesregierung „größte Wohngeldreform in der Geschichte Deutschlands“, mit der in Zukunft mehr Haushalte mit niedrigem Einkommen finanziell unterstützt werden sollen. Mit dem neuen Gesetz soll der Empfängerkreis für das Wohngeld verdreifacht werden, während die Höhe des Wohngeldes für die Beziehenden im Durchschnitt verdoppelt wird. Wer wohngeldberechtigt ist, erhält im Durchschnitt monatlich 370 Euro. Das sind 190 Euro mehr als bisher.

Außerdem gibt es aufgrund der Energiekrise eine „Heizkostenkomponente“, die sich an der Zahl der Haushaltsmitglieder bemisst, um die Menschen weiter zu entlasten. Seitdem das Gesetz Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, ist die Zahl von Anträgen Medienberichten zufolge in allen Teilen des Landes enorm gestiegen. Schon Ende vergangenen Jahres wurde vor einer regelrechten „Antragsflut“ gewarnt, auf die sich die dafür zuständigen Behörden vorbereiten sollten. Jetzt, mehr als einen Monat später, ist von Überlastung der Behörden und wochenlangen Wartezeiten zu lesen.

Stark gestiegene Nachfrage in Winnenden

Auch in Winnenden ist die Zahl der gestellten Wohngeldanträge stark gestiegen. Nach Angaben der Stadtverwaltung Winnenden (Stand 6. Februar) wurden seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes insgesamt 31 Erstanträge sowie 48 Weiterleistungsanträge gestellt. Vor einem Jahr, im Januar 2022, seien nur fünf Erstanträge und 30 Weiterleistungsanträge gestellt worden, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. Auch hier also: ein enormer Anstieg.

Allzu bald dürfte sich die Lage nicht entspannen. Rathaus-Pressesprecherin Franziska Götz teilt mit: „Es ist ein eindeutiger Anstieg der eingehenden Anfragen und Wohngeldanträge zu verzeichnen. Die Tendenz ist steigend. Aufgrund der immer weiter steigenden Lebenskosten und der Erweiterung des Personenkreises, welcher potenziell Wohngeld beziehen könnte, ist mit einem weiteren Anstieg des Bezuges von Wohngeld zu rechnen.“

Wie bewältigt Winnenden den Ansturm?

Kommt die Stadt da überhaupt noch mit der Bearbeitung hinterher? Auf die vielfach größere Belastung habe sich die Wohngeldbehörde des Amts für Soziales, Senioren und Integration mit einem „veränderten Ablauf innerhalb der Wohngeldbehörde“ vorbereitet, berichtet Götz. Im Dezember 2022 sei ein neues „Front-Office“ (Anlaufstelle) und ein sogenanntes „Back-Office“ (Sachbearbeitung) eingerichtet worden.

Aufgrund der steigenden Fallzahlen soll ab dem 1. April 2023 eine weitere Stelle in der Wohngeldbehörde besetzt werden. Die Bearbeitungszeit der Anträge sei in Winnenden mit „rund zwei bis drei Wochen“ („sofern alle notwendigen Unterlagen vorliegen“) noch vergleichsweise kurz. In Medienberichten aus anderen Regionen, zum Beispiel Mainz, ist von einer Bearbeitungszeit von bis zu zwölf Wochen die Rede.

Mehr als 50.000 Euro im Monat

Auf unsere Nachfrage gibt die Stadtverwaltung an, für den Februar dieses Jahres mit rund 57.100 Euro fast 11.300 Euro mehr des staatlichen Zuschusses auszuzahlen als noch für den Vormonat Januar (45.800 Euro). Das durchschnittlich ausgezahlte Wohngeld pro Monat sei insgesamt beachtlich angestiegen. Es lag in Winnenden 2022 bei rund 51.700 Euro monatlich.

Eine Auswertung zur neuen Heizkostenkomponente ist für das laufende Jahr laut Stadtverwaltung noch nicht möglich. Im vergangenen Jahr seien im Zuge des „Heizkostenzuschusses I“ insgesamt 80.150 Euro ausgezahlt worden.

Doch wer hat eigentlich Anspruch auf das „Wohngeld Plus“ und was muss man beim Antrag beachten? Anspruchsberechtigt ist grundsätzlich jeder Haushalt, egal ob Mieter (Mietzuschuss) oder Eigentümer selbst genutzten Wohnraumes (Lastenzuschuss). Allerdings dürfen bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschritten werden. Wer schon andere Sozialleistungen erhält, in denen Beiträge zum Wohnen enthalten sind, wie zum Beispiel Arbeitslosengeld II, ist vom Wohngeld ausgeschlossen.

Der „Wohngeld-Rechner“ gibt Auskunft

Wer also ein geringes Einkommen hat, sollte seinen Anspruch auf Wohngeld in jedem Fall überprüfen. Dazu hat das Bundesministerium im Internet einen „Wohngeld-Rechner“ zur Verfügung gestellt, mit dem es für jeden möglich ist, seinen möglichen Anspruch auf Wohngeld online zu überprüfen. Die Höhe des Wohngelds berechnet sich anschließend aus mehreren Faktoren, wie zum Beispiel der zu berücksichtigenden Anzahl der Haushaltsmitglieder und deren Gesamteinkommen. Wenn sich herausstellt, dass man Anspruch auf das Wohngeld hat, kann also ein solcher Antrag gestellt werden.

Rathaus-Pressesprecherin Franziska Götz erklärt: „Wohngeld kann man frühestens ab dem Monat erhalten, in dem der Antrag eingeht. Wohngeld erhält man in der Regel für zwölf Monate. Möchte man Wohngeld nach diesem Zeitraum weiter beziehen, muss man es neu beantragen.“

Welche Unterlagen werden benötigt?

Was wird für den Antrag benötigt? Darauf gibt die Winnender Stadtverwaltung folgende Antwort: Benötigt werde ein „Nachweis über die Miete oder Belastung sowie Nachweise über das Gesamteinkommen des Haushalts (zum Beispiel Arbeitseinkommen aller Art, Unterhalt aller Art, Arbeitslosengeld, Krankengeld, Mutterschaftsgeld …)“ und natürlich der Antrag selbst. Je nach Lebenssituation allerdings, „können weitere Unterlagen für den Wohngeldantrag notwendig sein“. Den Antrag kann man anschließend persönlich im Rathaus stellen, wie es derzeit laut der Stadtverwaltung am häufigsten passiert, oder im Internet. Seit Anfang Februar ist das über das Online-Portal „Service BW“ möglich.

Immer mehr Menschen drehen jeden Cent um, weil die Kosten in vielen Lebensbereichen so stark gestiegen sind – und immer mehr sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Zum Beispiel auf Wohngeld. Nach einer Gesetzesreform sind jetzt deutlich mehr Menschen berechtigt, Wohngeld zu empfangen. Auch in Winnenden ist die Zahl der Anträge deutlich gestiegen. Was gilt es bei einem Antrag zu beachten? Und kommt die Behörde im Rathaus überhaupt mit der Bearbeitung hinterher? Unsere Redaktion hat

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