Landratsamt will Winnender Kräutertee konfiszieren – Dr. Hirt: „Nur über meine Leiche“

Manchmal sind wir unsicher: Schützt uns die Europäische Union wirklich gegen gar alles, was uns in einem Supermarktregal begegnen kann? Holt das Landratsamt auch die Polizei, wenn uns jemand einen nicht sonderlich gut schmeckenden bitteren Kräutertee verkaufen will? Seit letzten Samstag können wir sicher sein: Die machen das. Das Landratsamt hat Lebensmittelkontrolleure zu Anamed, Teemania und Dr. Hans Martin Hirt in die Winnender Paulinenstraße geschickt. Das Amt schreibt an Hirt und seine Mitstreiter: „Das Inverkehrbringen des neuartigen nicht zugelassenen Lebensmittels Artemisia Annua Anamed (A-3) wird Ihnen untersagt.“ Hirt musste 500 Euro Strafe zahlen wegen seines Kräuterverkaufs. Das ist noch nicht alles: Die Leute des Landratsamts wollten auch noch Lagerräume und Behälter mit den Kräutern plombieren und den weiteren Verkauf verhindern. Da trotzte Hirt, stellte sich ihnen in den Weg und sagte: „Nur über meine Leiche!“ Die Szene blieb gewaltfrei.
Angeblich dient das Teeverkaufsverbot dem Verbraucherschutz
Die Kontrolleure riefen die Polizei, welche auch kam, mit den Beteiligten redete und zu Hirt sagte, er solle tun, was das Landratsamt vorschreibe. Wir Verbraucher sind also ziemlich gut geschützt gegen einen Kräutertee, der in Winnenden in Gärten und Feldern wächst. Aber der Verteiler dieser Kräuter trotzt weiterhin. Noch immer findet man im Internet Verkaufsangebote von Artemisia. Bestimmt 20 Teeversender verkaufen das Kraut, offenbar ohne dass eine Behörde einschreitet. Dem Winnender allerdings hat das Landratsamt ein Bußgeld von 5000 (in Worten: fünftausend) Euro angedroht für den Fall, dass er weiter solche Sachen wie „neuartige“ Kräutertees verkauft. Dass das Landratsamt so unheimlich für die Sicherheit von uns Verbrauchern schafft, hätten wir nie gedacht. Wir hätten allerdings auch nie vermutet, dass ein im Garten wachsendes Kraut ein „neuartiges Lebensmittel“ sein könnte und dass man einen Schwaben, der sich ohne Stirnrunzeln saure Nierla, Weinbergschnecken oder Kuttla in Trollingersoße einverleibt, vor so einem Kräutertee schützen muss.